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Das schweißt ein Team im Home Office zusammen

07Apr2022
6 min
Team Home Office

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Viele praktische Tipps, Tricks und Erfahrungen erwarte ich mir vom heutigen Interview. Eine Runde aus Experten und Expertinnen erzählt über Entwicklungs-Maßnahmen, die Teams stärken, gerade wenn sie sich nur sporadisch Treffen.

Team Home Office
Links der HR-Branche Personal-Entwicklung | Teams

Was schweißt ein Team besonders zusammen?

…das sich aufgrund von vermehrtem Home Office nur selten persönlich trifft 

Bitte um konkrete Vorschläge wenn ein Aufeinandertreffen aller Kollegen zB regelmäßig 1 x wöchentlich stattfindet.

Mag. Karin Schnopfhagen, MSc (Unternehmensberatung/Coaching/Training):

Die Vernetzung unter den Teammitgliedern zu fördern, ist ein Schlüsselfaktor, um in der Welt der virtuellen Teams erfolgreich zu agieren. Klingt einfach? Ja und nein, denn in der Praxis stelle ich immer wieder fest, dass es eine Herausforderung darstellt. Hier 3 Tipps, wie es gut funktionieren kann:

  • Die Mitarbeitenden auffordern, Treffen für den Tag im Büro gezielter zu planen: Denn ist man nicht die ganze Woche im Büro, sollte man nicht auf den Zufall vertrauen. Es gilt also auch für „spontane Treffen“ Termine zu vereinbaren: Mitarbeitende sollten sich überlegen, mit wem ein persönlicher Austausch am Bürotag sinnvoll wäre. Dabei kann manchmal ein sachliches Kriterium im Vordergrund stehen (wo brauche ich gerade fachlichen Austausch) und manchmal auch ein beziehungsförderndes (wen aus dem Team habe ich schon lange nicht abseits von offiziellen Meetings getroffen). Leben Sie das auch als Führungskraft vor.
  • Setzen Sie ein Teammeeting am gemeinsamen Bürotag an, dann widmen Sie die ersten 5-10 Minuten bewusst dem persönlichen Austausch. Zeigen Sie, dass Sie dem Team und auch sich selbst diese Zeit zugestehen und bleiben Sie dran, auch wenn es die ersten Male etwas gezwungener wirkt. Bleiben Sie dabei für diesen Teil des Meetings stehen, das erleichtert den Austausch untereinander.
  • Und der dritte Tipp: Wen Sie Maßnahmen setzen oder Rituale einführen, die eigentlich für das gesamte Team gedacht sind, dann tragen Sie als Führungskraft dafür Sorge, dass auch wirklich alle daran teilnehmen können und wollen. Also z.B. kein Teammittagessen, wenn Mitarbeitende in Teilzeit keine Mittagspause im Büro machen.

Veronika Aumaier, MAS, MSc (Consulting/Training GmbH):

Bei persönlichen, wöchentlichen Treffen von Teams, die vielfach im Home Office arbeiten, sollte unbedingt die inhaltliche Agenda mit regelmäßigen beziehungsstärkenden, kommunikative Sequenzen ergänzt werden. Entweder immer vorweg 10 – 15  Minuten Zeit für agilen, bilateralen Austausch einräumen, oder als „warm up“ des Meetings konkrete Fragen zur Zusammenarbeit, zur persönlichen Situation, zu persönlichen Erlebnissen stellen.

Temperature Reading von Virginia Satir ist ein sehr effektives und bekanntes Format, dass ebenfalls dafür eingesetzt werden kann:

Reihum werden von jedem zu folgenden Themen Statements abgegeben: Wertschätzung, Sorgen/Bedenken/Rätsel, Beschwerden und Empfehlungen, neue Informationen, Hoffnungen und Wünsche (max 10 Minuten)

Mag. Paul Bischofberger (Team|Manufaktur GmbH):

Nun, was Teams immer schon zusammengeschweißt hat: Das Gefühl, eine besondere Herausforderung gut gemeistert zu haben. Ganz zu Beginn der Pandemie war wunderbar zu beobachten, wie verbindend die gemeinsame Herausforderung war. Von jetzt auf sofort musste auf Home Office umgestellt werden, Prozesse wurden neu aufgesetzt, Routinen über den Haufen geworfen etc. etc., und das alles ist im Großen und Ganzen unglaublich gut gelungen und hat ein sehr starkes Gefühl von Zusammenhalt mit sich gebracht. Natürlich ist der größte Teil jeder Arbeitstätigkeit von Routinen geprägt, aber Teamleiter sind gut beraten, wenn sie von Zeit zu Zeit versuchen, außertourliche Projekte zu lancieren, die eben den Einsatz aller (oder zumindest der meisten) Teammitglieder fordern. Das wäre mein erster Tipp auf die Frage, was man tun kann, um ein in Home Office arbeitendes Team stärker zusammenzuschweißen.

Mein zweiter Tipp (an eine Teamleitung) würde lauten: „Sobald die Covid-Maßnahmen es zulassen, pack´ dein komplettes Team ein und tu irgendetwas, das in erster Linie Spaß macht. Feiert, dass ihr die letzten zwei Jahre gut hinter euch gebracht habt. Lasst die Korken knallen, esst gut, lasst die Seele ein wenig baumeln. Die Teammitglieder sollen einfach wieder ins Gespräch miteinander kommen. Und im Normalfall wird bei solchen Gelegenheiten auch ganz viel über die Arbeit gesprochen – dadurch sind zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“ Da reicht ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen plus zwei, drei Stunden Spaß-Zeit (Bogenschießen, Lamawandern, eine Weinverkostung oder oder oder). Kostet nicht wirklich viel und zeigt große Wirkung.

