Die Personalentwicklung pur Konferenz bot auch dieses Jahr wieder spannende Einblicke und inspirierende Impulse aus der Praxis. Von neuen Strategien im Umgang mit KI bis hin zu persönlichen Erfolgsgeschichten – es war ein abwechslungsreiches Programm voller Superkräfte für Personalentwickelnde.
Hier ein kleiner Rückblick von Silena Piotrowski auf die Highlights:
Event-Bericht
Event-Eckdaten: PEp – Personalentwicklung pur 2024 | Business Circle | Schlosshotel, Waidhofen/Ypps
- Event-Bericht: 30sep+1okt2024
- Save the date: 25+26sep2025
- www.businesscircle.at
Links und rechts geht der Blick ungehindert über den Fluss zum Schloss und in die Hügel mit Nuss- und Apfelbäumen, über den Köpfen baumeln in luftiger Höhe weiße Papierlampions. Vor uns wird die Bühne der „Personalentwicklung pur!“ Konferenz mit Inspirationen, Tools und Bonmots aus Forschung und Praxis bespielt. Als Eröffnungskeynote hat Laura Wünsch (Foto) das Podium betreten mit Hack-Stickern aus den Neurowissenschaften im Handgepäck.
Hacks für das Neandertal
„Unser Büro liegt zwischen unseren Ohren und wir wissen als Anwender so wenig darüber. Tatsächlich hat es sich seit dem Neandertaler nur wenig weiterentwickelt, wir haben immer noch eine Faszination fürs Defizit. Negative Begegnungen haften an uns wie ein Klettverschluss und positive Erlebnisse gleiten ab wie Butter in der Teflonpfanne. Wir brauchen fünf positive Erfahrungen, um eine negative auszugleichen.“ Laura Wünsch (Neuroscience Consulting) teilt konkrete Tipps, wie wir mit unserem Gehirn besser umgehen können z.B. lieber „Pflaster abreißen“ als Leute im Change in der Schwebe, im Unsicheren lassen, denn da „drehen unsere Vögel durch“.
Eine weitere zentrale Botschaft ist, dass wir uns von unseren Bildschirmen inkl. Smartphone losreißen sollen und rausgehen, ins Grüne. „Wir brauchen viel mehr Bewegung. Ersetzt eure Video-Konferenzen durch Walk&Talks – das funktioniert! Wir müssen uns dann eben erlauben, dass wir uns beim Arbeiten gut fühlen dürfen.“
Retention ist das neue Recruiting
Das Business Circle Team mit Kathrin Kuess haben Praktiker zu verschiedenen Praxis-Themen in die Unterräume und zu Panel Diskussionen auf die Bühne gebeten. Besonders spannend fand ich die Retention-Strategien vom ÖBB-Team Katarina Roder & Veronika Unterlerchner. „Wir lernen von Beispielen wie Southwest Airlines und IBM und haben z.B. für einvernehmliche Trennungen und Mitarbeiterkündigungen detaillierte Austrittsgespräche und das Angebot eines Rückfahrtscheins entwickelt.“
In Planung ist ein Netzwerk mit Vergünstigungen für ehemalige Mitarbeitende unter dem Namen „Stay on Track“. Ganz zentral sind auch von der PE durchgeführte „Stay-Interviews“ mit wichtigen, aber austrittsgefährdeten Mitarbeitenden, den „Hidden Gems“. Diese werden von den Führungskräften anhand einer Matrix identifiziert. Diese Entwicklungsinterviews werden als extreme Wertschätzung wahrgenommen und kleine, aber wesentliche Anpassungen können so vorgenommen werden.
