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Rehirement | Man sieht sich im Leben immer zweimal.

18Jun2024
5 min
rehirement

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Ja, man sieht sich im Leben immer 2 Mal. Mindestens. Wenn das bedeutet, dass ehemalige Mitarbeitende wieder ins Unternehmen einsteigen, so kann das extrem positiv sein. Richtig?

In einem Experten-Interview frage ich genau das: ist Rehirement sinnvoll? Unter welchen Umständen? Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein? Bitte um Einblick in Ihre persönliche Praxis.

Experten-Interview

Fachkräftemangel, Personalentwicklung

Links der HR-Branche Outplacement

Wie sinnvoll ist Rehirement?

Ehemalige Mitarbeitende wieder ins Unternehmen aufnehmen – ist das sinnvoll?

Mag. (FH) Michaela Kreitmayr (Hernstein Institut)

Es kommt darauf an, aus welchem Grund der Mitarbeitende aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. Wenn man stets zufrieden war und es nachvollziehbare Gründe für das Ausscheiden gegeben hat, spricht nichts dagegen, ehemalige Mitarbeitende wieder ins Unternehmen aufzunehmen. Um sich ein möglichst objektives Bild zu machen, empfehle ich, die damaligen Stärken und Entwicklungspotenziale mit der aktuellen Ist-Situation abzugleichen, um den Mitarbeitenden gezielt weiterentwickeln zu können.

Wenn man nicht zufrieden war oder es eine unschöne Trennung gegeben hat, wird man trotz Personalmangels nicht auf die Idee kommen, diesen ehemaligen Mitarbeitenden wieder ins Unternehmen aufzunehmen.

Mag. Gerd Liegerer, MBA (Bud & Terence GmbH) :

Diese Frage ist eindeutig mit Ja zu beantworten, sofern man sich nicht aufgrund mangelnden Engagements oder gar vorhandenem Fehlverhalten von diesem Mitarbeitenden trennen musste. Personen, die das Unternehmen und seine Prozesse kennen, aber auch das interne Netzwerk bereits verstehen, verringern die Einschulungskosten und entlasten somit die internen Ressourcen von Beginn an. Man sollte nur darauf achten, dass die Gründe für den damaligen Weggang intern behoben werden konnten oder sich die Einstellung des ehemaligen Mitarbeitenden verändert hat. Nur so kann eine nachhaltiges Rehirement gelingen.

Konkrete Schritte

Welche Schritte sollte man idealer Weise bereits bei der Trennung vornehmen, um eventuelles Rehirement leichter zu ermöglichen?

Mag. (FH) Michaela Kreitmayr (Hernstein Institut):

Prinzipiell empfehle ich das Off-Boarding genauso wertschätzend wie das On-Boarding zu gestalten. Mitarbeitende, die aus dem Unternehmen ausscheiden, können wertvolle Fürsprecher für das jeweilige Unternehmen werden, obwohl sie sich entschieden haben, das Unternehmen zu verlassen. Man kann vereinbaren, lose in Kontakt zu bleiben. Man kann auch aktiv ansprechen – sollte der Wechsel nicht dem entsprechen, was sich der Mitarbeitende vorgestellt hat – dass der Ausscheidende jederzeit wieder willkommen ist. Ich habe bisher nur sehr positive Erfahrungen mit wieder aufgenommenen Personen gemacht. Im besten Fall fühlt es sich beziehungstechnisch so an, als wäre der Mitarbeitende nie weg gewesen. Ein wertschätzendes Miteinander zahlt sich in jeder Phase der Unternehmenszugehörigkeit aus. Am besten investiert man laufend in die Weiterentwicklung des jeweiligen Mitarbeitenden gezielt gemäß deren Stärken, damit ein Rehirement gar nicht erst notwendig wird.

Erich Nepita (LHH|OTM)

Um eine spätere Wiedereinstellung, ein Rehiring, zu ermöglichen, sollten bereits bei der Trennung bestimmte Schritte eingeleitet werden. Es ist wichtig, ehemalige Mitarbeitende nicht nur als potenzielle Rückkehrer in Betracht zu ziehen, sondern auch als positive Botschafter des Unternehmens zu nutzen. Oft haben diese potenzielle Kandidaten in ihrem Umfeld, die für das Unternehmen interessant sein könnten.

