Heute betrachten wir die größten Fehler, die Angestellte begehen und dadurch schlechtere Verhandlungsergebnisse erzielen, obwohl sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren deutlich zu ihren Gunsten verändert hat.
In unserem letzten Artikel haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche großen Fehler Arbeitgeber in der Gehaltsverhandlung machen können: ⇒ Gehaltsverhandlungen Tipps | 4 fatale Fehler von Arbeitgebern
Die 8 größten Fehler bei der Gehaltsverhandlung
Auf Arbeitnehmer-Seite:
1. Nicht genügend Recherche betreiben
Einer der größten Fehler, den Arbeitnehmende machen können, ist, sich nicht ausreichend über die Gehälter anderer Arbeitnehmender in ähnlichen Positionen zu informieren. Ohne diese Informationen ist es schwierig, ein gutes Verhandlungsergebnis zu erzielen, das attraktiv, aber nicht überzogen ist. Das Internet mag eine gewisse Hilfe bei der Recherche bieten. Noch besser ist es, mit vertrauensvollen Personen aus dem eigenen Netzwerk zu sprechen, um Anhaltspunkte für die marktübliche Gehaltsbandbreite zu bekommen.
2. Ausschließliche Konzentration auf das Gehalt
Das Gehalt ist zwar ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige, über den Sie verhandeln sollten. Arbeitnehmende sollten auch Sozialleistungen, Urlaubszeiten, Work-Life-Balance und andere Vergünstigungen berücksichtigen. Schließlich ist das Gehalt nur der finanzielle Ausgleich eines ganzen Arbeitspakets. Der Job sollte Spaß machen, mit dem Privatleben vereinbar sein, keine übermäßigen Reisezeiten erfordern und körperlich nicht überfordernd sein. Im Vergleich zu diesem Paket sollte das Gehalt angemessen sein.
3. Unrealistische Erwartungen verfolgen
Es ist wichtig, realistisch einzuschätzen, was das Unternehmen und der Arbeitsmarkt bieten können. Wer sich selbst überschätzt, wird auch bei einem objektiv hohen Gehalt mit sich und seiner Verhandlung unzufrieden sein. Es geht nicht immer darum, um jeden Preis das Maximum herauszuverhandeln, sondern ein Ergebnis zu erzielen, das Sie selbst als gut genug empfinden.
4. Keine klaren Grenzen setzen
Viele der Angestellten gehen in eine Gehaltsverhandlung und haben nur eine ungefähre Idee von ihren Zielen und Wünschen. Zur Vorbereitung ist es sinnvoll, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden. Teilen Sie dazu alle Gehälter in einen grünen, einen gelben und einen roten Bereich ein. Im grünen Bereich können Sie sich jederzeit einigen, im gelben Bereich nur unter bestimmten Umständen und im roten Bereich gar nicht. Legen Sie Ihre Grenzen auf Euro und Cent genau fest, damit Sie das Angebot der Gegenseite sofort in Ihren Werterahmen eingliedern können.
5. Zu aggressiv verhandeln
Auch wenn es wichtig und sinnvoll ist, selbstbewusst zu verhandeln, schadet es der Beziehung zum Arbeitgeber, wenn Sie zu aggressiv oder zu konfrontativ auftreten. Dadurch könnten Sie zwar kurzfristig Erfolge erzielen, aber Ihre zukünftigen Chancen bei diesem Arbeitgeber beeinträchtigen. Ihr aktuelles Verhandlungsergebnis bildet die Ausgangsbasis für die nächste Verhandlung. Wer sein Gegenüber über den Tisch zieht, darf sich nicht wundern, wenn bei nächster Gelegenheit die Retourkutsche kommt. Wenn Ihnen ein Angebot nicht zusagt, können Sie es höflich und dennoch bestimmt mit der Formulierung ablehnen: „Danke, aber das kommt für mich nicht infrage.“
6. Zu viele Informationen preisgeben
Arbeitnehmende sollten es vermeiden, während der Verhandlungen zu viele persönliche Informationen preiszugeben oder über ihre finanzielle Situation zu sprechen. Dies kann sie verzweifelt erscheinen lassen und ihre Position schwächen. Außerdem sollten Sie nicht über Informationen reden, die Ihnen vertraulich zugespielt worden sind, etwa über die Gehälter der Kollegen. Wenn Sie inoffizielle Informationen preisgeben, können Sie Ihre Aussage mit „Soviel ich weiß“ einleiten, also etwa: „Soviel ich weiß liegt mein Gehalt im Vergleich zu meinen Kollegen im unteren Bereich.“
7. Das erste Angebot vorschnell annehmen
Viele Arbeitnehmende machen den Fehler, das erste Angebot anzunehmen, ohne weiter zu verhandeln. Der Grund dafür liegt häufig darin, dass Gehaltsverhandlungen für viele Menschen – auch für Vorgesetzte – emotional äußerst unangenehm sind. Daher wollen die meisten die Situation so schnell wie möglich beenden. Lassen Sie sich Zeit, prüfen Sie das Angebot, machen Sie eventuell ein Gegenangebot und verhandeln Sie so lange, bis beide Parteien zufrieden sind, ohne die Geduld Ihres Verhandlungspartners zu überspannen.
8. Brücken abbrechen
Schließlich sollten Arbeitnehmende vermeiden, während des Verhandlungsprozesses Brücken abzubrechen. Selbst wenn das Angebot nicht ihren Erwartungen entspricht, ist es wichtig, während des gesamten Prozesses professionell und höflich zu bleiben, um eine positive Beziehung zum Arbeitgeber aufrechtzuerhalten.
Das Ziel einer Gehaltsverhandlung sollte nicht nur sein, ein möglichst hohes Gehalt für sich herauszuhandeln, sondern sowohl mit dem erzielten Ergebnis als auch mit der Art und Weise der Verhandlung die Grundlage zu schaffen, viele Jahre gut und konstruktiv miteinander arbeiten zu können.