Pluxee trennt sich von Sodexo, geht als eigenständiges Unternehmen neue Wege und definiert digitale Mitarbeiter-Benefits neu. CEO Andreas Sticha spricht über die Herausforderungen und Chancen dieser Transformation.
Mit der Trennung der Benefit-Sparte von Sodexo zum eigenständigen Unternehmen Pluxee hat ein bedeutender Wandel stattgefunden. Pluxee richtet sich nun konsequent als HR-Tech-Company aus und setzt auf digitale Lösungen für Mitarbeiter-Benefits. Doch was waren die Beweggründe für diesen Schritt? Wie verlief die Transition? Und welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich durch die digitale Transformation? Im folgenden Interview gibt Andreas Sticha, CEO von Pluxee Austria & Germany, Einblicke in die Hintergründe, Herausforderungen und Zukunftspläne von Pluxee.
Interview-Partner
Andreas Sticha ist CEO von Pluxee Austria & Germany (ehemals Sodexo Benefits and Rewards Services). Bereits 2002 startete er seine Karriere bei Sodexo Benefits & Rewards Services Austria als CFO und wurde 2007 zum Geschäftsführer berufen. 2022 übernahm der gebürtige Wiener zusätzlich die Geschäftsführung von Pluxee Deutschland.

Trennung von Sodexo
Die Marke Pluxee hat Sodexo abgelöst. Was waren die Hauptgründe für diesen Schritt?
Das Unternehmen Sodexo existiert seit 1966 und war in zwei Hauptgeschäftsfeldern tätig: Catering und Facility Management. Zusätzlich wurden Benefits and Rewards angeboten, jedoch bestanden zwischen diesen Bereichen nur begrenzte Synergien. Durch die Digitalisierung haben sich Benefits and Rewards stark gewandelt.
Ursprünglich bekannt für Papiergutscheine, hat sich Sodexo dadurch zu einem modernen, digitalen HR-Tech-Service-Unternehmen entwickelt. Um diese neue Positionierung als Pureplayer weiter zu stärken, entschied man sich für einen Spin-off. Die Gutscheinsparte wurde aus dem Sodexo-Konzern ausgegliedert und als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unter der Marke Pluxee gegründet. Dies ermöglicht einen stärkeren Fokus, schnellere Entscheidungsprozesse und eine noch gezieltere Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Kunden, Akzeptanzpartnern und Konsumenten.
Wie verlief die Transition – intern für Ihr Team und extern auf Kundenseite?
In Österreich wurde die Marke Sodexo über Jahrzehnte hinweg stark mit Gutscheinen assoziiert – so sehr, dass der Name oft als Synonym für Gutscheine verwendet wurde. Die Transformation von Sodexo zu Pluxee war daher eine Herausforderung und es erfordert Zeit, um die neue Marke in den Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern.
Das Schöne an diesem Wandel ist jedoch die Möglichkeit, die Geschichte von Pluxee von Grund auf neu zu gestalten – basierend auf dem wertvollen Erbe von Sodexo, einem fast 60-jährigen Familienunternehmen. Das macht unserem Team intern auch sehr viel Spaß und erfüllt sie mit Stolz.
Welche Herausforderungen gab es bei der Positionierung von Pluxee als eigenständige Marke?
Die Herausforderung besteht darin, dass wir auf eine jahrzehntelange Legacy einer Marke aufbauen, die tief in den Köpfen und Herzen von Millionen Menschen verankert ist und als Inbegriff des Gutscheins gilt, nun aber eine neue Marke erfolgreich positionieren und mit derselben Stärke und Wiedererkennbarkeit etablieren müssen.
Transformation zu einer HR-Tech-Company
Pluxee beschreibt sich zunehmend als HR-Tech-Company. Was verstehen Sie darunter und was steckt hinter dieser Transformation?
Ich möchte das gerne anhand eines User Case darstellen.
Früher lief der Bezahlvorgang mit Lebensmittel- oder Restaurantgutscheinen oft umständlich ab: Die Nutzenden mussten an der Kasse ihre Geldbörse zücken, durch die blauen Restaurant- und grünen Lebensmittelgutscheine blättern und rechnen – während sie die ungeduldigen Blicke der Wartenden hinter sich spürten. Heute sieht das ganz anders aus. Statt Papiergutscheine abzuzählen, nutzten sie einfach ihre Pluxee-Karte – genau wie eine Bankomatkarte. Mehr noch: Immer mehr Nutzende greifen gar nicht mehr zur physischen Karte, sondern bezahlen direkt mit ihrer digitalen Karte über das Smartphone. Doch nicht nur für die Nutzenden hat sich vieles verändert.
Auch die Akzeptanzstellen profitieren von der Digitalisierung: Sie erhalten Zahlungen nun direkt auf digitalem Weg ohne manuelle Gutscheinannahme. Ebenso hat sich der Prozess für Unternehmen, die Benefits anbieten, grundlegend vereinfacht. Anstatt physische Gutscheine zu bestellen und mühsam an Mitarbeitende zu verteilen, erfolgt heute alles über ein digitales Kundenportal. Damit ist der digitale Kreislauf vollständig geschlossen.
Welche neuen Produkte oder Dienstleistungen planen Sie in diesem Kontext?
Am österreichischen Markt bieten wir bereits digitale Lösungen wie die Restaurant-, Lebensmittel- und Geschenkkarten an. Aber unser Weg hält hier nicht hier an. Unsere nächsten Schritte fokussieren sich darauf, das Angebot an Benefit-Lösungen weiter auszubauen – zum Beispiel in den Bereichen Mobilität und Gesundheit. Unser Ziel ist es, die führende integrierte Multi-Benefit-Plattform für Arbeitgebende und deren Mitarbeitende zu werden, die eine Vielzahl an attraktiven Lösungen aus einer Hand bietet.