Einhändig Schnürsenkel binden & Maroni essen
Andreas Onea (Foto), Para-Schwimmer, Speaker, hat ein Bild an die Wand projiziert, das für ihn und seine Familie ein dramatischer Wendepunkt war. Ein Autounfall, bei dem er meterweit aus dem Auto geschleudert wurde. Sein linker Arm jedoch wurde vom Gurt, in den er verwickelt war, zurückgehalten. „Heute blicke ich mit ganz viel Dankbarkeit auf dieses Foto,“ sagt er. Einarmig beginnt er schwimmen zu lernen und für Wettbewerbe zu trainieren. Er ist richtig gut, aber es gibt herbe Rückschläge. „Wenn ich meinen Traum von einer Olympia-Medaille aufgegeben hätte, wer hätte dann verloren? Doch nur ich. Also machte ich weiter und fand Lösungen.“ Und so lädt er Bernd Allmer (Helvetia) aufs Podium ein, sich die Schnürsenkel nur mit einer Hand zu binden. „Nicht viel denken, einfach intuitiv machen…!“ Ich bin berührt von seinem starken Willen und seiner Begeisterung. Gemeinsam gehen wir alle nach draußen auf die herbstlich-kühle Terrasse, es dämmert und frische Maroni und Punsch warten auf uns. Das Lachen wird wieder leicht und die Stimmen der PEp Community klingen über den Fluss in die Nacht. Ein Dinner und eine Party im Schlosshotel an der Eisenstraße warten auf uns.
Strategien und Superkräfte im Umgang mit der KI
Was macht man, wenn der Keynote Speaker erkrankt ist und kurzfristig absagen muss? Das Business Circle Team und der Fachbeirat (Foto) gestalten mit der Unterstützung von Martin Wolf (Ex Dynatrace, Visual Leaders) seine Keynote in ein World Café um: „Being a Human in a Tech World: Warum der Faktor Mensch mehr zählt als je zuvor.“ Mit Tee und Kaffee gruppieren wir uns um die vier großen runden Tische und krempeln sinnbildlich die Ärmel hoch. Wir identifizieren, wo wir die menschlichen Superkräfte in Unternehmen bereits leben und fördern können: die emotionale Intelligenz, die Kreativität, das ethische Urteilsvermögen und komplexe Problemlösefähigkeiten. Und was schlagen die Teilnehmenden vor, wie sie mit ihren negativen Gefühlen und der Unsicherheit umgehen können? Emotionen ansprechen, Neugierde wecken, ein motivierendes Zielbild erschaffen, Schritt-für-Schritt vorgehen und Unterstützung einfordern steht am Flipchart; die Gruppe lächelt.
Glaubenssätze über Führung – eine Loslass-Übung
Zum Abschluss Loslassen, das passt. Daniel Vonier (Vonier Advisory) erzählt, dass jeden Tag fünf neue Bücher im DACH-Raum zum Thema Führung auf den Markt kommen. Und trotzdem: mehr als 70% verlassen ein Unternehmen wegen schlechter Führung und mangelnder Weiterbildung. Liegt Führung auf der Intensivstation? „Wir haben Glaubenssätze über Führung, die wir nicht hinterfragen. Und das hält uns zurück.“ Welche sind das?
- Führung ist eine heroische, individuelle Aktivität.
- Hierarchische Führung reduziert Komplexität.
- Es braucht mehr Führungskräfte-Entwicklung.
Er sagt, es braucht mehr Qualifizierung des Systems, des Teams: „Unlearn Hierarchy“ und Investition in „High Performing Teams“. Seine Metapher ist die Ampel-Kreuzung versus dem Kreisverkehr, wo der Verkehr durch die Achtsamkeit aller gesteuert wird: 70% effektiver weil mehr Durchsatz und auch 70% weniger Unfälle. Vonier (Foto) schließt mit einem Cartoon, der veranschaulicht, wie wichtig der Kontext für das Verhalten ist – und nicht die (Führungs-)Leistung einer einzelnen Person:
Begegnet ein Fisch zwei weiteren Fischen. „How is the water today?“ fragt der eine Fisch. Die beiden anderen schwimmen schweigend weiter. Dann dreht sich einer von den beiden zum anderen und fragt: „What the hell is water?“
Ausblick
Wer Lust bekommen hat gemeinsam zur nächsten PEp zu schwimmen: weiter geht es am 25. & 26. September 2025. Save the date. Ich bin dabei, zum sechsten Mal 😉
Fotos: © Thomas MAGYAR | Fotodesign, Business Circle
HRweb vor Ort | PEp 2024 – Neue Superkräfte für die Personalentwicklung