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Workation | Ein Selbstversuch

29Jul2024
4 min
Workation

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Neulich beschloss Veronika Aumaier das Konzept der Workation auszuprobieren, um herauszufinden, ob die vielgepriesene Kombination von Arbeit und Urlaub wirklich so verheißungsvoll ist, wie es oft dargestellt wird.

Urlaub und Arbeit im Einklang?

Seit vielen Jahren bin ich selbstständig und es gehört für mich dazu, dass der Laptop für den Notfall mit in den Urlaub fährt. Meist nutze ich das Handy, um bei Bedarf E-Mails zu checken oder Termine zu vereinbaren, aber für Angebote, die Buchhaltung am Monatsende oder notwendige Schriftstücke braucht es dann doch den Laptop und den Zugriff auf die Cloud.

Dieses Mal wollte ich es jedoch zeitgemäßer angehen und die vielzitierte und hochgelobte Workation ausprobieren. Die Idee, Urlaub und Arbeiten zu kombinieren, klingt in vielen Social-Media-Beiträgen wie eine verheißungsvolle Errungenschaft der New Work Generation.

Für die zwei geplanten Urlaubswochen habe ich die erste Woche als Workation vorgesehen. Mein Mann, ebenfalls selbstständig, hat sich freudig angeschlossen. Er liebt es sowieso, überall seinen Laptop auszupacken und zu arbeiten. Ich hingegen war ein wenig skeptisch, aber auch neugierig auf diese Erfahrung.

Nun, zusammengefasst und ganz direkt gesagt – das Arbeiten, wo andere Urlaub machen, wird nicht mein Ding. Ich bevorzuge es, Urlaub und Arbeit getrennt zu genießen. Aber der Reihe nach:

Internet

Eine ausreichende Geschwindigkeit und stabile Verfügbarkeit sind essenziell für die Arbeit mit dem Laptop – und unser Ferienhaus war diesbezüglich erstklassig ausgestattet. Vermutlich sorgen die Gaming- oder Streaming-Interessen der jungen Urlaubsgäste für die Anforderungen, die auch für den normalen Bürojob beste Bedingungen bieten.

Raum

Genug Platz ist ebenfalls wichtig. Wir dachten, ein Haus mit einem großen Esstisch sei ausreichend. Einerseits ja – der Raum war groß, hell und freundlich. Andererseits nein – mein Mann führt viele Online-Calls, während ich nur am Laptop arbeite. Diese Mischung war nicht ideal! Erstens schränkte es den Bewegungsraum zur Kaffeemaschine etc. ein und zweitens konnte ich mich daneben schlecht konzentrieren.

Mein Versuch, ihn ins kleine leerstehende Kinderzimmer zu verfrachten, scheiterte kläglich. Also habe ich selbst einen Tag im Kinderzimmer gearbeitet, um herauszufinden, wie es in einem Hotelzimmer wäre. Kurz gesagt, es war nichts für mich: Jalousien runter wegen direkter Sonneneinstrahlung, im abgedunkelten Zimmer in Urlaubsumgebung am Laptop tippen – nicht erstrebenswert. Fröhliche Badegeräusche und das Klirren von Cocktailgläsern draußen, während ich drinnen im Dunkeln saß – das hatte etwas von sozialem Ausschluss und lud zu einem leicht depressiven Gemütszustand ein.

Mit dem Laptop ins Badegetümmel zu gehen, war zwar lebensbejahender und vermittelte ein Gefühl, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen, aber ich möchte mit einem Cocktail lieber in die Ferne starren oder das Treiben um mich herum genießen, statt schwitzend auf den Bildschirm zu starren, der im Sonnenlicht schlecht lesbar ist. Diese Erfahrungen habe ich auch schon zu Hause auf der Terrasse gemacht und bin jedes Mal nach kurzer Zeit wieder nach drinnen ins Homeoffice geflüchtet.

Zeitfenster

Egal wie ich es drehte und wendete, ich fand keinen wirklich passenden Zeitpunkt für die Laptoparbeit. Acht Stunden Arbeitszeit waren an Urlaubsorten für mich unmöglich. An Urlaubsorten acht Stunden zu arbeiten, hat definitiv etwas von Lebenszeitversäumnis – den vielleicht einzigen Sonnentag, den ultimativen Ausflug, das ausgiebige Frühstück mit anschließendem Mittagessen, weil man so lange sitzen geblieben ist, das romantische Abendessen, den Stadtbummel, die Einkaufstour, die Bootsfahrt etc.

Vier Stunden zu arbeiten und den Rest zu urlauben war ein Kompromiss – aber das Zeitfenster war trotzdem schwierig: Morgens wollte ich zum Strandlauf, wenn alles noch ruhig und verschlafen ist, und auf das anschließende Frühstücksbuffet wollte ich auch nicht verzichten. Abends wollte ich ausgehen, essen, feiern und ausgelassen das Leben genießen. Blieben also nur die Stunden über Mittag, wenn alle anderen in der größten Hitze des Tages Siesta machen, chillen, entspannen und vor sich hindösen!

Zu allem Überfluss sind mein Mann und ich beim Arbeiten Abend- bzw. Morgenmensch. Hätten wir uns nicht auf die Mittagszeit geeinigt, hätten wir gleich getrennte Workation-Urlaube machen können. Wir entschieden uns für die Mittagszeit von 12:00 bis 16:00 Uhr – meine Arbeitsbegeisterung hielt sich in Grenzen, was ich sonst nicht von mir sagen kann.

Fazit für mich

Das Ende der Workation und der Beginn des Urlaubs waren eine Erleichterung. Ich konnte endlich mein latent schlechtes Gewissen – „zu wenig zu arbeiten und zu wenig den teuren Urlaub auszukosten“ – hinter mir lassen und mich ins Dolce far niente stürzen: keine Pflichten, keine Termine, in den Tag hineinleben und tun, was man gerade möchte. Einen Vorteil hatte meine Workation-Woche – ich habe die Urlaubswoche danach doppelt genossen 😊

Werde ich es wieder machen? Definitiv nicht. Meine spärlichen Urlaubswochen sind mir für Entspannung und Erholung heilig! Und was wäre schon Urlaub, wenn er nicht das Gegenteil von Arbeit wäre, und was wäre Arbeit ohne Aussicht auf Urlaub? Manchmal sind Dualitäten wichtig, denn nur in der Abwechslung ergibt sich ein stimmiges Ganzes!

Workation | Ein Selbstversuch