Das frische Magazin
für Human Resources
Mayerhofer-Trajkovski
HREX

Third Culture Adults – Internationale Erfahrungen von Kindesbeinen an

31Aug2023
4 min
International HR

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Heute wird häufig davon gesprochen, dass es wichtig sei, in eine Unternehmenskultur gut hineinzupassen – fitting in. Es gibt eine Gruppe von Personen, die hervorragend in internationale und inklusive Unternehmen passt: die Gruppe der sogenannten Third Culture Adults. Wer sind diese Personen und was macht sie so besonders?

Third Culture Adults waren einmal Third Culture Kids

Der Begriff Third Culture Kids (TCK) wurde von den Autoren des gleichnamigen Buches David Pollock und Ruth Van Reken kreiert und ist vor allem in Expatriate-Kreisen bekannt. Damit sind Kinder und Jugendliche gemeint, die mit ihren Eltern aufgrund deren Auslandsjobs jahrelang höchst mobil waren und in mehreren Ländern aufgewachsen sind. Häufig besuchen sie internationale Schulen, sprechen mehrere Sprachen und bewegen sich in multikulturellen Kreisen. Sie sind daran gewöhnt, mobil zu sein und sich rasch an neue kulturelle Gegebenheiten anzupassen. Mit der Zeit entwickeln sie einen globalen Blick auf die Welt gepaart mit interkultureller Sensibilität.

Was bedeutet die Dritte Kultur?

Ihren Namen erhielten Third Culture Kids aufgrund der Tatsache, dass sie weniger von den Kulturen ihrer Eltern und den Ländern, in denen sie gelebt haben, geprägt sind, als vielmehr eine eigene, sogenannte dritte Kultur entwickeln. Eine dritte Kultur, die ein Konglomerat allen Erlebten ist, sowohl innerhalb der jeweiligen kulturellen Kontexte als auch über kulturelle Grenzen hinaus. Häufig nennen sie sich selbst „international“. Wer die Atmosphäre einer internationalen Schule kennt, sei es in Nairobi, Paris oder Mexico City, weiß, was damit gemeint ist: Lehrende und Lernende leben Internationalität, Multikulturalität, sind Diversitäts-affin und weitgehend vorurteilslos.

Profil der TCK

Damit wären wir auch schon bei der Charakteristik von Third Culture Kids. Sie sind geprägt von kultureller Anpassungsfähigkeit, Offenheit, Respekt im Umgang mit kulturellen und religiösen Unterschieden und sie haben eine globale Denkweise – das heißt sie denken nicht nur lokal, sondern häufig auch global in jeder Hinsicht: Kulturen übergreifend, Welt-politisch, Welt-Klima-bezogen.

Dies ist ihren Erlebnissen und Erfahrungen in mehreren Ländern geschuldet, in denen sie möglicherweise politische Unruhen, gravierende ökonomische Ungleichheiten, Umweltkatastrophen oder besondere historische Momente erlebt haben.

Darüber hinaus sind ihre Freunde meistens über den Erdball verstreut, was zur Folge hat, dass internationale Nachrichten mit diesem Filter gehört werden und einen persönlichen Bezug erhalten – weil der beste Freund in der Region lebt, wo z.B. gerade ein Erdbeben ausgebrochen ist oder ein Tsunami wütet. Zuweilen teilen sie mit ihren Freunden auch die Schattenseiten ihrer Biografie: innere Ruhelosigkeit, Identitätsprobleme, Heimat- und Wurzellosigkeit.

Third Culture Adults

Als Erwachsene, den sogenannten Third Culture Adults (TCA), haben diese Personen schon viel erlebt. Ihre beruflichen Karrieren sind so unterschiedlich wie ihre Lebensläufe, aber eines haben sie gemeinsam: ihnen allen (zumindest sehr vielen) wohnt eine innere Mobilität inne, die sie zuweilen ruhelos macht, aber sie antreibt. Viele von ihnen sind Mobilität gewohnt, bewegen sich gern in Kreisen, die wie sie global denken und scheuen sich nicht, übers Wochenende zur Hochzeit ihrer besten Freunde nach Neapel, Montreal oder Taipeh zu fliegen. Freundschaften sind für TCA eine wichtige Konstante in ihrem von Mobilität und Veränderungen geprägten Leben.

Profil der TCA

Damit ist auch diese Gruppe charakterisiert: hohe Mobilitäts- und Anpassungsbereitschaft, Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, Kommunikationskompetenz und Loyalität zu jenen, mit denen sie ihren globalen Blick auf die Welt teilen.

Deshalb ist diese Gruppe so attraktiv: Sie verfügen über Fähigkeiten wie Mehrsprachigkeit, multikulturelle Identität, Kulturwissen und interkulturelle Sensibilität, die sich ihre Altersgenossen, die monokulturell aufgewachsen sind, durch Auslands-Studien und -Praktika erst erarbeiten müssen.

Fitting In

Diese Gruppe der TCA, die natürlich nicht homogen ist, aber gewisse Eigenschaften teilt, ist wie geschaffen für Unternehmen, die international aufgestellt sind und vor allem Diversität und Inklusion in ihrer Unternehmens-ID eingraviert haben. Diese Unternehmen suchen Personen, die die Eigenschaften der TCA haben: Anpassungsfähigkeit, Kommunikationskompetenz, Mehrsprachigkeit, Multikulturalität, interkulturelle Sensibilität, Kulturwissen – abgesehen natürlich von der fachlichen Qualifikation. Personen, die nicht in diese Unternehmenskultur passen, verlassen das Unternehmen meistens von selbst wieder. Aber jene, die hineinpassen, die fühlen sich sehr wohl und können ihre Potenziale entfalten.

Global Nomads und Third Culture Adults

Der gegenwärtige Trend zur Arbeitsmobilität, der bei einer bestimmten Gruppe von Menschen zu erkennen ist, kommt den TCA entgegen. Viele von ihnen suchen sich Jobs, die ihren Erwartungen entsprechen: hohe Arbeitsflexibilität in Bezug auf Zeit und Ort, Multikulturalität und Mehrsprachigkeit in der Belegschaft, Offenheit und Fähigkeit zum Perspektivenwechsel – alles Kriterien, die an Diversity&Inclusion erinnern. Unternehmen tun daher gut daran, Diversity Management voranzutreiben, um beim War of Talents, bei der Suche nach den Besten vorne mit dabei zu sein.

Merkmale der Third Culture Adults im Überblick:

  • Mehrsprachigkeit und Bi- oder Multikulturalität aufgrund mehrjähriger Auslandserfahrungen in Kindheit und Jugend
  • Kulturwissen über spezifische Länder und Regionen
  • Anpassungsfähigkeit aufgrund mehrfachen Schulwechsels, häufiger Ortsveränderung
  • Kommunikationskompetenz aufgrund von Mehrsprachigkeit und der Notwendigkeit, in neuen Umgebungen immer wieder neue Kontakte aufzubauen
  • Empathie, soziale Kompetenzen, die in einem Umfeld ausgeprägt wurden, in dem eher andere Personen und weniger Orte (Geburtsort, Heimat) als Konstante für die Identitätsbildung fungierten
  • Kulturelle Brückenbauer, weil sie mit kulturellen Unterschieden gut umgehen und leicht in kulturell diversen Gruppen eine vermittelnde Rolle einnehmen können

Quellen

Third Culture Adults – Internationale Erfahrungen von Kindesbeinen an

Schlagwörter:

Teilen:

Ähnliche Beiträge