Unternehmen im gesamten DACH-Raum wurden durch „Mystery-Bewerbungen“ unter die Lupe genommen, um Schwachstellen in den Recruiting-Prozessen offenzulegen und praxisnahe Verbesserungsvorschläge zu liefern.
Gast-Autor: Michael Egger
Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel stellen Unternehmen vor immense Herausforderungen. Qualifizierte Talente zu gewinnen und zu binden, erfordert heutzutage mehr als klassische Recruiting-Ansätze. Doch wie attraktiv und effektiv sind die Bewerbungsprozesse tatsächlich?
Eine neue Studie, durchgeführt von Sarah Böning, Recruiting Expertin aus Deutschland, Stefan Wickenhäuser, HR-Geschäftsführer ebenfalls aus Deutschland, Janosch Willi, Active Souring Profi aus der Schweiz und Dr. Michael Egger, Recruiting und Employer Branding Berater aus Graz haben sich dafür in 120 Unternehmen im DACH-Raum beworben.
Erkenntnisse der Mystery-Bewerbung
Die zentralen Ergebnisse zeigen, dass es in vielen Unternehmen an Schnelligkeit, Transparenz und persönlicher Kommunikation fehlt. Hier sind die bedeutendsten Erkenntnisse im Detail:
Antwortzeiten und „Ghosting“
Die durchschnittliche Antwortzeit der Unternehmen auf Bewerbungen liegt bei 11 bis 17 Tagen. Diese Verzögerung wird von Bewerbenden oft als Desinteresse wahrgenommen und beeinträchtigt die „Candidate Experience“ spürbar. Zudem kam es in einigen Fällen zu „Ghosting“, also zum völligen Ausbleiben einer Rückmeldung, was das Vertrauen der Kandidaten stark erschüttert. Gerade in einem angespannten Arbeitsmarkt ist es essenziell, schnelle, konsistente und wertschätzende Rückmeldungen zu gewährleisten.
Standardisierte Kommunikation und fehlende Personalisierung
Ein weiteres Problem ist die überwiegend standardisierte Kommunikation: Viele Unternehmen nutzen vorgefertigte E-Mails, die wenig bis keine persönliche Note enthalten. Dabei trägt ein wertschätzender und personalisierter Umgang maßgeblich dazu bei, die Arbeitgebermarke positiv zu positionieren. Bewerbende schätzen es, wenn sie sich im Prozess wahrgenommen und respektiert fühlen. Ein wertschätzender erster Eindruck kann hier den Unterschied machen.
Intransparenz bei Gehaltsangaben
Obwohl es in Österreich beispielsweise verpflichtend ist, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen zu veröffentlichen, nutzen nur wenige Unternehmen die Möglichkeit, Gehaltsspannen anzugeben, die von der Qualifikation und Erfahrung der Bewerbenden abhängen. Diese Informationen können jedoch entscheidend sein, da sie Unsicherheiten und Frustrationen reduzieren und für Transparenz im Bewerbungsprozess sorgen.
Bewerbungsmasken und ATS-Systeme
Viele Bewerberportale sind kompliziert und benutzerunfreundlich gestaltet, was den Bewerbungsprozess erschwert. Ein ATS (Applicant Tracking System), das intuitiv und klar strukturiert ist, kann den Bewerbenden den Prozess erheblich erleichtern und so die „Candidate Experience“ verbessern. Ein unkomplizierter Zugang zum Unternehmen ist im Wettbewerb um Talente heutzutage ein wesentlicher Faktor.
Inkonsistente Anspracheformen
Die Studie weist außerdem auf die teils inkonsistente Ansprache hin – in vielen Fällen werden „Du“ und „Sie“ wahllos kombiniert. Diese Unklarheit wirkt unprofessionell und verwirrend. Ein einheitlicher Kommunikationsstil sorgt hier für Klarheit und verleiht dem Unternehmen ein konsistentes Auftreten.
Handlungsempfehlungen
Die Studie zeigt: Es gibt zahlreiche „Low Hanging Fruits“, die einfach und schnell umgesetzt werden können und dennoch eine große Wirkung auf die Candidate Experience haben. Dazu gehören wie Antwortzeiten zu verkürzen, eine personalisierte Kommunikation einzuführen oder benutzerfreundliche Bewerbungsplattformen zu verwenden.
Ein Fazit: Eine wertvolle Perspektive aus der Bewerbersicht
Das Mystery-Bewerbungsteam führte die Analyse mit dem Ziel durch, das Recruiting durch die Perspektive der Bewerbenden zu betrachten und praxisorientierte Verbesserungen aufzuzeigen. Die Studie zeigt, dass oft schon kleine Anpassungen die Bewerbererfahrung erheblich verbessern und dazu beitragen können, dass Unternehmen sich als attraktive Arbeitgebende im Wettbewerb um qualifizierte Talente positionieren.
Ein verbessertes und zielgerichtetes Recruiting, gepaart mit einem durchdachten Employer Branding, kann Unternehmen langfristig stärken und ihre Chancen erhöhen, im Fachkräftemangel erfolgreich zu bestehen. Interessenten, die sich für die vollständigen Ergebnisse und detaillierte Checklisten interessieren, können die Studie auf Anfrage an Dr. Michael Egger unter office@erfolgszeiten.at erhalten.
Studie zu Mystery-Bewerbung | Tipps um Ihre Bewerbungsprozesse zu optimieren
Gast-Autor
Dr. Michael Egger ist Berater, Speaker und Autor mit einem ganzheitlichen Ansatz zur Organisationsentwicklung. Nach vielen Jahren in strategischen und operativen HR-Positionen, unter anderem bei einem Big4-Unternehmen, konzentriert er sich heute auf die Förderung von Synergien innerhalb von Unternehmen. Er unterstützt Unternehmen dabei, durch strategische Personalplanung, Employer Branding und People & Culture eine zukunftsfähige Organisation aufzubauen, die langfristig Erfolg und ein positives Arbeitsumfeld sichert.