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Stellen-Inserate & WhatsApp-Bewerbung | Sinn & Erfolgs-Aussichten

14Jun2023
4 min
recruiting-hr-branche

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wenn Bewerbende vorzugsweise aktiv angesprochen werden wollen: Welche Erfolgs-Aussichten haben dann passive Formate wie Stellen-Inserate?  Und in einem Aufwasch nehme ich auch gleich das Thema WhatsApp-Bewerbungen mit.

Kürzlich hinterfragte ich in einem Interview, ob es sich nur um einen kurzfristigen Trend handelt, dass Bewerbende gefunden werden wollen. Es stellte sich heraus: es wird zwar nicht so heiß gegessen wie gekocht, doch dieser Trend wird nicht so schnell verschwinden. Daher tun Unternehmen gut daran, sich rasch damit zu beschäftigen.

Es ist eben nicht nur ein Wunschtraum der Jobsuchenden, am längeren Ast zu sitzen. Daher frage ich im heutigen Interview, wie in wie fern die Unternehmen  mit dieser Situation umgehen, die nicht irgendwann bald auf uns zukommt, sondern in der wir bereits mitten drin sitzen.

Experten-Interview

Gen Z

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Stelleninserate

Wenn Bewerber lieber gefunden werden als selbst zu suchen, welchen Sinn machen dann Stelleninserate überhaupt noch?

Barbara Schopper (HR Consulting, Karriereberatung, Coaching): Stelleninserate haben wenig Sinn in der Kontaktanbahnung und Ansprache von potenziellen Bewerbenden, die gefunden werden wollen. Vielmehr gilt es, deren Motivation und Interesse für einen Jobwechsel herauszufinden und dann mit den Anforderungen des Unternehmens abzugleichen. Und überhöhte Anforderungen in den Stelleninseraten gehen häufig am Marktangebot an Bewerbern vorbei und sind abschreckend.

Janine Kawlath (identifire®): Dass ein klassisches Stelleninserat allein nicht mehr ausreicht, ist ganz klar. Allerdings sollte man es auch nicht unterschätzen. Es gehört nach wie vor zu den wichtigsten Informationsquellen für Bewerbende. Ein gut geschriebenes Inserat verzichtet auf Floskeln, gibt Einblicke in die Tätigkeiten und macht Lust auf den Job.

Dr. Susanne Kolbesen (2blickwinkel): Stelleninserate verlieren tatsächlich an Relevanz, wenn sie das alleinige Mittel der Suche sind. Allerdings erreichen sie diejenigen am Arbeitsmarkt, die sich aktiv um eine neue Herausforderung bemühen. Diese bringen die entsprechende Motivation mit, die wir bei der Direktansprache erst wecken müssen.

Chris Dorner (JobCloud HR Tech): Gute Frage! Im Endeffekt ist es aber immer noch die Basis, um mit den Bewerbenden ins Gespräch zu kommen. Es ist nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des Angebots eines Unternehmens, um passende Mitarbeitende zu finden.  Außerdem kommt es darauf an, welche Ziele Sie definiert haben. Stellenbörsen sind immer noch die primäre Quelle in bestimmten Branchen. Auch wenn beides immer wieder totgesagt wird, gilt es beides nach wie vor zu optimieren. Wenn Sie das Ziel verfolgen, ähnlich zum Marketing, Leads zu generieren, um Ihren Pool an potentiellen Kandidaten anzureichern und passiv Suchende anzusprechen, dann sind andere Kommunikationsformen angebracht. Aber auch hier wird es wohl darauf hinauslaufen, dass Sie am Ende eine Stellenbeschreibung, ähnlich eines Inserats, mit Ihren möglichen Kandidaten besprechen.

Was spricht für das Stelleninserat?

