Was hält der Herbst / Winter 2021-22 hinsichtlich HR-Ausbildungen parat? Vorangestellt noch die Frage: was wird besonders stark nachgefragt?
Mitten in der Vielzahl an HR-Events, die uns gerade mitreißen, die alle den September, gerade noch Oktober 2021 wählen, stell ich mir die Frage: wie machen es die längerfristigen Ausbildungen? Jene, die eben nicht aus 1-2tägigen Events bestehen und daher auch in der möglicherweise-doch-nicht-so-günstigen-weil-immer-noch-Covid-Zeit durchgeführt werden möchten.
Was wird aktuell verstärkt nachgefragt?
Veronika Aumaier, MAS, MSc (Aumaier Consulting Training): Derzeit ist nach wie vor in erster Linie bei Human Resources Experten die Business Coach Ausbildung gefragt und beliebt. Sie vervollständigt das fachliche Know How und gewährleistet den Austausch und die Zusammenarbeit mit Führungskräften auf Augenhöhe. An Interesse und Nachfrage gewonnen hat unsere Change Agent Ausbildung. Zunehmend agieren Human Resources Business Partner auch als interne Change Agent in komplexen Transformationsprozessen. Entsprechende Basiskenntnisse im Steuern von komplexen Change Themen werden damit immer wichtiger.
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger (FHWien der WKW): Durch den laufenden Austausch mit HR-Experten, viele Gespräche mit unseren Lehrenden aus der Praxis und unsere eigenen Erfahrungen wurde eine Fülle an Themen sichtbar, die durch Corona verstärkt in den Mittelpunkt rückten: Online-Recruiting, Mitarbeiterbindungs-Maßnahmen, arbeitsrechtliche Aspekte, neue Weiterbildungs-Formate, veränderte Anforderungen an Führungskräfte, Change Management, Resilienz, Selbstorganisation… Kurzum: Nahezu alle Bereiche von HR und Organisationsmanagement waren bzw. sind durch das Pandemie-Geschehen betroffen. Genau diese Herausforderungen machen unser Studienangebot in „Human Resouces & Organization“ auch so relevant, lebendig und sinnvoll. HR-Verantwortliche von morgen brauchen neben fundiertem Know-how ausgeprägte kommunikative und Problemlösungs-Kompetenzen. Das wurde mehr denn je sichtbar.
Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA (Donau Universität Krems): In den letzten Monaten wurde der „digitale Arbeitsplatz“ so real, wie nie zuvor, Home Office hat sich als Arbeitsform etabliert. Die damit einhergehenden räumlichen Distanzen konnten durch das mittlerweile sehr gute Angebot an digitalen Kommunikationsmedien zwar ausgeglichen werden, sehr bald wurde jedoch auch sichtbar, dass der Umgang mit den neuen Medien auch neue Kompetenzen erfordert. Die Entwicklung digitalisierungsrelevanter Kompetenzen mittels digitaler Medien hat sich deshalb als „das Thema“ herauskristallisiert. Das Human Resource Management hat hier eine entscheidende Rolle eingenommen, um einerseits die Führungskräfte und andererseits die Mitarbeiter bei der Entwicklung dieser Kompetenzen optimal zu unterstützen. Virtuelle Kommunikation, Kooperation und Kollaboration in vermehrt interkulturellen Teams, selbstorganisiertes Arbeiten, ein sicherer Umgang mit digitalen Office Tools und nicht zuletzt Resilienz sind die zentralen Kompetenzen, um in dieser „New World of Work“ erfolgreich agieren zu können. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, auf „Distanz“ zu führen und dabei weiterhin die Nähe und Verbundenheit zu den Mitarbeitern aufrecht zu halten, wenn nicht noch zu verstärken. Themen wie „Virtual Leadership“ und „Shared Leadership“ rücken hier in den Fokus, verbunden mit einem neuen Verständnis der Führungsrolle.
Mag. Marion Roßhap (Fachhochschule des BFI Wien): Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig professionelles Personalmanagement für den Erfolg von Unternehmen und Organisationen ist. Gut ausgebildete HR-Manager mit Expertenwissen sind am Arbeitsmarkt aktuell gefragter denn je. Bei vielen Arbeitgebern fand durch die Pandemie ein noch nie dagewesener Digitalisierungsschub statt: Unternehmensprozesse wurden digitalisiert, Kommunikation und Führung fand vorwiegend virtuell statt und auch der Zusammenhalt musste in vielen Organisationen auf Distanz sichergestellt werden. Viele dieser Veränderungen werden uns auch in der Zukunft erhalten bleiben, daher sind HR Experten gefragt, die einerseits als Gestalter von Veränderungen und neuer Arbeitswelten tätig werden können und andererseits die Digitalisierung von HR Prozessen und -Abteilungen proaktiv leiten können.
