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Internationale Wege aus dem nationalen Fachkräftemangel

31Jul2024
6 min
ABA Fachkräftemangel

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Österreich leidet unter einem Mangel an qualifizierten Fachkräften, besonders in den Bereichen IT, Technik, Pflege und Life Sciences. Ein Interview über Lösungswege, die weit über den Tellerrand blicken.

Die Abteilung WORK in AUSTRIA der Austrian Business Agency (ABA) vernetzt internationale Fachkräfte mit österreichischen Arbeitgebern, unterstützt Unternehmen bei der Suche und hilft Fachkräften und deren Familien mit Beratungsleistungen und Zuwanderungsverfahren. Und: Dieses Service ist kostenfrei!

Obwohl aufwendiger, ist internationales Recruiting oft notwendig, wenn lokale Fachkräfte fehlen. Die ABA bietet Unternehmen kostenfreie Unterstützung, um diesen Prozess zu erleichtern.

Margit Kreuzhuber ist absolute Expertin auf diesem Gebiet und ich freue mich über dieses Interview.

Interview-Partnerin

Margit Kreuzhuber leitet seit 2021 den Geschäftsbereich WORK in AUSTRIA der Austrian Business Agency (ABA). Sie hat mehr als 15 Jahre Expertise in der Arbeitsmigration, Fachkräftesicherung und Arbeitsmarktpolitik. Zuvor war sie stellvertretende Leiterin der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der WKO. Sie studierte Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an der JKU Linz und der Universidad Pablo de Olavide, Sevilla.

Für Informationen zu WORK in AUSTRIA und den Services: www.workinaustria.com

Margit Kreuzhuber, ABA
Margit Kreuzhuber, ABA, (c) Patricia Weisskirchner

bezahlter Text

Wege aus dem Fachkräftemangel

In welchen Bereichen sehen Sie den größten Fachkräftemangel?

Die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Nicht alle Branchen sind vom Fachkräftemangel gleich stark betroffen, aber für immer mehr Unternehmen wird er zunehmend zum Problem. Dies gilt insbesondere für qualifizierte Fachkräfte. Vor allem im IT-Sektor, bei vielen technischen Berufen, in der Pflege und im Bereich Life Sciences gehen wir auch längerfristig von einem großen Bedarf aus.

Worin liegt Ihre konkrete Hilfestellung?

Die Abteilung WORK in AUSTRIA der Austrian Business Agency (ABA) bringt internationale Fachkräfte mit österreichischen Arbeitgebern zusammen. Dazu unterstützen wir Unternehmen in Österreich bei der Suche nach Fachkräften im Ausland. Internationale Fachkräfte und ihre Familien unterstützen wir mit Beratungsleistungen zu aufenthaltsrechtlichen Themen und unserer Expertise rund um die Themen Leben und Arbeiten in Österreich. Unternehmen können offene Stellen kostenfrei auf unserem Talent Hub unter jobs.workinaustria.com inserieren. Wir bewerben den Talent Hub international und präsentieren die offenen Stellen auch bei internationalen Karriere-Events. Der Radius der Suche wird damit deutlich vergrößert. Gibt es einen Match zwischen Arbeitgeber und Fachkraft, so unterstützen wir beide Seiten im Zuwanderungsverfahren, etwa bei der Beantragung der Rot-Weiß-Rot – Karte.

Internationales Recruiting

Weshalb macht internationales Recruiting Sinn? Es ist doch mit mehr Aufwand verbunden als nationales Recruiting

Es ist natürlich anders als die Suche nur in Österreich. Finden aber Unternehmen im Inland das Personal mit den passenden Qualifikationen nicht, müssen sie sich etwas überlegen. Die Suche und Ansprache internationaler Fachkräfte ist ein Lösungsweg. Wir unterstützen Unternehmen dabei, um den Mehraufwand so gering wie möglich zu halten.

Wie sieht die Kostenseite Ihres Services aus?

Unsere Leistungen stehen sowohl Unternehmen also auch internationalen Fachkräften und ihren Familienangehörigen als Service der Republik Österreich kostenfrei zur Verfügung.

Österreich im internationalen Vergleich

Wie steht Österreich im internationalen Wettbewerb mit anderen Ländern da?

Der internationale Wettbewerb um Fachkräfte hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Österreich steht heute weltweit in Konkurrenz mit zahlriechen Industriestaaten um qualifizierte Arbeitskräfte. Dazu zählen neben klassischen Einwanderungsländern wie den USA und Kanada auch viele andere Staaten, z.B. unsere Nachbarländer. Gerade Deutschland ist bei der internationalen Suche nach Arbeitskräften sehr aktiv, nicht zuletzt, da unser Nachbarland ganz besonders stark vom demografischen Wandel betroffen ist. Im globalen Vergleich müssen wir uns als kleines, oft auch relativ unbekanntes Land besonders anstrengen. Österreich hat aber auch einiges zu bieten: neben den innovativen Unternehmen und einer hervorragenden Lebensqualität, Stabilität, Sicherheit und ausgezeichnete Gesundheits- und Bildungssysteme.

In welchen Ländern bewirbt die ABA den Arbeitsstandort Österreich und wie haben sich die Zielmärkte verändert?

