Wir nehmen die Praxis unter die Lupe. Heute geht es in die Weiterbildung, in der einerseits die Kreativität sprudelt und andererseits Widerstand entgegenschlägt.
Meine beiden Input-Geber ebenfalls. Sie nehmen für uns ihre Praxis unter die Lupe:
Co-kreative Expedition zu sich selbst
Praxis-Lupe von MMag.a Silena Piotrowski (Treffpunkt Glückspsychologie)
Neuausrichtung für Führungskräfte:
„Und ich habe schon befürchtet, wir müssen hier das x-te Management-Tool lernen.“ „Wir haben kein einziges Flipchart geschrieben, cool.“ Wie kann man Führungskräften, die schon viel erlebt haben und ständig am Laufen sind, etwas anbieten, das ihre Batterien wieder auflädt und sie gleichzeitig auf eine sehr persönliche und effektive Entwicklungsreise schicken?
Das war die Ausgangsfrage für die Konzeptionierung eines innovativen Trainingsformates. „Eine co-kreative Expedition!“ war meine Antwort, die ich als Pilot-Projekt für die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe entwickelt und mit Katharina Brustbauer (Learning & Development) umgesetzt habe.
Das Ziel war es, die Führungskräfte raus der Komfortzone in die Begegnung mit sich selbst und den anderen zu führen. Leichtigkeit und Tiefe gleichermaßen erlebbar machen.
Der thematische Inhalt der 1,5tägigen Maßnahme, die mit drei Gruppen durchgeführt wurde, war “Positive Leadership“. Doch abgesehen von einem Impuls-Input und einem definierten Prozess verlief jede „Expedition“ thematisch individuell, geleitet von den Bedürfnissen, die sich aus der Reflexion ergeben haben, also co-kreativ. Coaching-, Reflexions- und Zielfindungsmethoden bilden das Grundgerüst. Tools werden nicht mit Beispielen simuliert, sondern in echt miteinander erlebt z.B. die Stärkendusche. „Ich habe noch nie so ein offenes, ehrliches und lebendiges Seminar erlebt, in meiner ganzen Karriere nicht,“ war das Fazit eines Abteilungsleiters.
„Wir wollen Authentizität erleben. Und selbst echt sein,” sagt Silena Piotrowski. „Also lernen wir hier Echtheit und Positivität mit den Anforderungen der Rolle zu verbinden und ganz konkrete machbare Schritte zu starten.“ Aufgrund der ausgezeichneten Resonanz werden die „Co-kreativen Expeditionen“ bei den Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe 2024 mit weiteren Gruppen fortgesetzt.
Die Maßnahme auf einem Blick:
- Eine Expedition zu sich selbst für Führungskräfte
- Positive Leadership – ganz konkret und am individuellen Ziel ausgerichtet
- Ein vielfältiger, reflexiver Gruppenlernprozess von 1,5 Tagen
Wer im Widerstand ist, möchte gehört werden
Praxis-Lupe von Mag. David Kupfer, MSc (Wildniszone):
Wir stellen uns ein klassisches Training zum Thema Kommunikation und Konfliktmanagement vor: Die Teilnehmenden kamen allesamt aus unterschiedlichen Bereichen bzw. Abteilungen im Kundensystem. Nachdem es mein erster Auftrag bei einem neuen Kunden war, wollte ich natürlich alles perfekt machen und bestmöglich „abliefern“. Wie es das Schicksal so wollte, war auch ein Teilnehmer dabei, der ein wenig im Widerstand war und nicht nachvollziehen konnte, weshalb es plötzlich Schulungsbedarf im Kommunikationsverhalten und dem Umgang mit Konflikten gäbe.
Er äußerte diesen Unmut bereits in der Vorstellungsrunde, was sichtlich den Großteil der anderen Teilnehmenden ein wenig vor den Kopf stieß. Unmittelbar nach meiner Erläuterung zu einem Modell platzte er damit heraus, dass er das ohnehin alles kenne. Auf meine Frage „Kennst du oder kannst du?“ kam zunächst keine Antwort. Ich entschied mich spontan, ihm die Chance zu geben, seinen Kolleginnen zu zeigen, wie versiert er in einem Rollenspiel das entsprechende Modell anwenden kann (und ja: Ich arbeite immer wieder gerne auch mit Rollenspielen. Spitzensportler verbringen schließlich auch mehr Zeit im Training als im Wettkampf). Zähneknirschend musste er gestehen, in diesem Fall ein wenig „anzustehen“. Die Tatsache, dass eine seiner Kolleginnen die Situation ebenfalls ausprobieren wollte und in Anlehnung an das Modell bravourös gemeistert hat, war für den ersten Moment zu viel.
Während die Gruppe dann schließlich in eine Übungsphase ging, gelang es mir, den Grund für den Widerstand in einem 4-Augen-Gespräch zu eruieren. Und von da an wandelte er sich zu einem höchst motivierten Teilnehmer. Gerade wenn jemand proaktiv in den Widerstand geht, möchte er meist auch gehört werden. Wenn dem Raum gegeben wird, ist meist das produktivste Arbeiten möglich. Auch wenn es nicht immer leicht ist, ist gerade in solchen Situationen im Sinne der Gruppe und des Auftrags Klarheit und das Ansprechen der Beobachtung wesentlich. Und in den meisten Fällen lösen sich die Themen dann auch in Wohlwollen auf.
Danke für eure Praxis-Erfahrungen!
Interviewte Personen
2 Praxis-Lupen in der Trainings-Welt | Mächtig kreativ und mächtig im Widerstand
MMag. Silena Piotrowski
- Inhaberin
- Treffpunkt Glückspsychologie
- www.silena-p.at
Mag. David Kupfer, MSc
- Geschäftsführer
- Wildniszone