Können Sie uns einen Einblick in die Technologien geben, die Sie aktuell im Bereich HR-Tech einsetzen oder entwickeln?
Das digitale Ökosystem von Pluxee besteht aus verschiedenen technischen Komponenten, die ich aus der Perspektive unserer drei zentralen Stakeholder beschreiben möchte.
Unsere Kunden sind die Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden attraktive Benefits zur Verfügung stellen möchten – mit möglichst geringem administrativem Aufwand. Dafür bieten wir ein benutzerfreundliches Kundenportal, das eine einfache und flexible Verwaltung sämtlicher Benefits ermöglicht. Ob Kartenbestellungen, Guthabenaufladungen oder Sperrungen – alles kann digital, jederzeit und von überall aus erledigt werden.
Für Mitarbeitende, die von den Benefits profitieren, ist das Smartphone das zentrale technische Werkzeug. Das digitale System von Pluxee integriert sich nahtlos in bestehende Infrastrukturen und ermöglicht die Nutzung von Apple und Google Pay für maximale Flexibilität und Komfort im Alltag.
Die dritten Stakeholder sind die Akzeptanzpartner. Der große Vorteil für sie: Es ist keine zusätzliche technische Installation erforderlich. Pluxee nutzt die bestehende Zahlungsinfrastruktur, sodass jeder Händler mit einem Bezahlterminal als Akzeptanzpartner fungieren kann. Dies wird durch unsere enge Kooperation mit Visa ermöglicht, wodurch eine einfache und weitreichende Akzeptanz sichergestellt wird.
Google & Apple Pay bei Pluxee
Pluxee bietet seit Kurzem Google und Apple Pay an. Welche strategischen Überlegungen standen hinter dieser Entscheidung?
Als HR-Tech-Unternehmen war für uns nie die Frage, ob Nutzende ihren Benefit digital nutzen können – es ist ein Must. In Österreich bieten Google und Apple Pay als renommierteste Anbieter nahezu flächendeckende Zahlungsmöglichkeiten, sodass die Entwicklung vom Papiergutschein zur Prepaid-Karte und schließlich zur virtuellen Karte auf dem Smartphone ein logischer Schritt für uns im Rahmen der vorantreibenden Digitalisierung war.
Wie haben Ihre User auf die Einführung dieser digitalen Zahlungsmöglichkeiten reagiert?
Sehr, sehr positiv. Es wird sehr intensiv und breit angenommen. Wir haben am österreichischen Markt schon hunderttausende Mobile Payment User.
Welche Vorteile sehen Sie speziell für Unternehmen, die auf Pluxee setzen?
Die Zahlung mit Google und Apple Play ermöglicht es Unternehmen, nicht nur keine Papiergutscheine mehr ausgeben zu müssen, sondern auch keine Plastikkarte. Es ist somit weniger Aufwand und letztendlich auch nachhaltiger, weil natürlich der CO2-Fußabdruck im Vergleich zu Papier oder Plastik geringer ist.
Zukunftsperspektiven und Vision
Wo sehen Sie Pluxee in fünf Jahren?
Ich sehe uns einerseits weiterhin in unserer aktuellen starken Position. Das mag auf den ersten Blick unspektakulär klingen, ist jedoch ein großer Erfolg, denn auch in fünf Jahren werden wir klarer Marktführer und der Inbegriff für Mitarbeiter-Benefits sein. Andererseits streben wir zusätzlich danach, auch als führender Meinungsbildner in diesem Bereich wahrgenommen zu werden. Dies erreichen wir durch einen konsequenten Ausbau unseres Angebots und die Integration noch vielfältigerer Benefits in eine umfassende Multi-Benefit-Plattform.
Welche Trends und Herausforderungen in der HR-Tech-Branche beeinflussen Ihre Strategie am stärksten?
Die rückkehrende Inflation und der anhaltende Arbeitskräftemangel sorgen für Rückenwind in der Benefit-Branche. Zwar sind Benefits nicht die alleinige Lösung für alle Herausforderungen, aber sie stellen ein entscheidendes Puzzlestück dar, das Unternehmen dabei unterstützt, diese besser zu bewältigen.
In der Tech-Industrie beschleunigt sich der Wandel stetig – was gestern noch galt, kann morgen schon überholt sein. Für uns bedeutet das, immer am Puls der Zeit zu bleiben – sowohl technologisch als auch in unserem Know-how über die sich wandelnden Anforderungen im HR-Bereich. Nur so können wir diese gezielt mit unseren digitalen Produkten verknüpfen und zukunftsfähige Lösungen bieten.
Wie bleiben Sie als Unternehmen agil, um sich an den rasanten technologischen Wandel anzupassen?
Dies erreichen wir durch kontinuierliche Weiter- und Fortbildungen sowie die gezielte Integration notwendiger Neuerungen in unserem digitalen System. Ebenso essenziell ist die enge Zusammenarbeit mit unseren Schwesterfirmen – insbesondere in Deutschland – sowie mit unserem Headquarter. Ganz nach unserem Motto: Kräfte bündeln, „Think Global, Act Local.“
Transformation im Fokus | Der Weg von Sodexo zur HR-Tech-Company
⇒ weitere HRweb-Artikel zu „Mitarbeiter-Benefits“