Viele Unternehmen bieten ihren ausscheidenden Mitarbeitenden Career Transition oder Outplacement-Unterstützung an. Dies ermöglicht es den ehemaligen Mitarbeitenden, schnell den passenden nächsten Job zu finden. Gleichzeitig profitieren die verbleibenden Mitarbeitenden von einem organisierten Übergang und einer besser abgestimmten Neuausrichtung der Organisation. Jeder ausscheidende Mitarbeitende hinterlässt eine Lücke, die gefüllt werden muss und eine geordnete Trennung kann dazu beitragen, diese Lücke auf effektive Weise zu schließen und gleichzeitig die Beziehung zum ehemaligen Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten.

Welche konkreten Beispiele haben Sie?

Welche haben Sie  in ihrem Unternehmen oder bei Geschäftspartnern selbst erlebt?

Mag. Gerd Liegerer, MBA (Bud & Terence GmbH)

Hier möchte ich ein sehr gutes Beispiel aus der Hotellerie nennen, und obwohl diese Branche von häufigem Wechsel geprägt ist, gelingt es diesem Betrieb, eine Verabschiedung zu schaffen, die seines Gleichen sucht. Die aus dem Unternehmen ausscheidende Person bekommt die Möglichkeit in mehreren Feedbackgesprächen ihre Darstellung der Situation und Kündigungsgründe kund zu tun. Am letzten Arbeitstag wird sie dann vom HR Leiter persönlich mit einem kleinen Geschenk (z.B. Blumen, Wein, …), einem ausführlichen Danke sowie Glückwünschen verabschiedet. Einem Rehiring steht damit nichts mehr im Wege.

Erich Nepita (LHH|OTM):

Bei unseren Kunden haben wir festgestellt, dass ehrliches Feedback von ausscheidenden Mitarbeitenden eine äußerst wertvolle Ressource darstellt. Durch die Implementierung einer Feedback-Loop haben wir gute Erfahrungen gemacht: In erster Linie müssen Rückmeldungen in einem Exit-Gespräch eingeholt werden und diese dann als Verbesserungsansätze im Management aufgenommen werden. Ehemalige Mitarbeitende erhalten nach einiger Zeit eine Rückmeldung, wie ihr Feedback genutzt wurde und welche Maßnahmen daraus resultierten.

Diese Methode wird auch eingesetzt, um eine transparente Kommunikation zu gewährleisten und das Engagement der ehemaligen Mitarbeitenden für das Unternehmen aufrechtzuerhalten. Dies zeigt, dass durch den offenen Austausch und die Wertschätzung des Feedbacks eine positive Beziehung zu ehemaligen Mitarbeitenden aufrechterhalten werden kann.

Mag. (FH) Michaela Kreitmayr (Hernstein Institut).

Ich habe während vieler Jahre in Hernstein erlebt, dass nach unterschiedlichen persönlichen Situationen und Rahmenbedingungen der Wunsch bei Mitarbeitenden da war, sich zu verändern. Das ist ein ganz normaler und natürlicher Prozess. Wenn eine Partnerschaft zu Ende geht, schätzt man meist erst danach, was man am anderen hatte.

In Arbeitsbeziehungen ist es manchmal genauso. Manche Dinge oder Persönlichkeitsmerkmale an Mitarbeitenden irritieren. Wenn diese Personen aber nicht mehr da sind, vermisst man sie. Ein Team lebt von unterschiedlichen Zugängen und Diversität.

Schön finde ich, wenn man ehemalige Mitarbeitende einlädt, ob sie für ein Rehirement offen sind. In der Regel freuen sie sich, dass man auf sie zugekommen ist. Natürlich müssen hier viele Faktoren zusammenspielen, damit eine Person offen ist, über einen Wechsel nachzudenken. Wenn man eine Zusage bekommt, ist das ein schönes Kompliment, dass man als Führungskraft viel richtig gemacht hat.

Interviewte Personen

Rehirement | Man sieht sich im Leben immer zweimal.

Erich Nepita

Erich Nepita, LHH, Artificial Intelligence

Mag. (FH) Michaela Kreitmayer

Michaela Kreitmayer, Feedback, Hernstein, c Feelimage Matern

Mag. Gerd Liegerer, MBA

Gerd Liegerer, Bud Terence, Onboarding-Prozess

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