Wir legen an der FH des BFI Wien sehr viel Wert darauf, unsere Lehrinhalte praxisorientiert zu gestalten. Durch die enge Kooperation mit unseren Unternehmenspartnern ist es uns außerdem möglich, aktuelle Fragestellungen aus der Praxis in unsere Studiengänge zu integrieren. Die Schwerpunkte des Studienganges Digital HR Management und angewandtes Arbeitsrecht liegen beispielsweise in den Themen digitales HR Management, Change & Transformation und angewandtes Arbeitsrecht. Damit spiegeln sie die gegenwärtigen Anforderungen und Erwartungen der Wirtschaft und unserer Bewerber wider.
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ): HR-Themen sind stehen aktuell hoch im Kurs bei unseren Kunden. Im ÖPWZ merken wir in den letzten Monaten eine sehr starke Nachfrage einerseits nach unseren HR-Ausbildungen mit Abschlussdiplom. Andererseits sind die kurzen, prägnanten Online-Vorträge zu aktuellen Herausforderungen in HR – insbesondere im Arbeitsrecht – weiterhin sehr beliebt. Neben Arbeitsrecht sind seit einiger Zeit wieder Recruiting- und Personalentwicklungsthemen gefragt. Das betrifft auch Themen der Zusammenarbeit im Team in Kombination mit Homeoffice und aktuellen Leadership Tools.
Grundlagenwissen im Arbeitsrecht als inhouse Training für Führungskräfte wird aktuell noch stärker nachgefragt. Das reicht von kurzen Schulungen bis zu mehrteiligen Trainings mit Diskussions-Workshops.
Gerne ergänze ich diese Frage „was wird nachgefragt“ mit der Frage „was bieten Sie an?“ und gehe somit bewusst den Weg, in ein redaktionelles Interview klar werbliche Inhalte aufzunehmen. Aus guten Grund: Sie, liebe HRweb-Lesende, würden ja nichts Anderes wollen, als die praktische Umsetzung der theoretischen Nachfrage lesen. Daher: so sehen (ein paar der) HR-Ausbildungen aktuell aus.
Was bieten Sie konkret an?
Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA (Donau Universität Krems): Human Resource Management und Kompetenzentwicklung mit digitalen Medien sind zentrale Themen unseres Masterlehrgangs, der seit 11 Jahren angeboten und kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Da der Lehrgang als reiner Fernlehrgang angeboten wird, finden individuelle und kollaborative Lernprozesse ausschließlich im digitalen Raum und über räumliche Distanz statt. Das auf wissenschaftlicher Basis erworbene Wissen wenden unsere Studierenden unmittelbar in den Lernprozessen an und entwickeln so die, vorhin erwähnten, digitalisierungsrelevanten Kompetenzen. Von Beginn weg entwickeln Studierende ihre Medienkompetenz weiter und lernen diverse Kommunikations- und Kooperationstools kennen, die sie im weiteren Verlauf des Studiums, aber auch in der Praxis verwenden. In den kollaborativen Lernsettings werden Aufgabenstellungen in virtuellen Teams erledigt, bei denen Studierende unterschiedliche Rollen im HR-Bereich, auch die der Führungskraft, einnehmen. Die didaktische Aufbereitung der Kurse im digitalen Lernraum wird durch erfahrene Experten vorgenommen, die auch als Lernbegleiter fungieren. Daraus können viele Ansätze bei der Konzeption von Personalentwicklungskonzepten in Organisationen übernommen werden. Um die dafür notwendige Erfahrung und Sicherheit zu erlangen, können Studierende auch konkrete Fallbeispiele einbringen, die sie im „geschützten Rahmen“ und in kleinen, virtuellen, auch interkulturellen Teams umsetzen. In einem E-Portfolio werden sowohl die Lernprozesse reflektiert als auch Lernprodukte erstellt, die nach Bedarf auch an Externe freigegeben werden können. Ein solches Lernprodukt ist zum Beispiel ein kollaborativ entwickeltes und real ausgearbeitetes Blended-Learning-Konzept, das mittels Projektmanagement implementiert wird. Zum Abschluss des Studiums verfassen die Studierenden eine Master-Thesis, die sich thematisch mit der Kompetenzentwicklung mit digitalen Medien auseinandersetzt.
