Wie gehen Bewerbende der Generation Z bei der Jobsuche vor? Welche Informationen sind dabei von Interesse? Und welche Art der Bewerbung wird von ihnen bevorzugt? Ein Forschungsprojekt der FHWien der WKW in Kooperation mit hokify (einer mobilen Job-Plattform) widmet sich diesen spannenden Fragen.
INHALT
Der Arbeitsmarkt hat sich schon länger gewandelt, nicht erst seit Ausbruch der Pandemie. Mithilfe der Digitalisierung wurde der Bewerbungsprozess von der klassischen Bewerbung per Post auf elektronische Wege wie E-Mail, Bewerbermanagementsysteme bis hin zu Bewerbungen über das Smartphone verlagert. Mit dem grassierenden Fachkräftemangel, dem Rekordhoch an offenen Stellen und dem demographischen Wandel verändert sich der Arbeitsmarkt zunehmend in einen Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnenmarkt. Viele heimische Unternehmen können nicht mehr alle ihre offenen Positionen besetzen. Gleichzeitig haben qualifizierte Arbeitskräfte die freie Wahl und können sich ihre Arbeitsstelle aussuchen. Mit diesen Veränderungen hat sich auch das Verhältnis der Generation Z (Jahrgänge, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind) zum Arbeitsmarkt gewandelt, sie tritt selbstbewusster auf und muss nicht mehr jede Stelle annehmen – sie hat die Qual der Wahl.
Neue Gewichtung im Recruiting Prozess
Das bringt Unternehmen zunehmend unter Zugzwang, denn sie müssen nun aktiver auf potentielle Kandidatinnen zugehen und sich dazu als attraktive Arbeitgeberin am Arbeitsmarkt positionieren und von der Konkurrenz abheben. Im Recruiting Prozess bzw. der Candidate Journey werden somit die “frühen” Phasen der Ansprache und Information immer wichtiger. Die Phasen der Personalauswahl und Einstellung rücken dagegen in den Hintergrund, da sich oft zu wenige Kandidaten im Bewerbungsprozess befinden.
Aus dieser neuen Gewichtung im Recruiting Prozess leitet sich zudem die Notwendigkeit neuer Methoden in der Personalwerbung ab. Es geht darum die Recruiting Kanäle zu diversifizieren und möglichst viele Kontaktpunkte zu Kandidatinnen am Markt herzustellen und in den Recruiting Funnel zu überführen.
Methodenmix im Recruiting
Um Wechselwillige und Berufseinsteiger bestmöglich zu erreichen müssen diese dort angesprochen werden, wo sie Tag für Tag ihre Zeit verbringen: am Smartphone und auf Social Media. Daneben sollten klassische Recruiting Kanäle weiterhin verwendet und ausgebaut werden. Damit Recruiting auch in Zukunft erfolgreich ist, sollte also auf eine Kombination aus verschiedenen Methoden gesetzt werden. Je nach Stelle, Arbeitsort und Zielgruppe, aber eben auch nach Generation sind bestimmte Methoden zielführend, andere nicht. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kandidaten sollten Eingang in die Recruitingpraxis finden. Es gilt den Bewerbungsprozess und das Recruiting neu zu denken, Hürden aus dem Weg zu räumen und die Kommunikation auf die Generation Smartphone abzustimmen. Um dies bestmöglich zu tun, wird im Zuge eines Projektes an der FHWien der WKW in Kooperation mit hokify der mobilen Job-Plattform ein Perspektivenwechsel durchgeführt und die Generation Z und ihr Verhalten im Bewerbungsprozess in den Mittelpunkt einer Untersuchung gestellt.
Das Forschungsprojekt
Im Zentrum des aktuellen Projekts der FHWien der WKW mit dem Projektpartner hokify steht das Bewerbungsverhalten der Generation Z bei der ersten Jobsuche. Im Zeitraum Februar bis Juni 2022 werden Vollzeitstudierende des Bachelorstudiengangs Personalmanagement, die sich für ihr eigenes Pflichtpraktikum bewerben, ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen, die sie dabei machen, systematisch analysieren und nach vordefinierten Kategorien auswerten. Als theoretische Basis dient das 6 Phasen-Modell der Candidate Journey nach Verhoeven mit den Phasen: Anziehung, Information, Bewerbung, Auswahl, Onboarding und Bindung. Dabei wird der Fokus auf die ersten drei Phasen (Anziehung, Information und Bewerbung) gelegt. Die Ergebnisse zeigen dann das konkrete Bewerberverhalten der Generation Z bei der ersten Jobsuche, darunter wie sie bei der Recherche vorgeht, welche Medien und Plattformen sie benutzt, welche Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten für sie relevant sind und auch welche Erwartungen sie im Bewerbungsprozess an Unternehmen hat. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und werden diese dann in Form eines Folgeartikels präsentieren.
Autoren
- Mag. Brigitte Hampel ist Academic Expert & Lecturer für Human Resources Management im Studienbereich Human Resources & Organization der FHWien der WKW; brigitte.hampel@fh-wien.ac.at
- Sebastian Prax, BA ist Communications & PR Manager sowie Teamlead User Review bei hokify – der mobilen Job-Plattform
Quellen
Verhoeven, T. (Hrsg./2016): Candidate Experience. Ansätze für eine positiv erlebte Arbeitgebermarke im Bewerbungsprozess und darüber hinaus. Wiesbaden: Springer Gabler