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Welchen Sinn macht ein Stelleninserat heute noch?

03Sep2024
4 min
Stelleninserat Sinn

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

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Wenn Bewerber lieber gefunden werden als selbst eine neue Stelle zu suchen … inwiefern macht es dann noch Sinn, ein Stelleninserat zu schalten?

Im Interview stoße ich auf sehr kontroverse Ansichten. Tauchen wir gleich ein:

Links der HR-Branche Recruiting

Welchen Sinn macht ein Stelleninserat überhaupt noch?

Dr. Susanne Kolbesen (2blickwinkel):

Wenn eine offene Position nach außen kommuniziert werden darf, macht es immer Sinn, eine Mehrfachstrategie zu fahren. Das bedeutet neben dem Screening der Datenbank und unseren persönlichen Kontakten, die Schaltung eines möglichst Zielgruppen-spezifischen Inserates. Und parallel direkte Ansprache. Durch Inserate und Postings auf Social Media kommt man zu Bewerbenden, die sich aktuell neu orientieren und damit bereits für die jeweilige Position motiviert sind.

Mag. Cornelia Schwaminger (and-us):

(Online-)Stelleninserate sind eine wichtige Ergänzung, um neben dem passiven auch den aktiven Bewerbungsmarkt anzusprechen und gleichzeitig die Positionierung und Bekanntheit als attraktiver Arbeitgebender zu schärfen.

In dynamischen Berufsfeldern wie Sales und Marketing, wo die Wechselbereitschaft generell höher ist, erzielen Jobinserate meist auch noch passable Rücklaufquoten. Dennoch genügen Inserate allein oft nicht in Mangelberufen oder wettbewerbsintensiven Berufsfeldern. Daher ist eine holistische Recruiting-Strategie ratsam, die neben Inseraten auf Social Recruiting, Active Sourcing, Employer Branding, Headhunter, Netzwerke und Events setzt. 

Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ):

In einem sehr angespannten Arbeitsmarkt macht alles Sinn, das Menschen – auf der Suche oder auch nicht – auf ein Unternehmen und eine freie Stelle aufmerksam macht. Ein Stelleninserat ist dabei ein bekanntes Mittel, sehr gezielt zu sagen „Wir suchen!“. Wenn man ein Stelleninserat plant, ist das „Wo macht es Sinn?“ eine der wichtigsten Fragen im Vorfeld. Da kommt es sehr auf das Unternehmen, die Stelle und die gesuchte Zielgruppe an. Dazu muss ich meinen relevanten Arbeitsmarkt kennen und wissen, wo sich meine potenziellen Kandidaten persönlich und virtuell aufhalten.

Es ist dadurch eher eine Frage nach dem WO als nach dem OB geworden, wenn es um Stellenanzeigen und deren Wirksamkeit geht.

Gewünschte Side-Effekte sollte man aber nicht vergessen. So sind bei der Suche nach Lehrlingen oft Eltern und Großeltern eine wichtige Zielgruppe, die dann Tipps für die Bewerbung zu einer Lehre geben.

Claudia Eder MBA (karriere.at):

Stelleninserate bilden weiterhin das Fundament des Recruitings. Sie enthalten nicht nur alle relevanten Informationen zur ausgeschriebenen Stelle, sondern können auch einen Vorgeschmack auf die Unternehmenskultur geben. Die kann sich im Design eines Inserats widerspiegeln, aber auch in den Inhalten, zum Beispiel wenn Benefits aufgezählt oder Fotos vom Standort oder dem Team eingebunden werden. Diese wichtigen Einblicke helfen Jobsuchenden dabei, sich für oder gegen einen Arbeitgeber zu entscheiden, indem die Kompatibilität abgesteckt wird.

Aus Sicht der Bewerbenden ist das Finden und das Gefunden-werden kein „Entweder-oder“. Menschen mit einer Jobwechselbereitschaft sehen sich einerseits um und haben zusätzlich die Möglichkeit, sich finden zu lassen. Beides erfordert einen gewissen Mindestaufwand aufseiten der Jobsuchenden. Ohne entsprechendes Arbeitgeber-Profil auf reichweitenstarken Online-Jobportalen haben die Unternehmen schließlich keine Chance, ausreichend Talente zu finden.

Matthias Dietrich (Talentor Austria):

Ein Stelleninserat macht überall dort Sinn, wo man eine breite Sichtbarkeit erzielen möchte. Sei es als Employer-Branding-Maßnahme oder um eine große Anzahl an Bewerbern anzusprechen.

Wenn es aber um die gezielte Suche nach Kandidaten geht, die genau den Anforderungen einer bestimmten Position entsprechen sollen – z.B. bei Führungspositionen und strategisch wichtigen Schlüsselkräften – dann reicht das i.d.R. nicht aus. Hier ist ein aktiveres Vorgehen gefragt.

Daher verbinden wir im Executive Search verschiedene Such- und Auswahlmethoden zu einer integrierten Gesamtstrategie: Neben unserer internen Talente-Datenbank nutzen wir hocheffiziente Tools und Business-Networking-Plattformen zur Identifikation von interessanten Kandidaten. Die am besten passenden Persönlichkeiten sprechen wir persönlich und vertraulich an, um ihr Interesse an der neuen Position zu wecken.

Marcus Christopher Schulz, CMC, MBA (DELTACON):

Erfahrungsgemäß bringen klassische Stellenanzeigen in Printmedien oder online Firmen eher wenige passende Bewerbungen ein. Zusammen mit den Trends Richtung beruflicher Social-Media-Nutzung und Vernetzung wird die Sinnhaftigkeit daher zunehmend infrage gestellt.

Wir als internationale Executive Search Personalberatung sehen Stelleninserate – sofern sie nicht gesetzlich erforderlich sind – als nicht mehr zielführend. Außerdem entsprechen sie nicht unserem Zugang zu Diskretion am Markt. Denn im Regelfall sind unsere Mandate als vertraulich bis confidential (NDA notwendig) zu behandeln. Neben der Executive Search ergeben sich für Unternehmen die passendsten Bewerbungen durch einen engen Bezug zu Universitäten und Fachschulen sowie deren Absolvierenden. Wird die Arbeitgebermarke von allen Seiten zweifelsfrei verstanden, sind auch Empfehlungen durch Mitarbeitende ein hervorragendes Tool für die Gewinnung neuer Talents.

Interviewte Personen

Welchen Sinn macht ein Stelleninserat heute noch?

Marcus Christopher Schulz, CMC, MBA

Marcus Schulz, Deltacon, Stelleninserat

Mag. Cornelia Schwaminger

Cornelia Schwaminger, And Us, Stellenausschreibung und Stellenanzeigen

Mag. Armand Kaáli-Nagy

Armand Káali-Nagy, ÖPWZ

Dr. Susanne Kolbesen

Susanne Kolbesen, 2blickwinkel, c Haeusler

Claudia Eder, MBA

  • Marketing Director
  • karriere.at
Claudia Eder, karriere.at, Stelleninserat

Matthias Dietrich

  • Executive Director Industrial & Construction
  • Talentor Austria GmbH
Matthias Dietrich, Talentor, c Cloe Potter, Stelleninserat

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