Burnout ist weit verbreitet. Was tun bei Burnout, wenn man bereits reingeschlittert ist? Ich frage eine Runde an Business-Coaches: was kann jemand (konkret ein Manager oder eine Managerin) tun, wenn man sich bereits im Burnout befindet? In diesem Fall: was tun Sie als Business Coach für Ihre Klienten, wenn es um Burnout Behandlung geht?
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Interview: Behandlung
Was tun bei Burnout – welche ersten Schritte setzten Sie?
Veronika Aumaier MAS, MSc (Aumaier Consulting Training GmbH): Unsere Wirtschaftspsychologin selbst arbeitet mit dem Coachee mit Tools und Methoden, die die Themenfelder Gesundheitsmanagement und Selbstmanagement adressieren. Dabei werden Stressoren, persönliche Stressverstärker und Stressreaktionen identifiziert und geeignete Aktivitäten mit dem Coachee vereinbart, die eine nachhaltige Stabilisierung unterstützen. Zusätzlich arbeitet sie mit dem Coachee an dessen Einstellungen, Wertehaltungen, Glaubenssätze, Bewertungen und Emotionen und regt in diesem Feld zur Identifikation von Lösungsideen an, die Mindset und in Folge Verhalten zielgerichtet in Veränderung bringen. Erst dann übergibt sie an zwei weitere Coaches mit anderen Themenaspekten.
Mag. Sabine Prohaska (seminar consult Prohaska): Bei manchen Führungskräften ist der erste Schritt, erst einmal eine Einsicht zu erzeugen, dass es sich um ein Burnout handelt und dass die Burnout Behandlung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wird. Auch das Thema einer längeren Auszeit ist für Führungskräfte nicht immer leicht zu nehmen. Denn die Betroffenen und auch das Arbeitsumfeld nehmen die Krankheit oft nicht ernst. Weiters gilt es ein Auge darauf zu haben, wie stark belastet der Coachee im Moment ist. Es ist zu klären, ob es zusätzlich zum Coaching eine medizinische und / oder therapeutische Begleitung braucht.
Somit gibt es 3 Bereiche (Arbeitssituation, private Situation, Persönlichkeit des Coachees), die es zu hinterfragen gibt, um nachhaltige Lösungen zu finden. Durch die Komplexität der Entstehung wird klar, dass der Weg aus einem Burnout kein leichter ist, den es sich aber zu gehen lohnt, weil man gestärkt aus diesem Prozess rausgeht.
Bewusstsein schaffen
Mag. Eva Laukhardt, MSc (ITO Individuum Team Organisation): Zunächst gilt es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Alarmsignale von Körpers und Seele ernst zu nehmen sind und ein mit aller Kraft ‚Weiterfunktionieren‘ nur noch tiefer ins Burnout treiben kann. Die Konsultation eines Mediziners ist wesentlich, damit körperliche Symptome wie z.B. ein Magengeschwür oder Tinnitus umgehend behandelt werden.
Das gemeinsame Setzen kleinschrittiger erreichbarer Ziele und Strategien, die auf mehreren Ebenen stabilisierend wirken, ist wesentlich. Und für eine ‚Kommunikationsstrategie‘ zu sorgen, sowohl mit dem Unternehmen, den Kolleginnen, den Mitarbeitern, aber auch der eigenen Familie oder Partnerin, damit man mit dieser Krankheit auch im Außen unterstützt wird.
Die häufige Tendenz, aus Scham den eigenen Zustand zu verschleiern, bringt Betroffene noch stärker ins Abseits – stattdessen brauchen sie eine verständnisvolle Umgebung mit Grundlagenwissen über das Krankheitsbild. So kann verhindert werden, dass die äußerliche Unverändertheit nicht zum Trugschluss führt, dass es ‚schon nicht so schlimm‘ sein kann.
Welche weitere Vorgehensweise in der Burnout Behandlung ist sinnvoll (abgesehen von „das kommt darauf an“)?
