Petra Öllermayr ist neue HR-Chefin der VBV-Gruppe. Im Interview mit dem HRweb spricht sie über ihre Strategien bei der Personalsuche und wieso sie mit Firmenpensionen einen Trumpf im Recruiting hat.
Interview-Partnerin
- Mag. Petra Öllermayr, MSc
- Head of Human Resources, VBV-Gruppe
- www.vbv.at
Wie geht die VBV mit dem Arbeitskräftemangel um?
Der Arbeitskräftemangel trifft bereits jetzt viele Branchen. Der demografische Wandel wird die Suche nach neuen Mitarbeitenden in den kommenden Jahren noch verschärfen. Wie geht die VBV mit der Situation um?
Ein wesentlicher Punkt bei der Personalsuche sind die bestehenden Mitarbeitenden im Unternehmen, an die aber häufig nicht gedacht wird. Sie haben ein Netzwerk und einen Freundeskreis und können relativ genau sagen, ob jemand in das Unternehmen passen würde oder nicht. Wenn Mitarbeitende zufrieden sind, machen sie unbezahlt Werbung und helfen so bei der Personalsuche. Deshalb finde ich es wichtig, offene Stellen intern auszuschreiben, eben nicht nur um jene zu erreichen, die sich intern verändern möchten.
Ist es wichtig, gezielt auch ältere Arbeitnehmende anzusprechen?
Ich sehe die Personalsuche offen und altersunabhängig. Ältere Mitarbeitende haben den Vorteil, dass sie viel Berufs- und Lebenserfahrung mitbringen. Tendenziell haben sie auch nicht mehr den Drang, den man oft Jüngeren unterstellt, dass sie alle paar Jahre etwas Neues ausprobieren möchten. Das Konstante ist für Unternehmen auch ein Vorteil. Vielen älteren Arbeitssuchenden ist meiner Erfahrung nach ein sicherer Arbeitgeber wichtig; ein gutes, solides Unternehmen, bei dem sie bis zur Pension bleiben können.
Was ist jungen Bewerbenden wichtig?
Sehen Sie bei den Bewerbenden heute Unterschiede im Vergleich zu früher?
Was sich geändert hat, sind Fragen nach Arbeitszeiten, freien Tagen, Wochenarbeitszeit oder der Möglichkeit nach Teilzeitarbeit. Mittlerweile bin ich 17 Jahre im Personalwesen tätig und kann mit Sicherheit sagen, dass das früher nicht so war. Da war ein ausgeschriebener Job Vollzeit und das ist nicht hinterfragt worden. Wenn es sich mit den Bedürfnissen des Arbeitgebers vereinbaren lässt, kann man enorm punkten, wenn man dahingehend flexibel ist. Zusätzliche Urlaubstage kommen auch immer gut an. Ein sicherer Arbeitsplatz ist in eher unsicheren Zeiten, wie wir sie aktuell haben, wichtig. Junge Bewerbende sind außerdem auf der Suche nach einer sinnhaften Tätigkeit am besten in einem nachhaltigen Unternehmen.
Haben nachhaltige Unternehmen einen Vorteil im Recruiting?
Ja. Es gibt einen gewissen Prozentsatz von Bewerbenden, die Jobs und Unternehmen ausschließen, die nicht nachhaltig sind. Und dieser Prozentsatz wird größer.
Welche Benefits sind für Bewerbende noch attraktiv?
Immer wieder hört man, wie wichtig Benefits und Sozialleistungen sind. Home-Office, Obstkörbe oder gratis Kaffee werden sehr häufig genannt, sind aber oft schon Standard. Können Sie damit bei Bewerbenden noch punkten?
Als Unternehmen sollte man sich ein Package an Benefits für Mitarbeitende überlegen, das auch zu den Unternehmenswerten passt. Keine Firma bietet alles an, aber es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn man Bewerbenden zeigt, dass man sich auch abseits des Gehalts bemüht, ihnen etwas zu bieten. Das Gehalt muss fair sein, aber Benefits können den Unterschied machen. Bewerbende rechnen Benefits oft in Euro um, damit sie wissen, welchen Vorteil sie dadurch haben. Goodies wie Prämien oder eine Firmenpension sind ein großer finanzieller Vorteil, den Bewerbende und Mitarbeitende sehr zu schätzen wissen.
Wie kommunizieren Sie Bewerbenden den Benefit der Firmenpension?
Die VBV bietet ihren Mitarbeitenden eine Firmenpension. Wie kommunizieren Sie das Bewerbenden, damit sie die Vorteile erkennen?
Ich kommuniziere ganz klar die Summe, um die es geht. Würde ich mit derselben Summe privat vorsorgen wollen – und in irgendeiner Form muss ja mittlerweile jeder vorsorgen – müsste ich durchschnittlich 40% brutto mehr investieren, damit ich netto dieselbe Summe veranlagen kann. So wird der Vorteil schnell erkannt.
Sind Firmenpensionsmodelle ein Tool für Mitarbeiterbindung?
Auf jeden Fall, vor allem wenn das Rundherum passt. Pensionsvorsorge muss man sich leisten können. Bei vielen Arbeitnehmenden gibt es sicherlich Jahre, wo durch Familiengründung oder Änderung der Lebensumstände kein Geld für zusätzliche Vorsorge übrig ist. In solchen Situationen ist man froh, wenn der Arbeitgeber diese Aufgabe übernimmt. Manche Arbeitgeber wie zum Beispiel auch die VBV fördern mit ihrem Pensionskassenmodell auch noch die Eigenvorsorge, von der Mitarbeitende dann doppelt profitieren.
Firmenpensionen sind ein finanzieller Vorteil, den nicht viele anbieten