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So gestalten Sie die besten Videos in Job-Anzeigen (bzgl Inhalt & Zielgruppe, nicht technisch)

19Jul2021
6 min
jobanzeige

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wenn schon Video in der Jobanzeige, dann aber bitte zielführend. Wie das erreicht wird und worauf zu achten ist, das versuche ich, in einem Interview mit Vertretern von Jobbörsen und Personalberatern zu erfahren.

Dabei geht es mir nicht um technische Details, sondern um das Erreichen der Zielgruppen, um Inhalte, etc. Nicht weil die Technik nicht ebenso spannend und wichtig wäre, sondern weil es hier den Rahmen sprengen würde. Daher: Fokus auf Inhalt. Und auf das Warum. Und auf Zielgruppen.

Wie sollten Videos gestaltet sein, um wirklich Sinn zu machen?

Karl Edlbauer (hokify): Kurz und authentisch. Es geht darum, einen Einblick in das Unternehmen oder besser in die Abteilung, für welche die Stelle ausgeschrieben ist, zu geben. Selbstbeweihräucherung will hingegen keiner sehen. Die wichtigsten Bereiche, die abgedeckt werden sollten, sind: Unternehmenskultur, Arbeitsklima und Umfeld, eine genaue Beschreibung des Aufgabenbereichs sowie die wichtigsten Projekte.
Mittlerweile sind coole Smartphone Videos en vogue und entsprechen dem Zeitgeist. Gleichzeitig vermittelt diese Art des Videos eine echte und ungezwungene Atmosphäre. Interviewen Sie Mitarbeiter, diese können glaubwürdig kommunizieren, wie die Arbeit im Unternehmen abläuft.

Nikolai Dürhammer (StepStone): Ganz klar: Authentisch, lebhaft und emotional. Es geht nicht darum, wiederzukäuen, was im Inserat steht oder welche Benefits man anbietet. Bewerber wollen einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen werfen: Wie seht der Arbeitsplatz aus, welche Menschen arbeiten da? Kommen alle im Anzug, oder ist es legerer? Großraum oder einzelne Büros? Alles was positive Gefühle weckt, ist willkommen. Erfahrungsgemäß braucht es da den beratenden Blick von außen. Wir bieten deshalb seit einiger Zeit auch an, diese Filme – unter dem Produktnamen „emotions“ für unsere Kunden zu produzieren.

Mag. Cornelia Schwaminger, MAS (BDO Consulting): So kurz und knackig wie möglich, aber dennoch aussagekräftig und optisch ansprechend.

Helen Trivick-Randall, MBA BA (Trenkwalder Personaldienste): Grundsätzlich gilt: Je natürlicher und charismatischer die Personen im Video wirken, desto interessanter macht sich der Arbeitgeber. Wenn Sie ein Video im Stelleninserat platzieren möchten, müssen Sie dafür nicht unbedingt Schauspieler engagieren. Überlegen Sie sich gut, welche Mitarbeiter für den Dreh in Frage kämen: Gibt es jemanden in der Firma, der durch seine authentische Art besonders überzeugend wirkt? Möchten Sie einen Imagefilm gestalten oder den Job für Interessierte vorstellen? Holen Sie in jedem Fall auch Einverständnis der beteiligten Personen ein. Machen Sie sich Gedanken zu einem kurzen Drehbuch, Länge, Drehort und Storytelling. Auch die nötige Technik sollte nicht zu kurz kommen. Eignet sich ein Handyvideo oder doch besser eine professionelle Kameraausrüstung? Findet der betreffende Job im Office statt, könnte ein Mitarbeiter am Schreibtisch im Gespräch über seinen Arbeitsalltag gefilmt werden. Achten Sie bei der Gestaltung darauf, die Stimmung im Video nicht gekünstelt wirken zu lassen. Ein Kaffee am Tisch, zwischendurch ein Telefonläuten oder ein Kollege, der im Hintergrund quert, wirken viel authentischer als ein perfektes und überpenibel geputztes Büro. Die Prüfung durch ein zweites Paar Augen ist daher unerlässlich: Berücksichtigen Sie auch Zweitmeinungen anderer Personen zum aufgenommenen Video, diese können weiteren mehrwertbringenden Input liefern. Videos in Stellenanzeigen machen erst dann Sinn, wenn der Auftritt Bilder im Kopf produziert, die durch den Text des Inserats allein nicht entstehen könnten.

Evelyn Bereuter (wienerjobs.at): „Kurz und knackig.“ Authentisch. Ein Unternehmensvideo weckt umso mehr Interesse und Aufmerksamkeit, wenn die Emotionen bzw. die Gefühle bei den Zielgruppen geweckt werden: „Da will ich arbeiten!“. Wird daraus eine Bewerbung generiert, wurde das Ziel erreicht. Wie überall ist das leichter gesagt als getan. So ist vor der Produktion eines Videos – ganz gleich ob Werbevideo, Erklärvideo, Vorstellungsvideo etc. – eine klare Konzeption mit einer Menge Informationen von Nöten, um die erforderliche Zielgruppe genau so abzuholen, wie es in deren Wünschen verankert ist. Der berufliche Alltag, das Arbeitsklima und ein nettes Wort der Geschäftsführung oder der Personalleitung geben den Jobanwärtern einen interesseweckenden Einblick in die Unternehmenskultur. Je nach Struktur setzen auch viele Arbeitgeber auf das freundschaftliche Miteinander und zeigen ansprechende Bilder oder Szenen aus vergangenen Firmenevents und Veranstaltungen.
Kurz gesagt: Authentisch, keine Floskeln und vermeiden Sie kopierte Inhalte von anderen Videos. Wechseln Sie zur Inspiration die Perspektive und betrachten Sie bei Ihrem nächsten Firmenrundgang die Firmenphilosophie aus einem ganz anderen Blickwinkel. Da werden Sie sehen, dass Sie sich von anderen Arbeitgebern in gewissen Bereichen abheben können. Und genau an diesem Punkt sollten Unternehmensvideos ansetzen.