Nach dem ersten Schritt sind noch viele weiter zu gehen, bis die Frage „ Was tun bei Burnout“ hinter sich gelassen werden kann. Daher: stürzen wir uns rein in die Antworten:
Mag. Laura Soroldoni (bab Unternehmensberatung): Es kann auch helfen, die Führungskraft ganz konkret bei der Kontaktaufnahme zu entsprechenden Stellen zu unterstützen, damit sie möglichst schnell Klärung und Unterstützung bekommt.
Vielleicht gibt es auch im Unternehmen der Führungskraft entsprechende Professionalistinnen wie z.B. einen Betriebsärztlichen Dienst oder Betriebspsychologen. Coaches bzw. Beraterinnen sollen auch dazu mögliche Vorbehalte der Führungskraft besprechen. In vielen Fällen ist die Klärung, welche Familienmitglieder und befreundete Personen unterstützen und begleiten können, ein wichtiger Baustein.
Dr. Judith Girschik (Leadership Institute | LSS Leadership Services GmbH): Selbst wenn ein Burnout von ärztlicher Seite diagnostiziert wurde, und der Klient sich in der nötigen psychiatrischen Burnout Behandlung befindet, erweist sich eine Weiterführung der Coaching-Sitzung immer wieder als sinnvoll. So setzt der Klient sich auch weiterhin mit berufsspezifischen Themen auseinander und bleibt in Fragen künftiger Karrierethemen am Ball.
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Burnout abklären lassen und mit dem Coachee besprechen, dass er sich entweder in eine ambulante Behandlung begibt oder in eine Burnout-Klinik geht. Ich sage meinen Coachees auch, dass sie sich nach erfolgreicher Burnout Behandlung jederzeit wieder bei mir melden können und ich dann beim Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag unterstützen kann.
Luzia Fuchs-Jorg (KICK OFF Management Consulting): Es ist sinnvoll mit dem Coachee herauszuarbeiten, welche überzogenen Erwartungen erfüllt werden sollen und wie hoch der Perfektions-Anspruch an sich selbst und an seine oder ihre Leistung ist. Mit der Erkenntnis, dass dieses Verhalten im Grunde genommen ein Bewältigungsmodell für einen tiefen Mangel ist und in eine Sackgasse führen wird, erarbeiten wir ein sinnvolles Ziel. Wobei der Coach darauf achten muss, dass es mit dieser Zielsetzung noch tiefer in die Überforderung gehen kann.
Es geht nicht um Perfektion, sondern um die Einstellung, dass etwas nur dann vollkommen ist, wenn es gut genug ist. Die weitere Arbeit erfolgt auf 2 Ebenen: Einerseits werden mit Achtsamkeits- und Disziplinübungen, die bisherigen Verhaltensmuster langsam verändert. Gleichzeitig arbeiten wir das bestehende Skript und die damit zusammenhängenden Glaubenssätze auf, um eine sachte Selbstwertsteigerung zu erlangen.
Was tun bei Burnout [Behandlung]? Ganz einfach:
Die Interview-Partner
Mag. Eva Laukhardt, MSc
- Coach, Consultant
- ITO Individuum Team Organisation
- Unternehmens-Profil
- www.ito.co.at
Corinna Ladinig, MBA
- Geschäftsführerin
- CTC Academy OG
- Unternehmens-Profil
- www.ctc-academy.at
Veronika Aumaier, MAS MSc
- Geschäftsführende Gesellschafterin
- Aumaier Consulting Training GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.aumaier-coaching.com
Dr. Judith Girschik
- Geschäftsführende Gesellschafterin
- Leadership Institute | LSS Leadership Services GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.leadership-institute.at
Mag. Sabine Prohaska
- Geschäftsführung
- seminar consult prohaska
- Unternehmens-Profil
- www.seminarconsult.at
Luzia Fuchs-Jorg
- Geschäftsführerin
- KICK OFF Management Consulting GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.kick-off.com
Mag. Laura Soroldoni
- Projektleiterin und Beraterin
- bab Unternehmensberatung GmbH