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ): Im ÖPWZ bieten wir 7 unterschiedliche Qualifizierungen im HR-Management als Lehrgänge an. Von der ÖPWZ-Personal-Akademie als HR-Generalisten Ausbildung, über die Lehrgänge Recruiting bzw. Personalentwicklung bis hin zum Lehrgang HR Business-Partner, der sehr viele strategische Themen enthält.
Ergänzt wird dieses Angebot in Wien, online oder hybrid, durch die kurzen und sehr spezifischen Einzelseminare, die unterschiedlichste Schwerpunkte haben – von A wie Arbeitsrecht bis Z wie Zusammenarbeit im Homeoffice. Ein besonderes Service im November und Dezember bieten wir unseren Kunden mit den jährlichen Update-Seminaren. Bei diesen erhalten die Teilnehmer umfassende Informationen, welche rechtlichen Änderungen sie zu beachten haben. Da sind natürlich das „Jahres-Intensivseminar für PersonalverrechnerInnen“ und das Hybrid-Seminar „Neuerungen im Arbeitsrecht“ die nachgefragtesten Veranstaltungen.
Mag. Marion Roßhap (Fachhochschule des BFI Wien): Die Fachhochschule des BFI Wien bietet im Bereich der HR-Ausbildungen den Bachelor-Studiengang Arbeitsgestaltung und HR Management, die Weiterbildungslehrgänge MBA General HR Management und MSc Arbeits-, Organisationspsychologie & HR Management sowie ab dem Wintersemester 2021/22 den neuen Master-Studiengang Digital HR Management und angewandtes Arbeitsrecht an (dieser Studiengang richtet sich an Personen, die sich in den Bereichen HR Management, Digitalisierung und angewandtes Arbeitsrecht auf Master-Niveau (weiter-)bilden und Kompetenzen erwerben möchten, die immer stärker am Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Die Zielgruppe umfasst dementsprechend bereits im Personalwesen tätige Personen, die sich weiterentwickeln wollen, aber auch Personen, die sich nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium im Gebiet HR oder anderen facheinschlägigen Studienrichtungen für einen Ein- oder Umstieg ins Personalmanagement qualifizieren möchten.)
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger (FHWien der WKW): 80% der Lektoren kommen direkt aus der Praxis. Das ermöglicht, neben einer fundierten Theorie-Vermittlung, ein unmittelbares Aufgreifen von aktuellen Themen und Trends. Durch die Arbeit an Praxisprojekten und Case Studies werden Lösungskompetenzen aufgebaut und das Erlernte in Anwendung gebracht. Neben der Vermittlung des Big Pictures, wesentlicher Kernkompetenzen und fundiertem Know-how ermöglicht das Studium Raum für individuelle Schwerpunktsetzungen, sei es bei Abschlussarbeiten, Auslandssemestern oder Wahlfächern. Nicht zuletzt ist Digitalisierung ein seit Jahren verfolgtes Querschnittsthema, das sich über alle Themenbereiche streckt.
Veronika Aumaier, MAS, MSc (Aumaier Consulting Training): Wir bieten Business Coaching Basic Diplomlehrgänge für Human Resources Experten und interne Berater bspw aus dem Controlling-, Projektmanagement- und Rechtsbereich und Führungskräfte. Wer diese Grundkenntnisse erweitern möchte, dem bieten wir im modularen Business Coach Professional Diplomlehrgang eine intensive Einsicht in unser umfangreiches Business Coach Modell und üben dessen Anwendung. Ein Change Agent Kurzlehrgang und ein Human Resources Business Partner Lehrgang mit agile Schwerpunkt runden unser Human Resources Angebot ab. Alle Lehrgängen halten wir im Kleingruppenformat mit nur 4 Teilnehmern ab, sodass individueller Praxistransfer und aktives Üben gesichert ist.
Die Gesprächspartner
HR-Ausbildungen | Nachfrage & Angebot
Mag. Marion Roßhap Leiterin der Studiengänge Arbeitsgestaltung und HR Management sowie Digital HR Management und angewandtes Arbeitsrecht Fachhochschule des BFI Wien Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA Donau-Universität Krems www.donau-uni.ac.at FH-Prof. Dr. Christina Schweiger FHWien der WKW GmbH Mag. Armand Kaáli-Nagy ÖPWZ Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum Veronika Aumaier, MAS, MSc Aumaier Consulting Training GmbH |