Multikulturellen Teams wird gern nachgesagt, dass sie homogene Teams leistungsmäßig übertreffen. Kulturelle Diversität per se führt jedoch noch nicht zum Erfolg. Wie ihre Ressourcen genutzt und zu einem tatsächlichen Benefit werden, wird hier näher erläutert.
Folgende inhaltlichen Schwerpunkte erwarten Sie:
- Auswirkung von Kultur im Team
- Wie entsteht Team-Kultur?
- Erforderliche Kompetenzen der Teammitglieder
Auswirkung von Kultur im Team
Multikulturelle Teams bestehen aus Teammitgliedern, die unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben. Nicht selten wird ein Team beschrieben mit: Es besteht aus 10 Nationalitäten. Das ist beachtlich.
Bei genauerem Hinschauen zeigt sich, dass es sich um inner-nationale und um länderübergreifende kulturelle Hintergründe handelt. Also Mitglieder mit der gleichen Staatsangehörigkeit, aber mit unterschiedlichem ethnischen oder kulturellen Hintergrund, und Mitglieder, die unterschiedliche Nationalitäten haben.
Diese Unterscheidung ist wichtig vorzunehmen, um ein multikulturelles Team zu beschreiben. Denn die erste Gruppe könnte als kulturell homogener gelten, die zweite Gruppe jedoch als kulturell heterogener.
Die Nationalität als Unterscheidungsmerkmal ist dennoch verfänglich. Denn auch wenn einige Mitglieder unterschiedliche Staatsangehörigkeit haben, können sie schon lange im gegebenen kulturellen Kontext (z.B. Österreich, Wien, konkretes Unternehmen) leben und arbeiten. Ihre Staatsangehörigkeit als Unterscheidungsmerkmal greift dann zu kurz, denn sie haben möglicherweise mit ihrem Pass-Land im Arbeitskontext wenig zu tun.
Das bedeutet, um die Auswirkung von Kultur in einem Team zu erfassen, braucht es einen erweiterten Kulturbegriff: Ein Team besteht aus Individuen mit deren je eigener Biografie und Erfahrungen und nicht aus Repräsentanten von Nationalkulturen. Darüber hinaus ist eine Nationalkultur nicht gleichzusetzen mit individuellen kulturellen Wertehaltungen.
Interessant ist vielmehr, wie sich die jeweiligen kulturellen Identitäten der Teammitglieder zusammensetzen, um herauszufinden, wie Kultur im Team wirkt.
Denn Kultur ist keine Eigenschaft, die eine Person hat oder nicht hat. Kultur entsteht vielmehr in einem Kontext – wie in unserem Beispiel im Kontext eines multikulturellen Teams in einem konkreten Unternehmen mit einer spezifischen Unternehmenskultur.
Wie entsteht Team-Kultur?
Die Kultur eines Teams ist zunächst beeinflusst durch den Kontext, in dem das Team aufgestellt wurde. Das ist meistens ein Unternehmen mit einer spezifischen Unternehmenskultur, die wesentlichen Einfluss auf ein Team hat, da zentrale Verhaltensnormen, Werte und strategische Zielsetzungen als Richtschnur gelten.
Ein Team ist weiters kulturell geprägt von seinen Mitgliedern und deren Profilen, Biografien, Erfahrungen, Wissensbeständen und Kompetenzen. Daher ist es für ein Team interessant, einander gut kennenzulernen. Die vielen Facetten der kulturellen Identitäten der Teammitglieder zu sehen und mehr über sie zu erfahren hilft, die Zusammenarbeit im Team zu gestalten – fern von Stereotypisierungen oder nationalen Zuschreibungen. Ein Team kann so seine eigene Team-Kultur schaffen.
Darüber hinaus ist die Kultur eines Teams bestimmt von äußeren Aspekten der Zusammenarbeit. Dazu gehören folgende Aspekte:
- Dauer der Zusammenarbeit: je länger, desto eher müsste ein Team Vereinbarungen immer wieder aktualisieren oder neu verhandeln
- Komplexität der Aufgabe: je komplexer, desto eher braucht es im Team eine effiziente Kommunikationskultur
- Team-Größe: je größer, desto eher sind für ein Team unterschiedliche Kommunikationskanäle erforderlich
- Geografische Herkunft der Teammitglieder: Ressentiments könnten entstehen aufgrund historischer Bruchlinien wie frühere oder gegenwärtige kriegerische oder religiöse Auseinandersetzungen (z.B. Jugoslawienkrieg, heute Krieg zwischen Ukraine-Russland, Konflikte im Nahen Osten, Israel-Palästina, und andere)
Wie die Teammitglieder mit diesen Einflüssen im Team umgehen, ist ausschlaggebend für die Entwicklung seiner Teamkultur.
Erforderliche Kompetenzen der Teammitglieder
Zahlreiche Studien über multikulturelle Teams zeigen auf, welche Kompetenzen erforderlich sind, damit ein Team effizient zusammenarbeitet. Dabei ist es egal, aus wie vielen nationalen Kulturen ein Team besteht.
Folgende Fähigkeiten, die gleichzeitig Komponenten interkultureller Kompetenz sind, sind erforderlich:
- Interkulturelle Anpassungsbereitschaft an die multikulturelle Situation im Team
- Bereitschaft, das eigene Verhalten im Team situativ und empathisch anzupassen
- Annehmen der vereinbarten Normen und Verhaltensregeln, um mit den Teamkollegen in ihrer Unterschiedlichkeit gut zusammenzuarbeiten
- Kulturelle Sensibilität an den Tag legen, die dazu führt, sich leichter im Team anzupassen, mit den Kollegen und Kolleginnen kultursensibel zu interagieren und zu kommunizieren und dadurch in der Folge zufrieden mit der Arbeitssituation zu sein
Diese Fähigkeiten führen dazu, dass der Zusammenhalt im Team wächst und damit die allgemeine Zufriedenheit, die sich wiederum positiv auf Engagement und Einsatzbereitschaft der Teammitglieder auswirkt.
Fazit
Multikulturelle Teams bieten einen großen Benefit, sofern sie über Zeit und Raum verfügen, sich gut kennenzulernen und ihre kulturelle Vielfalt als Ressource sehen können.
Kulturvermittler im Team könnten bikulturelle Kollegen und Kolleginnen sein, die über spezifisches Kulturwissen verfügen und kulturelle Missverständnisse auflösen können.
Beyond Diversity: Wie die Benefits multikultureller Teams wirklich wirksam werden
Quellen
- Mary Yoko Brannen et al., Biculturals as Natural Bridges for Intercultural Communication and Collaboration. IWIC‘09, Feb. 20-21, 2009, Palo Alto, California, USA
- Betina Szkudlarek, Laurence Romani, Dan V. Caprar, Joyce S. Osland (Eds.), The Sage Handbook of Contemporary Crosscultural Management. 2020 Sage Publ. Ltd.