„Wissen Sie eigentlich, warum der Freitag „Freitag“ heißt?“ – Diese Frage wurde kürzlich einem Personalberater von einem Kandidaten im Bewerbungsgespräch gestellt. Sie belegt eindrucksvoll, wie die Jungen ticken. Selbstbewusst, freizeitorientiert und sich ihres Marktwertes voll bewusst.
Diese Attribute zeichnen die Generation Z aus. Und dieses Mindset der begehrten jungen Arbeitskräfte bringt viele Unternehmen an ihre kulturellen Grenzen.
Ein Beleg dafür: Am ausgedünnten Bewerbermarkt wird häufig verzweifelt versucht, mit einem altbekannten, aber risikobehafteten Mittel zum Erfolg zu kommen – Abwerbung um jeden Preis.
Anm.d.Red: „ante portas“ bedeutet so viel wie „vor den Toren“
Eine hysterische Jagd nach den Jungen birgt Risiken
„Recruiting-Teams am Rande des Nervenzusammenbruchs“ – so könnte man aktuell die Stimmung in den Unternehmen beschreiben. Es werden unglaubliche Aufwendungen im Employer Branding getätigt, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Aber kaum ist ein Loch gestopft, wird Bedarf aus einem anderen Bereich gemeldet. Und das Spiel geht von vorne los.
Der Abgang der Babyboomer erwischt viele Unternehmen auf dem falschen Fuß. Dabei wird die große Pensionierungswelle erst 2025 so richtig anlaufen. Bis 2030 sind für Deutschland 5 Mio. fehlende Arbeitskräfte prognostiziert. Diese Menge kann quantitativ weder von einer KI noch von der nachrückenden Generation Z kompensiert werden. Der Arbeitsmarkt wird also noch stärker zu einem unternehmensseitigen Nachfrager-Markt.
Die Jungen sind ein knappes Gut und sie kennen ihren Preis. In so einem Marktumfeld müssen Arbeitgeber gut darauf achten, dass sie nicht unbeabsichtigt eine Söldner-Kultur in ihren Organisationen etablieren. Eine ähnliche Entwicklung war schon Anfang der 2000er Jahre im IT-Bereich zu beobachten. Year 2k und Euro-Umstellung hatten den Markt für Software-Entwickler komplett leergefegt. In ihrer Not haben sich die Unternehmen damals mit horrenden Gehältern IT-Mitarbeitende gegenseitig abgeworben.
Dadurch wurden nicht nur die bestehenden Gehaltsstrukturen ruiniert, sondern auch Mitarbeitende in die Organisation geholt, die wenig Bezug zum Unternehmen hatten. Die Folge: Beim nächstbesten Angebot waren diese wieder weg. Ähnliches könnte nun quer über alle Berufsgruppen drohen, wenn Bezahlung als einziges Bindemittel eingesetzt wird.
Sinn & Beziehung – Alles steht und fällt mit der Führung
Wobei es unfair wäre, der Generation Z eine Söldner-Mentalität zu unterstellen. Im Gegenteil: Diese Mitarbeitenden suchen vor allem Jobs, die ihnen Sinn, Handlungsspielraum und eine attraktive Worklife-Balance bieten. Und als Digital Natives sind sie bestens geübt darin, die für sie relevanten Infos zu interessanten Unternehmen zu recherchieren. Hohle Phrasen in Job-Inseraten, Hochglanz-Fotos und kulturelle Versprechungen auf der Home-Page – davon lässt sich diese Generation nicht mehr blenden.
Und sind sie einmal im Unternehmen, achten sie besonders auf die gelebte Führungskultur. Vertrauen, Respekt, Begegnung auf Augenhöhe, Einbindung in Entscheidungsprozesse, Flexibilität im Zeitmanagement – das erwarten sie sich als Mitarbeitende von der Führung. Endgültig vorbei sind die Zeiten von Hierarchie und Macht als Insignien im Leadership. Für viele Unternehmen bedeutet das ein komplettes Umdenken in der Führungskräfteauswahl und -entwicklung.
„Führung wurde früher mit Macht gleichgesetzt. Heute bedeutet es die Fähigkeit, mit anderen auszukommen.“ Dieses Zitat von Mahatma Ghandi bringt die zukünftigen Anforderungen an Führungskräfte auf den Punkt. Mit Mitarbeitenden tragfähige Beziehungen zu gestalten, setzt Empathie, Authentizität und kommunikative Fähigkeiten in der Führung voraus. Die Leader von morgen sind Motivatoren, Sinngeber und Kommunikationsdrehscheibe zugleich.
Es braucht aber auch die Fähigkeit, den jungen Mitarbeitenden als notwendiges Korrektiv entgegenzutreten, sollte es erforderlich sein. Wer das als Führungskraft nicht schafft, riskiert nicht nur, handlungsunfähig zu werden, sondern züchtet sich Narzissten im Team. Allfälliges Fehlverhalten muss angesprochen werden. Auch auf die Gefahr hin, dass man die betreffende Person dadurch verliert.
Aber mit Narzissten oder Söldner sind sowieso keine Beziehungen auf Augenhöhe möglich.
Fazit: Die Generation Z als Change-Treiber
Karriere machen – also im Rampenlicht stehen, erfolgreich sein und dabei auch noch viel Geld verdienen. Diese Attribute interessieren die jungen Arbeitskräfte von heute nicht. Oder anders gesagt, nur wenn kein Sinn im Job gefunden wird, lassen sie sich vielleicht kurzfristig mit Geld ködern. Nachhaltig zufriedenstellen wird das beide Seiten nicht. Die Bindung dieser Mitarbeitenden kann aber über die Führung gelingen. Fühlen sie sich im Team wohl, werden sie auch längerfristig bleiben. Loyalität zum Team kann der Kitt sein, der die High Potentials auch in einer volatilen Arbeitswelt im Unternehmen hält. Dafür braucht es aber ein Umdenken im Leadership. Weg von den hard facts, hin zu den soft skills. Die veränderten Anforderungen an Führungskulturen werden Unternehmen wie nie zuvor verändern. Doch dieser Change im Führungs-Mindest ist alternativlos. Mit einer veränderten Kultur kann ein Unternehmen weiter existieren, ohne ausreichend motiviertes Personal definitiv nicht.„Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.“ (Marc Twain)
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