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Bewerbende möchten gefunden werden | Realität oder völliger Blödsinn?

03Okt.2024
4 min
Stelleninserat Sinn

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Inhalt

Gibt es diesen Trend „Bewerbende möchten gefunden werden“ überhaupt? Oder ist es zwar Wunschtraum der Bewerbenden, letztendlich meldet sich jedoch immer noch der Großteil der neuen Mitarbeitenden aktiv beim Unternehmen?

Links der HR-Branche Personal-Entwicklung

Realität oder Wunschtraum?

Ist es Realität oder Wunschtraum, dass sich Bewerbende zurücklehnen und gefunden werden?

Jutta Perfahl-Strilka (hokify):

Fachkräftemangel, demografischer Wandel und technologischer Fortschritt zwingen Recruiting-Verantwortliche zum Umdenken. Aktiv auf Bewerbende zuzugehen (“Active Sourcing”) ist eine von vielen Strategien, um vor allem für schwer zu besetzende Stellen Bewerbungen zu bekommen und sich von der Konkurrenz abzuheben.

Letztendlich wird der “klassische” Bewerbungsprozess jedoch nicht ganz durch Active Sourcing abgelöst werden. Deshalb ist es umso wichtiger für Unternehmen, so viele unterschiedliche Kanäle zu nutzen wie möglich und die Kandidaten im Bewerbungsprozess immer in den Mittelpunkt zu stellen. Hier gibt es leider noch viel Aufholbedarf: komplizierte Bewerbungsverfahren und lange Antwortzeiten oder gar keine Rückmeldungen kann man sich als Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel und Wertewandel einfach nicht mehr leisten.

Tristan Niewöhner (persomatch):

In der heutigen Zeit erleben wir einen spannenden Trend: Immer mehr Bewerbende möchten entdeckt werden, anstatt sich aktiv auf Stellen zu bewerben. Dieser Wandel in der Jobsuche ist faszinierend und spiegelt eine neue Dynamik auf dem Arbeitsmarkt wider.

Doch trotz dieser Entwicklung bleibt die Tatsache bestehen, dass viele Menschen sich weiterhin aktiv auf Stellen bewerben, besonders wenn der Bewerbungsprozess einfach, intuitiv und benutzerfreundlich gestaltet ist. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit für Unternehmen, vielfältige Kanäle in ihren Recruiting-Prozessen zu nutzen. Es geht nicht mehr nur darum, Stellenanzeigen zu schalten und darauf zu warten, dass die richtigen Kandidaten kommen. Vielmehr ist es entscheidend, proaktiv zu sein und die Zielgruppe dort zu erreichen, wo sie sich aufhält.

Mag. Bernhard Dworak (Master Human Resources Consulting):

Wer hätte nicht gerne jede Woche Bewerbungen von Unternehmen auf dem Tisch? Ich hoffe aber, dass es sich dabei „nur“ um eine Bestätigung des Selbstwertgefühls handelt und nicht um eine sich anbahnende Flucht aus dem bisherigen Job. Denn dann hat der derzeitige Arbeitgeber etwas falsch gemacht.

Es mag sehr verlockend klingen, gefunden zu werden, aber die meisten Bewerbenden müssen sich aktiv bewerben. Headhunting ist (derzeit) nur für Spitzenpositionen üblich. Hier gilt auch: Wenn ich mich aktiv dazu entscheide meinen Job zu wechseln, dann möchte ich aktiv entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Angebote sind verlockend, haben aber als Basis oberflächliche Informationen, die unter Umständen überhaupt nicht dem Ziel der Bewerbenden entspricht.

Mag. Cornelia Schwaminger (and-us):

Den Trend, dass Bewerbende gefunden werden wollen, gibt es definitiv. Es ist ja auch schmeichelnd „gefragt“ zu sein. Bei vielen Mitarbeitenden ist die Schmerzgrenze zum eigenständigen Wechsel auch noch nicht erreicht. Durch die aktive Ansprache ziehen sie diesen aber durchaus in Erwägung.

