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Es ist 2034 und wir sehen 10 Jahre zurück auf Coaching-Ausbildungen

14Jun2024
5 min
Business-Coaching

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Die Interviews, in denen wir aus dem Blickwinkel der Zukunft auf das Heute zurückblicken, mag ich persönlich besonders. Und die Leser-Zahlen bekräftigen auch Ihr Interesse … oder Neugierde.

Wir sehen uns an: wo stehen Coaching-Ausbildungen heute, 2034? Wie kamen wir hierher und worin lagen unsere größten Irrtümer damals, 2024?

Lesen Sie auch das bereits erschienene HRweb-Intervie mit Fokus Business-Coaching: ⇒ Wir schreiben das Jahr 2034 | Business-Coaching in den letzten 10 Jahren

Business Coaching

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Wo stehen Coaching-Ausbildungen in 2034?

Wo stehen wir bzgl. Coaching-Ausbildungen heute, in 2034?

Veronika Aumaier (Aumaier & Partner Coaching):

Business Coachingausbildungen haben sich auf vielfältige Art und Weise inhaltlich aufgefächert. Die systemisch-lösungsorientierten Coachingtechniken und -methoden haben sich weitestgehend im Business Coaching durchgesetzt und bilden bewährte Basisausbildungen. Mental Coaching und Limbic (emotionale) Coaching-Techniken boomen als spezielle Vertiefungsthemen. Die Menschen suchen, brauchen und haben erfahren, dass sie für die vielfältigsten Aufgaben des Berufsalltages diesen Support benötigen. Regelmäßig praktiziert führt es zu einem glücklichen, balancierten, gelassenen Lebensgefühl. Und das wiederum sind Basiszutaten für ein langes, gesundes Leben.

Wurde vor 10 Jahren noch der Ausgleich zum beruflich anstrengenden Alltag über sportliche Aktivitäten und Wellness gesucht, um ein hohes, agiles Alter zu erreichen. So wird dieser in 2034 durch das Erlernen von facetteneichen Techniken und Tools im Rahmen der gängigen Business Coaching Ausbildung – für die Wahrung der emotionalen und mentalen Gesundheit – abgelöst. Unternehmen stellen daher Business Coaching Ausbildungen im großen Stil ihrer Belegschaft zur Verfügung, um Leistungsvermögen und positiven, persönlichen Umgang miteinander zu unterstützen.

Mag. Dagmar Grafeneder (KICK OFF):

Die letzten 10 Jahre waren für Unternehmen keine einfache Zeit. Die damit verbundenen hohen Anforderungen an die Führungskräfte führten dazu, dass immer mehr Unternehmen massiv in die Ausbildung derselben investierten.

Eine fundierte Coachingausbildung wird 2034 daher ein fixer Bestandteil in allen Führungs- und Entwicklungsprogrammen sein. In Form von professionellen blended learning Programmen werden standardisierte Grundausbildungen für alle Führungskräfte zugänglich gemacht. Mit Unterstützung von Apps werden Tutorials und Wiederholungen sowie Wissensüberprüfungen und Tests laufend zur Verfügung gestellt. Als wichtige Ergänzung gibt es regelmäßig eine Anzahl von Präsenz-Praxistagen, wo unter Führung von professionellen Lehr-Coaches in der Gruppe geübt und gelernt werden kann.

Das persönliche Einzel- und Gruppen- bzw. Team-Coaching ist ebenfalls ein fixer Bestandteil in jedem Unternehmen. Hier ist die Präsenz und das face to face ausschlaggebend. Es geht hier nicht um standardisierte Programme, sondern um individuelle Coaching-Begleitung, um den Menschen Perspektiven zu eröffnen und neue Handlungsfähigkeit zu ermöglichen.

Die wichtigsten Meilensteine seit 2024

Wie kamen wir hierher – wie sahen die wichtigsten Meilensteine seit 2024 aus? 

Michaela Baumgartner (Group Austria):

Mit der zunehmenden Globalisierung wurden die interkulturellen Kompetenzen für Coaches immer wichtiger. Coaching-Ausbildungen nehmen verstärkt Rücksicht auf kulturelle Vielfalt und integrieren Schulungen zur interkulturellen Sensibilität und Kommunikation. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach zertifizierten Coaches regelrecht explodiert! Ausbildungsprogramme bieten vermehrt Zertifizierungen und Abschlüsse an, was die Anerkennung dieser Zertifikate und Abschlüsse als Nachweis für die Kompetenz und Qualifikation der Coaches durch Unternehmen, Organisationen und Klienten weiter verstärkt.

Mag. Dagmar Grafeneder (KICK OFF)

Die disruptive Entwicklung der letzten 15 Jahre beeinflusste die Zukunft maßgeblich. Die Pandemie und die damit verbundene Notwendigkeit online zu arbeiten markierte einen maßgeblichen Wendepunkt für diese Entwicklung. Aus der Erkenntnis, dass Präsenzzeiten wertvoll sind, entwickelten sich verstärkt offline und blended Learning Formate. Nur Themen, die unabdingbar in Präsenz zu bearbeiten sind, wurden im face to face setting behandelt. In Coaching-Ausbildungen betrifft das vor allem das praktische Üben mit dem Klienten.

