Feedback für rang-höhere im Unternehmen ist nicht sooo easy

Feedback für Führungskräfte an rang-höhere + Tipps

Wie können Führungskräfte rang-höheren Feedback geben? Bitte um 2-3 konkrete Tipps:

Veronika Aumaier (Aumaier Consulting/Training)

Es passiert bei einer pro-aktiven Führungskraft im Alltag ganz oft, dass sie rang-höheren Führungskräften Feedback gibt, da sich die Gesprächsinhalte überwiegend im Zahlen/Daten/Faktenbereich bewegen und es sich mittlerweile gar nicht mehr vermeiden lässt, dass auf Sachinhalte bezogen die zuständige Fachführungskraft besser Bescheid weiß. Daher werden oftmals Lösungsvorschläge von Chefs ergänzt oder verworfen, oder sie werden mit ganz  anderen Lösungsvorschlägen konfrontiert. Hier ist inhaltliches Feedback eher ein Qualitätszeichen der Zusammenarbeit, sofern es konstruktiv und gut begründet wird. .

Wenn Führungskräften ihren rang-höheren Führungskräften Feedback zu deren Verhalten geben,  ist die Schlüsselfrage, ob man dafür auch wirklich umfassend urteilsfähig ist. Daher ist eine Frage nach der Erklärung für ein spezifisches Verhalten in einer konkreten Situation in vielen Fällen zielführender, als mit der eigenen Bewertung ins Haus zu fallen. Die Themen im Topmanagementbereich sind komplex und daher die Perspektiven auf die Themen vielfältiger. Also lieber Hinterfragen mit einem ehrlichen Interesse an den Beweggründen, als vorschnell zu urteilen, ohne Hintergründe zu kennen oder alle Informationen zu haben. Signalisiert der rang-höhere Chef Interesse an der Meinung, dann ist sie lösungsorientiert darzulegen.

Mag. Brigitte Kosits (WIFI Wien)

1. Fragen Sie Ihre Führungskraft, ob diese Feedback erhalten möchte. Nur Mut, wer bereit ist, Feedback anzunehmen, wird mit Begeisterung ja sagen.
2. Es kann sein, dass Ihre Führungskraft spontan ist. In dem Fall sollten Sie Ihr Feedback bereits vorbereitet haben. Andernfalls vereinbaren Sie mit Ihrer Führungskraft einen zeitnahen Termin.

Geben Sie Feedback immer in Bezug auf eine Beobachtung, die Sie selbst gemacht haben und die sich auf eine konkrete Situation oder auf ein konkretes Verhalten in der der jüngsten Zeit bezieht.

Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ)

Wenn man nicht direkt um ein Feedback gebeten wurde oder es im Zuge eines Mitarbeitergesprächs sich ergibt, empfiehlt es sich, auf einen passenden Zeitpunkt zu warten. Ein Tipp, der für alle Feedback-Geber ratsam ist.

Oft verstehen wir unter Feedback geben das Ansprechen von negativen Dingen. Aber warum nur diese weitergeben? Wenn man Vorgesetzten positive und negative Rückmeldungen gibt, wird auch das besser angenommen, was man nicht so gerne hört.

Der Ton macht die Musik und so ist es auch der Ton, der das Feedback leichter oder schwerer annehmen lässt. Wählt man die Worte gut und mit Bedacht, kann man in vielen Fällen Dinge besser ansprechen und es wird besser angenommen.

Mag. Alexandra Schreiber-Bratfisch (ITO)

Es ist besonders wichtig, das Gespräch unter vier Augen zu führen und darauf zu achten, dass eine Atmosphäre herrscht, in der die Führungskraft nicht durch andere Themen zu sehr unter Druck steht. Es empfiehlt sich vorab die Frage zu stellen, ob die ranghöhere Person gerade offen für Feedback ist.

Zu Beginn des Gesprächs Anerkennung für die positiven Punkte zu zeigen ist wesentlich dafür, um das Gegenüber offen für weitere Punkte zu halten und sollte keinesfalls bereits mit Kritikpunkten vermischt werden. Konkrete Beispiele, die sowohl positive als auch kritische Aussagen untermauern, helfen der ranghöheren Person das Gesagte zu verstehen. Mit dem Nutzen zu argumentieren, den man aus einer Änderung der kritischen Punkte ziehen kann, kann ebenfalls zu einer höheren Akzeptanz beitragen.

Mag. Eva Ayberk (NewZone)

1. Fragen Sie, ob Sie eine Beobachtung teilen können. Damit holen Sie sich die Erlaubnis fürs Feedbackgeben ab. Mit dieser Zustimmung können Sie das Feedback geben. Am besten mit der bewährten Formel: 1. Beobachtung teilen – 2. Wirkung der Beobachtung beschreiben – 3. Wunsch oder Empfehlung anhängen.
2. Anstatt direkt Kritik zu üben, kann es effektiver sein, durch gezielte Fragen zur Selbstreflexion anzuregen. Diese Methode ermöglicht es, wichtige Anliegen anzusprechen, ohne direkt konfrontativ zu wirken. Beispiel: „Könnte ein anderer Ansatz bei Projekt X uns helfen, unsere Ziele effizienter zu erreichen?“ Dies lädt zu einem Dialog ein, anstatt eine einseitige Kritik zu üben. Gerade wenn die Feedbackkultur noch nicht sehr ausgeprägt gelebt wird, ist dieses Vorgehen ein guter Start.
3. Geben Sie ranghöheren Führungskräften auch positives Feedback. Wenn Sie diese Aspekte betonen, unterstützen Sie gutes Führungsverhalten und helfen, eine Kultur der Wertschätzung und der fortlaufenden Verbesserung aufzubauen. Ein konkretes Beispiel: „Deine Entscheidung, das Team mehr in die Planung einzubinden, hat echt was gebracht. Jetzt fühlen sich alle mehr mit dem Projekt verbunden und engagiert. Das hat die Stimmung und unsere Arbeitseffizienz klar verbessert und zeigt, wie wirksam du führst.“ Sie können auch gleich ein Feedforward anhängen: „Meine Empfehlung für die Zukunft ist, diese erfolgreiche Herangehensweise für kommende Projekte beizubehalten.“