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Wer in HR noch nicht KI spricht, muss sich warm anziehen.

03Sep2024
5 min
künstliche Intelligenz in HR, KI

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Mario Herger lebt im Silicon Valley in einer KI-Welt, die uns in Österreich gefühlt 10 Jahre voraus ist. Wie sieht die Realität aus? Ich freue mich auf das Interview.

Life beim HR Inside Summit

Mehr von Mario Herger können Sie beim HR Inside Summit (9+10okt2024 in der Wiener Hofburg) hören & sehen:

  • Key Note „Human Intelligenz im Zeitalter von künstlicher Intelligenz“
  • Session „Deep Dive: Human Intelligenz im Zeitalter von künstlicher Intelligenz“
  • Panel „KI in Action: was geht denn eigentlich schon alles?“

www.hrsummit.at

Interview-Partner

Mario Herger lebt seit 2001 im Silicon Valley (CA, USA), dieser innovativen Region in Kalifornien, wo die Zukunft – lt. seinen Worten – schon heute entwickelt wird. Hier forscht er nach Technologietrends und dessen Auswirkungen auf uns Menschen, unsere Gesellschaft und die Politik.

Mario Herger, KI, HR Inside Summit 2024

Die KI-Zukunft

Was ist im Silicon Valley bzgl. KI bereits Alltag, das für uns noch nach Zukunfts-Utopie klingt?

Wir haben Robotaxis, wo wir seit 2 Jahren in San Francisco und bald auch im Rest des Silicon Valleys in autonome Auto steigen können und fahrerlos durch die Stadt düsen. Ich selbst bin bereits mehr als 200-mal in solchen Autos ohne Fahrer unterwegs gewesen. Diese Autos haben eine KI als Fahrer.

Wo wird KI in Österreich in 5 Jahren stehen – wofür werden wir sie dann in HR verwenden?

Österreich hat da einiges vorgelegt, gerade auch im öffentlichen Raum. So hat die Stadt Wien ja schon seit einigen Jahren mit dem WienBot einen Chatbot, mit dem Bürgerinnen und Bürger konversieren und Auskünfte erhalten können.

So etwas wird Standard im HR sein, wo Mitarbeitende Auskünfte und notwendige HR-Dienstleistungen durch KI erhalten werden. KI-Agenten im HR werden auch selbständig auf die Suche nach geeigneten Kandidatinnen gehen können, sowohl intern als auch extern, um offene Stellen zu besetzen. Das wird den ganzen HR-Prozess beschleunigen.

Es wird selbstverständlich geworden sein, dass HR immer neue, spezifisch angepasste KI-Agenten erstellt, um aktuelle Aufgaben zu erledigen und HR-Prozesse um 80-90 Prozent zu beschleunigen.

Wofür wird HR KI in 10 Jahren verwenden?

Ein Steve Jobs hatte bei der Vorstellung des iPhones im Jahr 2007 gezeigt, wie er im Internet surft, Fotos aufnimmt, eine E-Mail schreibt, einen Anruf entgegennimmt und einen Kontakt löscht. Er konnte aber nicht vorhersagen, dass wir nicht mal fünf Jahre später mit dem Smartphone Videospiele spielen, Dating-Apps verwenden, ein Uber rufen, Restaurants bewerten oder sie zum Sport heranziehen.

Aufgrund der schnellen Entwicklung der KI können wir nicht mal sagen, wofür sie in zwei Jahren verwendet wird, geschweige denn in 10. Eines ist sicher: KI wird das HR so sehr umgekrempelt haben, wie die Schreibmaschine, die Elektrizität oder wie der Computer. HR wird nicht mehr selbst Stellenausschreibungen machen oder Interviews durchführen, das macht dann alles die KI. Und es wird uns völlig normal vorkommen und wir werden es bevorzugen, denn damit vermeiden wir persönliche Präferenzen oder Sympathien, die Einfluss auf die Bewertung von Bewerbenden und Mitarbeitenden nehmen.

KI wird auch zu einer kambrischen Explosion in der Robotik führen. Dank den Fortschritten in der generativen KI können sich Roboter nun selbst viele Bewegungsabläufe beibringen und haben ein viel besseres Verständnis ihrer Umwelt. Musste bislang von den Robotikentwicklern jeder Handgriff dem System mühsam beigebracht oder jedes Objekt mit großem Aufwand beschrieben werden, so erbt ein Roboter dank der generativen KIs dieses Wissen und Können.