Die nachfolgende Rezession verlangte den Unternehmen gleichermaßen viel ab. Damit erhöhten sich die Anforderungen an die Führungskräfte noch mehr, die verstärkt alles können, lösen und richten sollten, bei gleichzeitiger Vulnerabilität und Resilienz.

Die parallel laufende rasante Entwicklung der KI und weiterer technischer Tools ermöglichten völlig neue Zugänge zu Know How aber auch zur Praxis. Über Virtual Reality Simulationen konnten einfach verschiedene Szenarien und Herausforderungen erprobt werden.

Schließlich beeinflusste auch der in den letzten Jahren stattgefundene Generationenwechsel in den Unternehmen die Art des Lernens. Die bei der Generation Z durch das Aufwachsen mit dem Handy und dem Gebrauch von Social Media entstandene kürzere Aufmerksamkeitsspanne sowie Erhöhung der Geschwindigkeit fanden im Lernsetting ihren Widerhall in zunehmender Gamifikation. Spielerisches Lernen durch Apps in schnellen kurzen Etappen, jederzeit und an jedem Ort.

Der in den letzten 10 Jahren einhergehende Wertewandel in Richtung Inklusion, Nachhaltigkeit und Diversität wurden ebenso zu zentralen Bestandteilen der Coaching Ausbildung. Vermehrt wurde damit eine ethische Ausrichtung maßgeblich für die Qualität einer Coaching-Ausbildung.   

Worin haben wir uns 2024 geirrt?

Worin haben wir uns 2024 geirrt, als wir in die Zukunft blickten?

Veronika Aumaier (Aumaier & Partner Coaching)

Business Coaching Ausbildungen waren beispielsweise damals aus Sicht des AMS nicht förderungswürdig, wenn man sich mit Unternehmensberatung selbständig machen wollte. Es wurde auf der Ausbildungsseite lange das Ziel der fachlichen Excellence verfolgt. Ganzheitliche Ausbildungen, die auch rollenadäquate Kommunikationsfähigkeiten berücksichtigt haben, wurden oftmals nur on top als „nice to have“ angeboten, außerhalb der Pflichtmodule. Im beruflichen Umfeld hatte man selbst im Jahre 2024 noch nicht berücksichtigt, dass die Haltung, das Verhalten und das Kommunikationsgeschick gezielt auf die beruflichen Rollenerfordernisse abzustellen sind.

Erst die hohen Ansprüche der Gen Y, Z und A haben Unternehmen dazu angehalten, als erstes ihre Führungskräfte und in Folge alle Stellen mit Kundenkontakt mit Coachingausbildungen zu qualifizieren. Die Ergebnisse überzeugten vor allem die jeweiligen vis á vis, weil Business Coachingausbildung eine offene, lösungsorientierte Haltung und ein adäquates wertschätzendes Verhalten gegenüber Personen in jeglichen beruflichen Beratungssituationen adressieren.

Erst heute ist breiter anerkannter Standard, dass jegliche Beratungsfunktionen in der privaten Wirtschaft und im öffentlich-rechtlichen Bereich in der Basisausbildung eine fundierte Business Coachingausbildung miteinschließt, um zusätzlich zu den fachlichen Kenntnissen auch die adäquaten Kommunikationsfähigkeiten sicher zu stellen.

Mag. Dagmar Grafeneder (KICK OFF) :

Die Möglichkeit des ort- und zeitunabhängigen Lernens ermöglicht hohe Flexibilität, birgt jedoch auch die Gefahr in sich, keine Ruhe und keine Pausenzeiten mehr zu haben. Vielen Menschen fehlt die Wahrnehmung ihrer eigenen Grenzen und sie schlittern so im Laufe der Jahre in die Erschöpfung (Burnout, Fatigue Syndrome).

Vorgefertigte, standardisierte Lerninputs in Form von Tutorials und Lehrvideos sind praktisch und schnell zugängig, entbehren jedoch einer gewissen Individualität.

Michaela Baumgartner (Group Austria)

Früher dachte man vielleicht, dass es einen universellen Ansatz oder eine universelle Methode für das Coaching gibt, die für alle Klienten und Situationen gleichermaßen geeignet ist.

In Wirklichkeit erfordert Coaching jedoch eine flexible und anpassungsfähige Herangehensweise, die auf die individuellen Bedürfnisse. Auch wurde möglicherweise nicht genügend Wert auf ethische Standards und professionelle Verantwortung gelegt.

Interviewte Personen

Wir schreiben das Jahr 2034 | Business-Coaching in den letzten 10 Jahren

Michaela Baumgartner (MBA i. A)

Michaela Baumgartner, Group Austria

Veronika Aumaier

Veronika Aumaier

Mag. Dagmar Grafeneder

Dagmar Grafeneder, Kick Off