Unternehmen sind noch nicht verpflichtet, ESG-Ziele umzusetzen. Sehen wir uns an, weshalb es dennoch jetzt bereits Sinn macht und wie diese Umsetzung konkret aussehen kann.
In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung immer wichtiger werden, müssen Unternehmen ihre Geschäftspraktiken überdenken und verbessern. Die ESG-Initiative (Environmental, Social, Governance) der Europäischen Union hat sich als Rahmen etabliert, um Unternehmen bei diesem Wandel zu unterstützen.
Nicht neu, aber für viele neues Terrain
Grundsätzlich sind es Unternehmen natürlich gewohnt, in unterschiedlicher Form zu dokumentieren und zu berichten. Seit 2017 ist die ESG-Berichterstattung für bestimmte Unternehmen oder Branchen in der EU verpflichtend. Unternehmen, die (noch) nicht verpflichtet sind, ein ESG-Reporting zu erstellen, können dies freiwillig tun. ESG steht dabei für „Environmental Social Governance“ (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Inhaltlich befasst sich das ESG Reporting mit den Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und die eigenen Mitarbeitenden. Um über diese Auswirkungen – im Sinne von Chancen und Risiken – berichten zu können, bedarf es sowohl qualitativer Inhalte als auch quantitativer Kennzahlen, mit denen die Unternehmensperformance in Bezug auf ESG gemessen werden kann.
Die Bedeutung für die Personalarbeit
Für die Personalabteilung eröffnen sich durch die Berücksichtigung von ESG-Kriterien neue Herausforderungen und Chancen. ESG umfasst eine Vielzahl von Faktoren, die direkt oder indirekt mit dem Personalmanagement verbunden sind. Dazu gehören Themen wie Arbeitsbedingungen, Vielfalt und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Einhaltung ethischer Standards.
Indem die Personalabteilung ESG-Kriterien in ihre Arbeitsweise integriert, kann sie nicht nur dazu beitragen, das Image und die Reputation des Unternehmens zu stärken, sondern auch die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit erhöhen. Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung engagieren, werden als attraktive Arbeitgebende wahrgenommen, was wiederum die Rekrutierung hochqualifizierter Talente erleichtert.
Mitarbeiterbefragungen für ESG nutzen
Mitarbeiterbefragungen spielen eine wichtige Rolle in der ESG-Arbeit von Unternehmen. Sie bieten eine wertvolle Gelegenheit, das Feedback und die Ansichten der Mitarbeitenden zu wichtigen ESG-Themen einzuholen oder deren Umsetzungsgrad zu evaluieren. Außerdem können Befragungen herangezogen werden um bestimmte KPIs für die Berichterstattung in ESG Reports zu generieren. Das umfasst die folgenden drei naheliegenden Schwerpunkte
Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen im Unternehmen bewerten
Unternehmen können in Mitarbeiterbefragungen Fragen zu Umweltaspekten wie Energieverbrauch, Abfallmanagement, Recyclingpraktiken etc. aufnehmen. Die Mitarbeitenden können Rückmeldung darüber geben, wie effektiv diese Initiativen sind und welche Verbesserungen vorgenommen werden können, um die Umweltleistung des Unternehmens zu verbessern.
Soziale Verantwortung und Wohlbefinden der Mitarbeitenden messen
Mitarbeiterbefragungen können einerseits genutzt werden, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu messen. Andererseits bieten sie die Möglichkeit, Themen der sozialen Verantwortung wie Vielfalt und Integration, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitszufriedenheit, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten etc. anzusprechen. Das Feedback der Mitarbeitenden kann dazu beitragen, Programme und Richtlinien zu entwickeln, die das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördern und zu einer positiven Unternehmenskultur beitragen.
Bewertung von Führung und ethischem Verhalten im Unternehmen
Mitarbeiterbefragungen können auch eingesetzt werden, um die Wahrnehmung der Mitarbeitenden in Bezug auf Corporate Governance und ethisches Verhalten zu erfassen. Dabei können Fragen zu Themen wie Integrität, Transparenz, ethisches Verhalten am Arbeitsplatz, Einhaltung von Vorschriften und Richtlinien usw. gestellt werden. Das Feedback der Mitarbeitenden kann helfen, Schwachstellen aufzudecken und Maßnahmen zur Verbesserung der Corporate Governance-Praktiken des Unternehmens zu identifizieren.
Egal ob als Thema integriert in die bestehende Mitarbeiterbefragung oder als eigenständige ESG-Befragung – dem Thema auch in Ihren Befragungsinitiativen Raum zu widmen, macht Sinn.
ESG Reporting als Chance
Die transparente Berichterstattung über ESG-Kriterien ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und langfristige Wertschöpfung zu fördern. Für Personalabteilungen eröffnet die Integration von ESG-Reporting neue Möglichkeiten zur Positionierung als strategischer Partner im Unternehmen.
Indem Personalabteilungen eine aktivere Rolle bei der Erfassung, Analyse und Berichterstattung über ESG-Daten übernehmen, können sie ihre Bedeutung als Treiber von Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Unternehmensführung unterstreichen. Darüber hinaus können sie durch die Integration von ESG-Kriterien in ihre Personalstrategie dazu beitragen, Mitarbeitende zu engagieren, zu motivieren und zu binden, und somit einen nachhaltigen Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
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