Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befragen ist weder neu noch in seinem Grundansinnen ungewöhnlich. Mann kann es zu Recht als Standardvorgehen in der HR-Welt bezeichnen, v.a. in Großunternehmen. Und dennoch zeichnen sich über die letzten Jahre Trends und Entwicklungen ab. Wo werden diese 2022 hingehen?
Mitarbeiterbefragungen haben über die Jahre einen festen Platz und Stellenwert im Methodenkanon von Personalisten erhalten. Und dennoch entwickeln sich auch klassische Instrumente ständig weiter. Ist Ihre Mitarbeiterinnenbefragung in den 1990er Jahren stehen geblieben oder folgen Sie auch schon diesen Trends, die 2022 weitergehen:
5 Trends, die Ihre Mitarbeiterinnenbefragung dringend nötig hat
1. Von der „Zufriedenheit“ zum „Engagement“ zur „Experience“
Vor 20 Jahren sprach man noch von „Arbeitszufriedenheitserhebungen“. Die Reise ging seither klar in die Richtung vom passiven Zufriedenheitskonzept hin zum Begriff des Mitarbeiterengagements. Und auch wenn der Engagement-Begriff weiter sehr populär ist, zeigt sich eine klare Entwicklung breiter und holistischer zu denken. Die Perspektive erweitert sich auf die ganzheitliche „Employee Experience“ die Mitarbeiterinnen in einem Unternehmen sammeln.
2. Life Cycle Surveys
Mit dem Trend zur „Employee Experience“ verbunden ist auch der zunehmende Einsatz von Befragungen entlang unterschiedlicher Punkte des „Employee Life Cycle“. Die Kombination von Onboarding-Befragungen, Exit-Befragungen und Befragungen der Stammbelegschaft in Kombination ermöglichen auch hier einen ganzheitlicheren Blick.
3. Häufiger und kompakter
Befragungen wurden in vielen Fällen über die letzten Jahre kurz-zyklischer und kompakter. Der Begriff „Pulse Survey“ hat Einzug gehalten und meint kurze Stimmungsbarometer in regelmäßiger Taktung. Nicht die Befragung alle X Jahre steht im Vordergrund sondern die wiederholte Messung mehrmals pro Jahr. Das warten auf Befragungsergebnisse wird zusehends zum Relikt alter Tage: moderne Befragungen zeigen Rücklaufquoten in Echtzeit und Ergebnisse direkt nach der Befragung. Befragungen selbst werden dabei schneller mit kürzeren Durchlaufzeiten.
4. Technologisierter und App-iger
Der Trend zum Pulse Survey wurde durch eine zunehmende Technifizierung möglich. Online-Befragungen gehören zum allgemeinen Standard. Tool- und App-Anbieter haben rasant an Zahl und Vielfalt zugenommen und es erfolgt tlw. die Widergeburt der klassischen Befragung als Employee Engagement Tool. Befragungen erfahren vielfach ein Andocken oder Integration mit anderen IT-Systemen.
5. HR als Enabler, nicht Gate Keeper
In vielen älteren Befragungskonzepten war die Befragung „das Werkzeug der Personalabteilung“. Diese hat als Filter oder Besitzer agiert. Diese Zeit erscheint vorbei. Die Befragung ist Werkzeug der operativen Einheiten und der Führungskräfte. Und HR hat eine Funktion als Befähigerin und Unterstützer.
Das Problem bleibt, die Gefahr steigt
Aber bei all den technologisch-fortschrittlichen und prinzipiell begrüßenswerten Entwicklungen ein warnendes Wort zum Abschluss. Die technologischen Trends machen es einfacher, schneller und tlw. auch kostengünstiger denn je die eigenen Mitarbeitenden zu befragen. Aber es ist nicht gleichbedeutend mit klug zu fragen und konsequent mit dem Feedback zu arbeiten. Ganz im Gegenteil. Tlw. schießt diese Entwicklung schon über das Ziel hinaus. Denn der Schwachpunkt von Befragungen ist meist nicht die Befragung, sondern die Bearbeitung der Antworten.
Menschen wollen nicht „beforscht“ werden und zur Stimmungs-Zeitreihe mutieren. Mitarbeiterinnenengagement entsteht nicht als Ergebnis einer Web-Applikation sondern aus zutiefst menschlichem Dialog und Interaktion heraus. Wir brauchen nicht nur künstlichen Intelligenz um uns Befragungsdaten zu erschließen, wir brauchen menschliche Intelligenz mit den Stimmungslagen der Mitmenschen auch entsprechend umzugehen.
Die beste MA-Befragung der Welt ist nur Mittel zum Zweck um den Dialog zwischen Menschen zu initiieren.
Employee Listening Trends 2022 | Aktuelle Entwicklungen in der Mitarbeiter-Befragung