Mag. Wolfgang Kowatsch (myAbility): Damit Videos im Recruiting wirklich Sinn machen, sollten sie einerseits barrierefrei gestaltet sein. Das Verfolgen des Zwei-Sinne-Prinzips in der Gestaltung und Produktion macht das Video für alle Menschen zugänglich und wahrnehmbar und trägt überdies dazu bei, dass in der Umsetzung bereits stärker auf ein klares Storytelling geachtet wird. Durch das Zwei-Sinne-Prinzip kann sichergestellt werden, dass eine weitaus größere Zielgruppe bzw. ein breiteres Spektrum an Personen erreicht werden kann. Dazu zählen beispielsweise Menschen mit Seh- oder Höreinschränkungen, aber u.a. auch Menschen, die sich das Video ohne Ton ansehen (z.B. am Smartphone in öffentlichen Verkehrsmitteln).
Außerdem sollten die Videos hochwertig produziert werden, der Unternehmenskultur sowie des Corporate Designs entsprechen und inhaltlich relevant für Bewerber sein und diese gezielt ansprechen. Ein reines Marketing-Video bringt hier keinen wirklichen Mehrwert.

Kristina Knezevic (XING E-Recruiting): Wichtig ist, dass die Videos ein guter Mix aus Information, Emotion und Unterhaltung sind. Ebenso gilt für Videos in Stelleninseraten das gleiche, wie für Employer Branding: realistische, ehrliche und transparente Einblicke geben und keine Werbefilme bzw. Hochglanzbroschüren produzieren, sonst ist die Enttäuschung der Bewerber vorprogrammiert. Auf der anderen Seite müssen Unternehmen mit höhere Recruiting-Kosten rechnen, wenn Mitarbeiter dann doch nicht ins Team bzw. auf die Position passen.
Recruiting-Videos sollten Informationen über das Unternehmen als Arbeitgeber, die Kultur und Werte, das Zusammenarbeiten und den Job an sich enthalten und auch zukünftige Vorgesetzte und Kollegen sollten zu Wort. Es geht darum zu zeigen, was das Unternehmen von anderen differenziert und einzigartig macht. Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur, die sollte man in Videos transparent nach außen tragen. Darüber hinaus würde ich raten, für unterschiedliche Vakanzen bzw Aufgabenbereiche unterschiedliche Sequenzen zu produzieren, da sich die Zielgruppen unterscheiden. Ein Sales Mitarbeiter beispielsweise tickt anders als ein Recruiter und möchte anders abgeholt werden, auch macht es einen Unterschied, ob ich mich an Führungskräfte wende. Um ein Beispiel zu geben: Bei Führungskräften könnte man in einem Video gut über das Führungsverständnis im Unternehmen sprechen.

Tristan Niewöhner (persomatch): Die Videos müssen zu den Unternehmen passen und authentisch sein. Der Konzern kann kein Video herausbringen, in dem die Sprache zu umgangssprachlich ist, und das Video eines Handwerksbetriebs wirkt unglaubwürdig, wenn alle Darsteller mit Hemd und Krawatte herumlaufen. Die Videos sollten auch nicht zu professionell sein. Es sollte mehr den Anschein erwecken, als wolle man sich „nur mal eben kurz vorstellen“. Und mit „kurz“ meine ich auch kurz. Es sollte sich wirklich um kurze Clips handeln und nicht um epische Filme. Man muss sich auf die Zielgruppe einstellen, und die gehört zum größten Teil der „TikTok-Generation“ an.

Fazit

May I wrap it up? Ein gutes Video im Stelleninserat ist unterm Strich: kurz, authentisch, optisch ansprechend. Diese Zusammenfassung ist definitiv einfacher als die Umsetzung 😉

So gestalten Sie die besten Videos in Job-Anzeigen (bzgl Inhalt & Zielgruppe, nicht technisch)

Die Gesprächspartner


Kristina Knezevic, XingKristina Knezevic
Country Manager Österreich XING

XING E-Recruiting GmbH


Nikolai Dürhammer
Geschäftsführer Nikolai Dürhammer, Stepstone

StepStone Österreich GmbH


Helen Rivick-Randall, TrenkwalderHelen Trivick-Randall, MBA BA
Projektspezialistin für Recruiting und internationale Kooperationen

Trenkwalder Personaldienste GmbH

www.at.trenkwalder.com


Cornelia Schwaminger, BDOMag. Cornelia Schwaminger
Senior Manager

BDO Consulting GmbH


Evelyn Bereuter, HRM Institut, wienerjobs.atEvelyn Bereuter
Marketingleitung wienerjobs.at

wienerjobs.at


Tristan Niewöhner, PersomatchTristan Niewöhner
CEO persomatch

persomatch GmbH

www.persomatch.de


Wolfgang Kowatsch, myAbilityMag. Wolfgang Kowatsch
Managing Partner & Co-Founder

myAbility Social Enterprise GmbH

www.myAbility.jobs


Karl Edlbauer, HokifyKarl Edlbauer

hokify GmbH

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