Mag. Cornelia Schwaminger (BDO Consulting): Zum einen ist die Reichweite der Direktansprache einfach nicht groß genug. Zwar vereinfachen Social Media Kanäle wie LinkedIn und Xing die Personalsuche, trotzdem ist es aber unmöglich, alle potentiellen Kandidaten auf diese Art und Weise zu erreichen.

Zum anderen hat, wie auch in anderen Aspekten des Lebens, hier nicht jeder dieselbe Präferenz. Es gibt Jobsuchende, die es bevorzugen, selbst auf Unternehmen zuzugehen.

Außerdem ist es für die Positionierung der Marke eines Unternehmens wichtig, so präsent wie möglich zu sein.

WhatsApp-Bewerbungen

Lassen Sie mich noch schnell einen Ausflug machen in die Welt der Bewerbungen via WhatsApp. Ich selbst habe damit noch keine Erfahrungen gemacht – ich denke, dafür bin ich noch zu sehr in traditionellem Recruiting verhaftet. Daher freue ich mich umso mehr, Einblick in den Erfahrungs-Schatz Anderer zu bekommen:

Wie sehr haben sich Bewerbungen per WhatsApp bewährt?

Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Unserer Einschätzung nach ist es noch nicht sehr verbreitet, da spielen z.B. Funnels im Social-Media-Bereich eine deutlich größere Rolle.

Mag. Neda Katanic (Trenkwalder): Die Kommunikation über WhatsApp ist aus unserem privaten Alltag nicht mehr wegzudenken. Warum soll das im beruflichen Kontext anders sein? Hier gibt es allerdings andere Herausforderungen, die Unternehmen bedenken müssen: die nahtlose Eingliederung in das Bewerbermanagement-System, die Sicherstellung des Datenschutzes und die Abwicklung der erhöhten Zahl an Bewerbungen. Hier bietet sich das Auslagern von Recruiting-Dienstleistungen an, um den Erstkontakt innerhalb einer kurzen Zeitspanne abzuwickeln.

Worin liegen die Vor- und Nachteile der WhatsApp-Bewerbung?

Mag. Neda Katanic (Trenkwalder): Die Vorteile: mehr Bewerbende. Der Nachteil: mehr Aufwand, um die Bewerbungen abzuarbeiten.

Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Vorteil: unkompliziert für Bewerber, Nachteile: für Unternehmen schwieriger zu „händeln“

Welche Bewerber-Zielgruppe fühlt sich durch die Möglichkeit WhatsApp-Bewerbung besonders angesprochen? Wer ist damit überhaupt nicht erreichbar?

Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Aus unserer Sicht sind hier jüngere Menschen im Gastro- oder Gewerbebereich die Zielgruppe, nicht funktionieren wird es im Management oder in medizinischen Berufen.

Mag. Neda Katanic (Trenkwalder): Die Bewerbungsoption über WhatsApp ist für sämtliche Zielgruppen eine attraktive Option, um den Erstkontakt mit Unternehmen herzustellen. Abhängig von den Qualifikationsanforderungen müssen dann weitere Schritte im Rahmen des Bewerbungsprozesses gesetzt werden. Je höher die Anforderungen, desto länger der Bewerbungsprozess.

Welche Zielgruppe innerhalb der HR-Abteilung wählt diese Möglichkeit besonders gern für den Recruiting-Prozess? Wer nicht?

Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Würde auf die Zielgruppe „jung“ tippen, nicht die „Rationalen“ denn die stört die schwierigere Verarbeitung der Daten in internen Systemen.

Die Interview-Partner

Chris Dorner

Chris Dorner

Janine Kawlath

Janine Kawlath, Identifire

Mag. Neda Katanic

Neda Katanic, Trenkwalder

Dr. Susanne Kolbesen

Susanne Kolbesen, 2blickwinkel

Mag. Roland Surböck

Roland Surböck, Jobmedien, workhappy

Mag. Barbara Schopper

Barbara Schopper

Mag. Cornelia Schwaminger

Cornelia Schwaminger

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