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2 Praxis-Lupen: Vielfalt als Herausforderung in der Führungskräfte-Entwicklung & ein Märchen

21Mai2024
4 min
Praxis-Lupe: verborgene Tücken

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Das Märchen „des Kaisers neue Kleider“ mögen Sie wahrscheinlich kennen. Ziehen wir Parallelen zur Wirtschaftswelt – davon gibt es einige. Die zweite Lupe lässt uns die Praxis einer extrem vielfältigen Teilnehmergruppe genauer betrachten:

Führungskompetenz, Führungskräfteentwicklung

Links der HR-Branche Führungskräfte-Entwicklung

Märchen: „Des Kaisers neue Kleider“ & Parallele zur Wirtschaftswelt

Christoph Rabl (next level consulting):

Es lebte einmal ein Kaiser, der viel auf neue Kleider hielt. Eines Tages kamen zwei Betrüger in die Stadt, die sich für Weber ausgaben und sagten, dass sie das schönste Gewand, das man sich denken könne, zu weben verständen. Die Kleider, die aus ihren Stoffen genäht würden, besäßen zudem die wunderbare Eigenschaft, dass sie für jeden Menschen unsichtbar wären, der nicht für sein Amt tauge oder unverzeihlich dumm wäre.

Der Kaiser wollte dieses Kleid unbedingt haben, auch um zu sehen, welche seiner Minister fähig wären und welche dumm. So gab er den beiden Betrügern viel Handgeld, damit sie ihre Arbeit endlich beginnen mochten.


Nach ein paar Tagen wollte der Kaiser wissen, wie weit sein neues Kleid gefertigt wäre, und so schickte er seinen alten, verdienten und ehrlichen Minister zu den Webern. Als dieser den leeren Webstuhl erblickte, dachte er: „Gott behüte mich! Ich kann ja nichts erkennen! Sollte ich am Ende dumm sein?“  Die Weber fragten den Minister, ob er zufrieden wäre mit dem Fortgang der Arbeit, und dieser versprach, dem Kaiser zu melden, wie großen Gefallen er daran fand.


Ebenso erging es einem anderen Minister des Kaisers, der wenig später gesandt wurde, um vom Fortgang der Arbeiten zu berichten. Auch er meldete dem Kaiser, dass alles allerfeinst und in bester Ordnung wäre.

Als der Kaiser seine neuen Kleider nun endlich sehen und anprobieren wollte, erschrak er zu Tode. „Was! Ich sehe gar nichts! Das ist ja schrecklich! Bin ich dumm?“, dachte er bei sich, und um sich ja keine Blöße zu geben, zog er das vermeintliche Kleid an und ging darin zur Prozession unter dem prächtigen Thronhimmel auf den Marktplatz der Stadt.

Das Volk jubelte und man versicherte sich, wie unvergleichlich schön des Kaisers neue Kleider wären. Keiner wollte es sich anmerken lassen, dass er nichts sah, bis plötzlich ein Kind aus der Menge rief: „Aber der ist ja nackt!“ Die Leute zischelten einander zu, was das Kind gesagt hätte, und zuletzt rief das ganze Volk am Marktplatz, dass der Kaiser pudelnackt wäre.

Die Parallele zur Wirtschaftswelt ist frappant. Gerade in der hierarchieübergreifenden Feedbackkultur sind wir oft in allen Rollen dieses Märchens wie gefangen.

  • Als innovative Schneider, die in ihrem Marketing den Boden der Realität längst verlassen haben. Als Kaiser, der die Parole ausgibt, dass alle, die seine Wahrheit nicht sehen, dumm sind.
  • Als Minister, die nicht riskieren wollen, die „Dummen“ zu sein, wenn sie ehrlich sagen würden, was sie sehen und was nicht.
  • Als Volk, wenn wir unreflektiert die Narrative andere nachbeten.
  • Aber wir könnten auch wie das Kind sein und riskieren das zu sagen, was wir uns denken.

Der Mehrwert für unsere Organisation wäre, dass wir dann am Marktplatz alles andere als „nackt“ wären.

Vielfalt der Teilnehmenden verlangt viel von den Trainern

Mag. Petra Koinig (ITO):

Mag. Petra Koinig (ITO): In unseren Führungskräfte-Ausbildungen setzen wir v.a. auf individualisiertes Lernen. Konkret sind wir bestrebt, die Inhalte der Workshops genau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmenden anzupassen. Das tun wir durch eine differenzierte Standortbestimmung (Development Center) zu Beginn der individuellen Learning Journey. In unseren ambitionierten Bemühungen um individualisiertes Lernen nehmen wir uns fest vor, die Workshops so maßgeschneidert zu gestalten, dass jede Führungskraft das Gefühl hat, die Ausbildung sei speziell für sie allein konzipiert. In einem unserer letzten Ausbildungsprogramme stießen wir mit diesem Ansatz an seine Grenzen:

Die Ausbildungsgruppe umfasste 26 Teilnehmende und war enorm vielfältig – sowohl in der Altersstruktur wie auch bezüglich der kulturellen Hintergründe. Die Herausforderung war nicht nur, die Sprachbarrieren zu überwinden, sondern auch die kulturellen Präferenzen zu berücksichtigen. Es gelang mit viel Humor, Offenheit, kreativen Ansätzen und einer guten Portion Frustrationstoleranz.

Diese Erfahrung lehrte uns vor allem eines: Die Vielfalt in unseren Führungskräfte-Ausbildungen zu integrieren ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Quelle für neue Lösungen und unerwartete Erkenntnisse, die den Führungsalltag nur bereichern können.

Interviewte Personen

2 Praxis-Lupen: Vielfalt als Herausforderung in der Führungskräfte-Entwicklung & ein Märchen

Mag. Petra Koinig

Petra Koinig, ITO

Christoph Rabl

Christoph Rabl, Next Level

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