In Organisations-Kultur steckt mehr drin als es aussieht. Es braucht jedoch Klarheit und Stringenz, um das Potenzial der Organisationskultur zu entfalten.
Ein Beispiel
Katharina wechselt nach acht Jahren ihren Job. Im neuen Unternehmen nimmt sie andere Umgangsformen wahr, als sie es gewohnt war. Alle sind per Du, der Dress Code ist sehr casual, im Großraum-Büro sitzt mitten drin die Chefin, die viel Wert auf regelmäßigen Austausch und Transparenz legt. Es gibt eine Reihe von Service-Angeboten im Unternehmen von der Kantine über Fitness-Räume bis Weiterbildungsmöglichkeiten. Das kannte sie in ihrer alten Firma gar nicht. Sie merkt bald, wie wichtig ein kontinuierlicher Kommunikationsflow ist, damit immer alle gut aufeinander abgestimmt sind. Katharina erlebt hier eine völlig neue Arbeitskultur.
Aktuelles Verständnis von Kultur
Heute wird Kultur nicht mehr nur mit Nationalkultur gleichgesetzt, sondern erweist sich als Teil unseres täglichen Lebens. Kultur ist der Ausdruck von Vereinbarungen, wie wir in unterschiedlichen Kontexten miteinander umgehen. Kultur bestimmt, wie in einer konkreten Gruppe etwas getan, wie interagiert und kommuniziert wird.
Kultur schafft Zugehörigkeiten. Jeder von uns gehört sicher unterschiedlichen Gruppen an, in denen unterschiedliche Kommunikations- und Interaktionsweisen die Regel sind. Die Praktiken, die man teilt, schaffen Zugehörigkeit und sind sinnstiftend.
Organisationskultur
Wirft man nun einen Blick auf die Kultur in Unternehmen, dann lässt sich gut sehen, in welchen Bereichen Organisationskultur wirkt:
- Wie sind die Kommunikationsweisen?
- Wie sind die hierarchischen Strukturen?
- Wie ist das Zeitmanagement?
- Wie ist die Meeting-Kultur?
- Wie wird mit Feedback und Konflikten umgegangen?
- Wie verbindlich sind Vereinbarungen?
- Wie wird mit kultureller Diversität im Unternehmen umgegangen?
- Wie ist der Umgang mit Klienten?
- Was ist das Mission Statement?
- Welche Werte bestimmen die Unternehmenskultur und werden diese auch von allen gelebt?
Anhand der Beantwortung all dieser Fragen zeichnet sich eine bestimmte Kultur ab, die das Miteinander im Unternehmen idealerweise stringent und konsequent regelt. Organisationskultur braucht jedoch ständige Pflege und Adaptierung an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Denn Kultur ist nicht statisch, sie verändert sich und steht immerfort im Austausch mit ihrer unmittelbaren Umgebung, den beteiligten Akteuren und Akteurinnen sowie Einflüssen von außen.
Aushandeln von Kultur
Gleichzeitig interagieren in den unterschiedlichen Abteilungen eines Unternehmens Personen mit verschiedenen beruflichen Erfahrungen, biografischen Hintergründen und unterschiedlichen Kompetenzen. Der Austausch untereinander ist dann fruchtbringend, wenn die übergeordnete Organisationskultur als Leitfaden dient und sich beispielsweise in einem Team neue kulturelle Umgangsformen entwickeln, die die Profile der Mitarbeitenden widerspiegeln. Idealerweise wird eine Team-Kultur ausgehandelt, der sich alle Beteiligten verpflichtet fühlen.
Schaffen von Synergien
Unter Synergie wird das Zusammenführen unterschiedlicher Aspekte und Blickwinkel verstanden, mit dem Ziel, sich für Aufgaben- oder Problemlösungen von diesen unterschiedlichen Perspektiven inspirieren zu lassen und zu einem neuartigen oder innovativen Ergebnis zu kommen. Nach dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ bietet ein synergetischer Zugang einen Blickwinkel, der Vielfalt fokussiert und daraus ein optimales Ergebnis generiert. Wesentlich dabei ist die Einstellung, dass sich verschiedene Zugänge, Konzepte und Prozesse gegenseitig ergänzen können.
Voraussetzung ist, dass dabei alle unterschiedlichen Zugänge als gleichwertig angesehen werden.
Kultur losgelöst vom starren Korsett der Nationalkultur bietet vielfältige Möglichkeiten, mit kultureller Diversität in einem Unternehmen umzugehen und davon zu profitieren.
Das Potenzial von Organisations-Kultur
Quellen
- Nancy Adler, International Dimensions of Organizational Behavior. South Western 2002 (4th edition)
- Mary Yoko Brannen, Culture in Context. New Theorizing for Today’s complex cultural organizations. In: Cheryl Nakata (ed.), Beyond Hofstede. Palgrave Macmillan 2009