Der Kollege KI-Roboter wird zu einem normalen Teil des Arbeitsumfelds werden, und ich rede da auch und vor allem von menschenähnlichen Androiden auf zwei Beinen und mit zwei Händen, die mit Menschen gemeinsam arbeiten werden.

Welche Schritte sind dafür nötig und was sollte man tunlichst nicht verschlafen?

Walk, don’t talk. Nicht nur über KI reden, sondern KI anwenden. Und das lieber gestern denn heute. Als die Pandemie begann, sah ich in der Timeline meiner sozialen Medien Screenshots von Zoom-Meetings, die meine Bekannten stolz posteten. „Juhu, meine erste Videokonferenz!“, so in etwa lautete der Tenor. Und ich war baff, denn seit ich 2001 in die USA zog, sind Telefon- und Videokonferenzen Standard. Und dann ist das Jahr 2020 das erste Mal, wo meine Bekannten eine Videokonferenz durchgeführt haben? Das, nachdem sie immer gepostet haben, auf welchen tollen Digitalkonferenzen sie nun gewesen waren? Was haben die dort alle gemacht? Nur darüber gesprochen, aber nie selbst ausprobiert?

Davon müssen wir weg. Auch HR Inside soll nicht dazu dienen, nur darüber zu reden, sondern KI gleich selbst anzuwenden.

Die KI-Gegenwart

Wo stehen HR-Verantwortliche heute schon bzgl. der Nutzung von KI und wo sollten sie idealer Weise stehen?

Wer heute im HR noch nicht KI verwendet, ist trotzdem mit KI konfrontiert, auch wenn sie es nicht realisieren. Bewerbende verwenden bereits KI um ihre Lebensläufe und Interviews vorzubereiten und damit ihre Chancen zu erhöhen.

Es gibt großes Interesse, im HR KI einzusetzen, es fehlt aber aufgrund der raschen Entwicklung oft die Einordung. Es fühlt sich an, als ob man – wie die Amerikaner sagen – „aus dem Feuerwehrschlauch trinkt“. Idealerweise haben HR-Mitarbeitende heute schon mindestens eine KI-Anwendung, die sie täglich benutzen.

Wie ist dieser Gap am einfachsten & zielführendsten überwindbar?

Das Wichtigste ist sich mindestens eine halbe Stunde pro Woche Zeit zu nehmen, um sich mit neuen Technologien und Trends zu beschäftigen. Da sollte ungestört das Ziel sein, sich mit einer KI-Anwendung auseinanderzusetzen, anzuwenden, sie in den Privat- oder Büroalltag zu integrieren. Am besten vielleicht sich mit den Kolleginnen austauschen, sich gegenseitig die KI-Anwendungen vorzustellen und zu helfen.

Das ist nicht etwas, wo man warten sollte, bis von oben etwas verordnet wird, es ist die Pflicht jedes und jeder Einzelnen, die eigenen Qualifikationen zukunftsfähig zu halten. KI ist solch eine Qualifikation.

Schlussworte

Möchten Sie noch ein Schlusswort anbringen?

Wenn jemand im HR sagt, KI wäre ein Hype, dann sollte diese Person sofort gefeuert werden, denn sie tut ihrem Unternehmen den denkbar schlechtesten Dienst. Das Wort Hype insinuiert nämlich, dass etwas nur eine Modeerscheinung und damit bald wieder vorbei wäre und es damit keinen Sinn machen würde, sich damit zu beschäftigen. Sobald es offensichtlich ist, dass KI eine Technologie ist, die bleibt – und das tut sie bereits – dann ist es schon zu spät, sich dann erst damit zu beschäftigen. Andere Unternehmen haben dann bereits mehrere Iterationen von Testanwendungen hinter sich und haben einen Vorsprung.

Wer sich im HR somit heute nicht mit KI intensiv auseinandersetzt und selbst praktiziert, tritt sehr rasch auf die andere Seite des Bewerbungsprozesses: nämlich als Bewerbende mit sehr schlechten Qualifikationen.

Wer in HR noch nicht KI spricht, muss sich warm anziehen.

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