Österreich hat in den vergangenen Jahrzehnten stark von der Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU profitiert, gerade nach der Osterweiterung. Wir als ABA waren und sind in den EU-Staaten Polen, Kroatien, Rumänien und Bulgarien sehr präsent. Seit 2023 bewerben wir den Arbeits- und Lebensort Österreich auch in Spanien und Portugal sowie in Albanien, Kosovo und Nordmazedonien. Doch mittlerweile ist die Demografie in ganz Europa ähnlich wie in Österreich, auch diese Länder leiden unter einer alternden Gesellschaft und einem zunehmendem Fachkräftemangel. Daher müssen wir verstärkt neue Märkte erschließen. Das ist heute schon wichtig, wird aber mittel- und langfristig für Unternehmen in Österreich noch viel wichtiger.

Was machen Sie, um Österreich international sichtbarer zu machen?

Wir führen Karriere-Events vor Ort sowie in digitaler Form durch, schließen Kooperationen mit Universitäten und anderen Ausbildungseinrichtungen, sprechen internationale Fachkräfte gezielt über digitale Kanäle an und laden sie ein, sich auf unserem Talent Hub zu registrieren. Dabei fokussieren wir unsere Aktivitäten auf Personen in Branchen mit einem hohen Impact auf die gesamte Volkswirtschaft, vor allem die Berufsfelder der IT, Elektrotechnik, Elektronik, Mechatronik und Life Sciences. Wir richten uns an eine breite Zielgruppe: von Studierenden unmittelbar vor Abschluss ihres Studiums bis zu Fachleuten mit entsprechender Berufserfahrung. Darüber hinaus wenden wir uns aber auch an internationale Studierende an österreichischen Universitäten und unterstützen sie dabei, nach Abschluss ihres Studiums eine Beschäftigung in Österreich aufzunehmen. Eine weitere Zielgruppe sind Auslandsösterreicher, die mit dem Gedanken spielen, wieder nach Österreich zurückzukehren.

Neue internationale Märkte

Sie haben das Erschließen neuer Märkte angesprochen. Welche Länder sind das und warum gerade diese?

Insbesondere Brasilien, die Philippinen und Indonesien sind für uns Märkte mit viel Potenzial. Sie weisen eine stark wachsende Bevölkerung auf und verfügen über gut ausgebildete Fachkräfte.

Auf den Philippinen ist die Arbeitsmigration ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es gibt hier neben dem großen Potenzial im Gesundheitsbereich auch viele Talente im MINT- und Life-Science-Bereich, die für uns sehr interessant sind. Brasilien wiederum weist eine sehr mobilitätsbereite Bevölkerung auf, viele haben europäische Wurzeln. Mit rund 214 Millionen Einwohnern ist Brasilien das größte südamerikanische Land und bietet großes Potenzial für österreichische Arbeitgeber, gerade auch im IT-Bereich. Indonesien ist ein weiteres Fokusland, das allein aufgrund seiner Einwohnerzahl – mehr als 270 Millionen Menschen – ein großes Potenzial aufweist. Dazu kommt, dass bereits einige österreichische Ausbildungseinrichtungen vor Ort aktiv sind. Indonesien hat auch großes Interesse an der Vermittlung der Fachkräfte und unterstützt mit einem eigens dafür eingerichtetem Ministry of Manpower.

Wie gehen Sie in diesen Überseeländern vor?

Da Österreich in Übersee anders als in Europa oft ein unbeschriebenes Blatt ist, geht es anfänglich vor allem darum, Aufmerksamkeit für Österreich als attraktives Land zu erzeugen. Wir passen unsere Vorgehensweise dabei sehr an den jeweiligen Markt bzw. die Ausgangssituation an und arbeiten dabei auch intensiv mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), der Internationalen Fachkräfteoffensive der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), den Außenwirtschaftscentern und den jeweiligen Botschaften – sowohl österreichischen als auch ausländischen – zusammen.

In Brasilien haben wir 2023 gemeinsam mit der WKO z.B. einen Hackathon veranstaltet, um brasilianische IT-Fachkräfte auf kreative Weise anzusprechen. Österreichische Unternehmen hatten die Möglichkeit, als Kooperationspartner Zugang zu brasilianischen IT-Fachkräften zu bekommen und sich von ihren Fähigkeiten zu überzeugen.

Bei den Philippinen bauen wir auf die lange Beziehung bei der Arbeitsmigration – vor allem im Pflegebereich – und die große philippinische Community in Österreich. Anlässlich der österreichisch-philippinischen Friendship Week 2024 haben wir in Zusammenarbeit mit dem BMAW, der WKO und der Philippinischen Botschaft in Österreich eine Social-Media-Challenge organisiert, um den Austausch zwischen den zwei Ländern zu fördern und gleichzeitig auf die attraktiven Arbeits- und Lebensbedingungen in Österreich aufmerksam zu machen.

Schlusswort

Möchten Sie noch ein Schlusswort anbringen?

Ich möchte alle Personalverantwortlichen dazu ermutigen, sich Gedanken darüber zu machen, in welchen Bereichen internationales Recruiting für das eigene Unternehmen sinnvoll sein könnte. Die ABA unterstützt und berät sie gerne dabei, sowohl was die Einschätzung des Potenzials betrifft als auch die Umsetzung.

Internationale Wege aus dem nationalen Fachkräftemangel

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