Die Anzahl der Wechselwilligen variiert allerdings von Position zu Position. Während der viel zitierte Fachkräftemangel dazu geführt hat, dass sich kaum Informatikerinnen oder Handwerker aktiv bewerben, wird eine Marketing- oder Sales-Ausschreibung nach wie vor zum Erfolg führen. Hier gilt es also individuell und zielgruppengerecht vorzugehen.

Am vielversprechendsten ist es neben einer Active Sourcing Strategie ein „Mitarbeitende werben Mitarbeitende“-Programm zu nutzen. Bestehende Mitarbeitende agieren hier als überzeugende Botschafterinnen der Organisation und wissen am besten, wer zur bestehenden Unternehmenskultur passt.

Mag. Gerd Liegerer, MBA (Bud & Terence):

Diese Frage beschäftigt HR seit vielen Jahren und man meinte mit Active Sourcing einen Ausweg gefunden zu haben, was jedoch nur bedingt zutrifft. Studien belegen, dass es am Arbeitsmarkt mehr passiv als aktiv jobsuchende Personen, allerdings ist die erste Gruppe meist nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Um den Trigger der Bewerbung bei diesen Personen auszulösen, braucht es die aktive Kommunikation von Unternehmen und damit verbunden eine starke, bekannte Arbeitgebermarke. Die Entscheidung über eine Bewerbung wird meist durch einen letzten Touchpoint ausgelöst, sprich ein Stelleninserat, eine Empfehlung aus dem Bekanntenkreis oder der Kontakt auf einer Karrieremesse. Die Wege von Bewerbenden können unergründlich sein 😉

Mag. Birgit Meyer (BDO Consulting):

Im Rahmen unserer Executive Search Services beobachten wir, dass sich der Personalmangel in den vergangenen Jahren aufgrund der bekannten Faktoren (Wirtschaftslage, Digitalisierung, Demografie, Generationen etc.) zunehmend verstärkt hat und es notwendig macht, gezielte Personalbeschaffungsmaßnahmen zu ergreifen – insbesondere für Schlüsselpositionen. Active Sourcing hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Plattformen wie LinkedIn und Xing sowie Talentepools bieten Unternehmen die Möglichkeit, proaktiv nach geeigneten Talenten zu suchen bzw. auf diese rasch zuzugreifen. In Zukunft wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz die Suchmöglichkeiten drastisch verändern bzw. den Zeit- und Ressourceneinsatz verkürzen. Trotzdem ist die aktive Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle nach wie vor weit verbreitet. Dies wird vermutlich auch der Fall bleiben, da Menschen nach Veränderung bzw. Weiterentwicklung streben und diese auch aktiv vorantreiben wollen.

Unserer Erfahrung nach ist die direkte Ansprache besonders effektiv bei der Besetzung von Managementpositionen, hingegen bei Spezialisten-Positionen eher herausfordernd. Die Herangehensweise sollte daher je nach Level angepasst werden, wobei zukünftige Entwicklungen und Trends miteinbezogen werden müssen. 

Interviewte Personen

Bewerbende möchten gefunden werden | Realität oder völliger Blödsinn?

Mag. Birgit Meyer

Birgit Meyer, BDO

Mag. Gerd Liegerer, MBA

Gerd Liegerer, Bud Terence, Onboarding-Prozess

Mag. Cornelia Schwaminger

Cornelia Schwaminger, And Us, Stellenausschreibung und Stellenanzeigen

Mag. Bernhard Dworak

Bernhard Dworak, Master HR

Jutta Perfahl-Strilka

  • CEO
  • hokify
Jutta Prehfal-Strilka, hokify, c Mila Zytka

Tristan Niewöhner

  • Geschäftsführer
  • persomatch GmbH
Tristan Niewöhner, persomatch: Stellenausschreibung Stellenanzeigen

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