Ziel des Human Risk Management (HRM) ist es, Risiken zu bewerten und präventive Maßnahmen zu implementieren, um die Sicherheit, Integrität und Reputation eines Unternehmens zu schützen.
Gast-Autor: Reto Marti, validato
Unternehmen stehen heute mehr denn je vor der Herausforderung, Risiken, die von ihren Mitarbeitenden oder externen Dienstleistenden ausgehen können, effektiv zu erkennen und zu minimieren. Ein wirksames Mittel, um dieser Herausforderung zu begegnen, ist das Human Risk Management (HRM). Ein wesentlicher Bestandteil des HRM ist das Background Screening – also die Überprüfung von aktuellen und potenziellen Mitarbeitenden sowie externen Partnerschaften.
Was ist Human Risk Management?
Human Risk Management ist ein strategischer Ansatz zur Erkennung und Minimierung von Risiken, die durch menschliches Verhalten entstehen. Diese Risiken können sowohl vorsätzlicher Natur sein (z.B. Betrug oder Insiderhandel) als auch durch Fahrlässigkeit oder mangelnde Qualifikation entstehen. Durch die Überprüfung von Mitarbeitenden und externen Partnerschaften vor deren Engagement sowie in regelmäßigen Abständen schaffen Unternehmen die Grundlage für Vertrauen, Sicherheit und Stabilität in ihren Geschäftsprozessen.
Die Rolle des Background Screenings
Das Background Screening ist eine systematische Überprüfung, bei der verschiedene Aspekte einer Person untersucht werden, um mögliche Risiken zu identifizieren. Dies kann im Rahmen der Einstellung sowie in regelmäßigen Abständen während des Beschäftigungsverhältnisses erfolgen. Es schließt auch externe Partnerbetriebe ein, insbesondere wenn diese direkt in interne Prozesse eingebunden sind, Zugang zu Daten haben oder diese indirekt beeinflussen können.
Um wirksam zu sein, muss ein Prüfprogramm individuell auf die jeweiligen Positionen und die spezifischen Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten sein. Relevante Prüfpunkte sollten evaluiert und Prüfprozesse definiert werden. Dabei ist es wichtig, den Prüfungszeitraum und die Art der Prüfung an die jeweilige Situation anzupassen.
Mögliche Prüfpunkte und ihre Relevanz
Im Rahmen eines Background Screenings können verschiedene Aspekte untersucht werden. Einige der wichtigsten Prüfpunkte sind:
Überprüfung des Strafregisters
Ein Blick in das Strafregister von Bewerbenden kann Sicherheitsrisiken minimieren und die Vertrauenswürdigkeit einer Person sicherstellen. Dies schützt nicht nur den Ruf des Unternehmens, sondern auch die Sicherheit am Arbeitsplatz.
Überprüfung der Beschäftigungshistorie
Diese Maßnahme deckt mögliche Lücken im Lebenslauf auf und verifiziert die berufliche Qualifikation von Bewerberbenden. Beispielsweise wird in sicherheitsrelevanten Branchen oft eine lückenlose Überprüfung der letzten 5 bis 10 Jahre verlangt, um das Risiko von Täuschungen oder krimineller Einschleusung (z.B. IS-Rückkehrenden) zu verringern.
Überprüfung von Ausbildung und Qualifikationen
Falschangaben bei Abschlüssen können schwerwiegende Folgen haben. Ein Beispiel ist der Fall einer australischen Universität, deren Ruf durch Mitarbeitende mit gefälschten Abschlüssen stark beschädigt wurde. Eine frühzeitige Verifikation hätte diesen Vorfall verhindern können.
Bonitätsprüfungen
Bei Stellen mit finanzieller Verantwortung kann eine Bonitätsprüfung Aufschluss über die finanzielle Integrität von Bewerbenden geben. Beispielsweise könnten Personen mit hohen Schulden anfälliger für betrügerisches Verhalten sein.
Interessenskonfliktprüfungen
Diese Prüfungen dienen dazu, potenzielle Konflikte zwischen privaten Interessen und beruflichen Verpflichtungen zu identifizieren. Ein Energiekonzern, der mit dem Vorwurf des Insiderhandels konfrontiert war, hätte durch eine gründliche Interessenkonfliktprüfung problematische Verbindungen frühzeitig erkennen können.
Social Media Checks
Die Analyse von Social-Media-Aktivitäten ermöglicht es Unternehmen, problematisches Verhalten wie Diskriminierung oder unethisches Verhalten frühzeitig zu erkennen. So können Risiken für die Unternehmensreputation minimiert werden.
Fazit: Effiziente Überprüfungen durch systematisches HRM
In der Praxis zeigt sich häufig, dass Unternehmen zwar regelmäßig gewisse Überprüfungen vornehmen, diese jedoch oft ohne systematischen Ansatz erfolgen, nur oberflächlich sind und lückenhaft dokumentiert werden. Damit solche Prüfungen tatsächlich einen Mehrwert bieten, sollten sie im Rahmen eines Human Risk Management (HRM) stattfinden. Maßgeschneiderte Prüfprogramme je nach Position – typischerweise 3 bis 4 in Bezug auf Neueinstellungen und 2 bis 3 für bestehende Mitarbeitende – sind essenziell, um relevante Risiken gezielt zu adressieren.
Entscheidend ist, dass diese Programme durch klare Prozesse und eindeutig definierte Zuständigkeiten implementiert werden. Selbst die besten Prüfungen verlieren ihren Nutzen, wenn die Ergebnisse nicht strukturiert in die Entscheidungsfindung einfließen. Ein systematisches HRM stärkt somit nicht nur die Sicherheit und Integrität eines Unternehmens, sondern schafft auch eine solide Grundlage für langfristigen Erfolg.
Human Risk Management | Die Bedeutung von Mitarbeiterüberprüfungen
Gast-Autor
Reto Marti ist Mitgründer, Miteigentümer und COO von Validato. Seit der Gründung ist er unter anderem für die Prozessgestaltung und Qualitätssicherung der Validierungen verantwortlich. Ab diesem Jahr übernimmt er zusätzlich die Leitung des Markteintritts in Österreich. Als gebürtiger Schweizer mit mehr als zehn Jahren Lebenserfahrung in Mitteleuropa nutzt er sein internationales Fachwissen und sein Netzwerk, um Validato in verschiedenen Märkten erfolgreich zu positionieren.