Mag. Regina Nicham (IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement):

Ich denke das Wichtigste ist, Möglichkeiten und Räume zu schaffen, dass sich die Teams auszutauschen können. Erfahren, wie es den anderen geht, woran der andere gerade arbeitet, über aktuelle Herausforderungen, aber auch Erfolge reden, von sich selbst erzählen können und gemeinsam an Ideen, Projekten arbeiten. Und wichtig: das betrifft auch den Kontakt und Austausch mit den Führungskräften.

Dinge wie gemeinsam Mittag essen, bewusste gemeinsame Pausen an diesen Tagen einplanen, aktiv im Kontakt und Austausch zu sein. Wichtig ist es über Gelungenes, positive Highlights, Gemeinsames zu reden, was ist das Verbindende und wurde gemeinsam geschafft bzw. ist gerade im Entstehen – darüber entsteht ein Wir. Darauf sollte auch aus Sicht der Führung der Fokus bei den gemeinsamen Treffen gesetzt werden (wie auch allgemein bei Team Meetings) und v.a. an diesen Tagen Aufgaben in den Vordergrund gestellt werden, die eben Austausch, Kreativität, Diskussion und Zwischenmenschliches benötigen. Auch z.B. das Kennenlernen neuer Kollegen oder auch Feedbackgespräche sollten persönlich erfolgen.

Sabrina Fiorin (kiwiHR):

Es gibt einige Studien, die belegen, dass psychologische Sicherheit grundlegend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Team ist. Darunter versteht man das Maß an Sicherheit, das Teammitglieder empfinden, unangenehme Themen auszusprechen, Fehler einzugestehen und Verletzlichkeit zu zeigen.

Wenn es im Home-Office viel seltener zu spontanen Begegnungen kommt, die dazu beitragen, dass man untereinander Vertrauen entwickelt, kann sich das sehr negativ auf die Team-Dynamik auswirken. Gerade, wenn man untereinander größtenteils schriftlich kommuniziert und vielleicht noch unterschiedliche Kommunikationsstile hat, sind Konflikte vorprogrammiert.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass allein ein gezielter Austausch in Form von Icebreakern dazu beitragen kann, dass mehr Vertrauen im Team entsteht. Darunter versteht man Einstiegsfragen, die die Atmosphäre etwas auflockern. Diese reichen von “Welche Farbe  beschreibt deine Stimmung?” bis “Was hat dich in letzter Zeit inspiriert?” oder “Wie gehst du mit Stress um?”. Einige dieser Themen laden dazu ein, eine etwas verletzlichere Seite zu zeigen. In einem sicheren Rahmen kann das sehr positiv für den Teamzusammenhalt sein.

Außerdem kann jede daran arbeiten, eine gute Dialog-Kompetenz zu entwickeln und das grundlegende Problem des Gegenübers besser zu verstehen. Idealerweise besteht auch innerhalb des Unternehmens und der Geschäftsführung eine Awareness dafür, dass sich auch jeder Mitarbeiter persönlich weiterentwickeln sollte.

Letztendlich möchte jede gesehen und gehört werden und das kann auf sehr unterschiedliche Weisen passieren, im Dialog, durch eine entsprechende Moderation in Meetings, die genau Raum für unterschiedliche Meinungen lässt oder auch durch etwas spielerischere Methoden.

Simon Michael Schelkshorn (Teamimpuls - zusammen wachsen):

Es gibt natürlich verschiedenste Methoden und Möglichkeiten, die ein Team besonders zusammen schweißen, auch wenn sich die Teammitglieder nicht allzu häufig sehen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch gar keine konkreten nennen, weil ich es am sinnvollsten halte, wenn diese systemisch entstehen – also das Team selbst hervorbringt, was für dieses Team am besten funktioniert und passend ist.

Wir haben einige Teams erlebt, die ganz eigene, persönliche und teils auch ziemlich witzige Team-Rituale entwickelt haben, die Ihre Zusammenarbeit bereichern und das Miteinander fördern. Das reicht von „Wir nehmen uns im wöchentlichen Meeting gezielt 15min Zeit, um nur über Persönliches zu sprechen“ bis hin zu „Wir etablieren lustige Teambuildingspiele die beispielsweise zu unserer Tätigkeit passen und von Woche zu Woche wechseln“. Dem Ideenreichtum der Teams sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Die Interview-Partner

Simon Michael Schelkshorn

Simon Schelkshorn, Teamimpuls

Mag. Regina Nicham

Regina Nicham, IBG

Veronika Aumaier, MAS, MSc

Veronika Aumaier

Mag. Karin Schnopfhagen, MSc

  • Inhaberin 
  • Karin Schnopfhagen – Unternehmensberatung/Coaching/Training
Karin Schnopfhagen

Mag. Paul Bischofberger

Paul Bischofberger, Team Manufaktur

Sabrina Fiorin

  • Marketing Lead
  • kiwiHR
Sabrina Fiorin, kiwiHR

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