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Mayerhofer-Trajkovski

Sind wir auf dem richtigen Weg?

03Dez2012
3 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wir haben gelernt mit psychischem Druck zu leben. Aber wie lange halten wir durch, ohne unsere Gesundheit dauerhaft zu gefährden? Wo ist die Grenze? Sind wir auf dem richtigen Weg, oder hätten wir doch damals vor 4 Jahren am Lebensweg einmal links abbiegen sollen?

 

Kennen Sie das auch?

In zehn Minuten kommt der nächste Termin, bis dahin könnte ich noch schnell an einem Projekt weiter arbeiten, das man eigentlich besser hätte planen können. Aber meine Meinung interessiert leider nicht… Huch – das Telefon läutet… „Wie bitte? Nein, danke. Da haben wir keinen Bedarf…. Wieso? Weil wir derzeit einfach keinen Bedarf haben! DANKE!“  Ah… immer diese lästigen Firmen. So, für das Projekt ist jetzt die Zeit zu knapp. Hmm…meine e-mails sollte ich auch noch fertig checken und – ACH JA! Die Statistik für die Geschäftsleitung muss noch ausgewertet und gedruckt werden … funktioniert der Drucker eigentlich schon wieder?? Apropos Drucker… da war doch noch was. Genau! Der Termin – der Fragebogen ist noch nicht gedruckt, weil ja der Drucker nicht funktioniert hat.  So, aber jetzt schnell!… Hoffentlich dauert das Geschäftsführermeeting am Nachmittag nicht wieder so lange, ich würde gerne einmal halbwegs pünktlich nach Hause gehen und ein schönes heißes Bad nehmen. Sch… meine Tochter hat ja heute eine Ballettaufführung in der Schule. Das kann ich nicht versäumen. Ich muss auf jeden Fall pünktlich weg! Ich schreibe mir sicherheitshalber eine Erinnerung ins Outlook. Dann habe ich einen Grund, warum ich mich im Notfall aus der Besprechung stehlen kann….

Einer europaweiten Erhebung zufolge (EWCS, 2010)  sind 82,4 % in der Arbeit mit komplexen Aufgaben konfrontiert. Das betrifft hauptsächlich hoch qualifizierte Arbeiter und Angestellte. Die kognitiven Anforderungen nehmen stetig zu.  Wir haben scheinbar gelernt mit psychischem Druck zu leben. Aber wie lange? Wie lange halten wir durch, ohne unsere Gesundheit dauerhaft zu gefährden? Wo ist die Grenze? Was ist noch „normal“? Kennen Sie Ihre persönliche Grenze?

Sagen Sie „Stopp“

Wenige von uns haben von ihren Eltern gelernt „Stopp“ zu sagen. Viele wurden eher dahingehend erzogen Geld zu verdienen, Leistung zu bringen, immer leistungsbereit zu sein. Dabei aber stets schön zurückhaltend, nie maßlos und immer realistisch. 34,5 % der österreichischen Arbeitnehmer geben in einer europaweiten Studie (EWCS, 2010) an, in den vergangenen 12 Monaten trotz Krankheit am Arbeitsplatz erschienen zu sein. Was geht in uns vor, wenn wir eigene Interessen, sogar die eigene Gesundheit, das eigene Leben hinten an stellen? Fakt ist, es wird uns niemand danken und wir erhalten dafür auch keine Medaille am Ende des Lebens.

Es ist nicht nur der Druck, das Klima am Arbeitsplatz der vielen zu schaffen macht. Auch der gesellschaftliche Druck, Erwartungen der Familie oder auch die eigenen, inneren Erwartungen beeinflussen unsere Entscheidungen tagtäglich.

Ändern Sie ggf. mutig die Richtung

Regelmäßiges Innehalten hilft uns bei uns selbst zu bleiben, etwas unabhängiger von Leistungs- oder auch Konsumdruck. Nur durch eine ehrliche Standortbestimmung können wir unser Handeln reflektieren und gegebenenfalls Richtungsänderungen vornehmen wenn wir merken, dass etwas nur suboptimal läuft. Wenn Sie jetzt der Meinung sind, dass das zwar wichtig wäre aber Sie dafür einfach keine Zeit haben, dann ist es bereits höchste Eisenbahn und Sie sollten sich eine Auszeit gönnen.

Das Innehalten und Reflektieren ist allerdings nicht immer angenehm. Wenn wir merken, dass wir eigentlich gar nicht mehr wir selbst sind, wir nur noch funktionieren und eine falsche Richtung in unserem Leben eingeschlagen haben, kann die Erkenntnis zwar befreiend aber durchaus schmerzvoll sein. Dann ist es auch oft schwer die Entscheidung für einen neuen Weg zu treffen. Wir wissen zwar, dass das was wir tun nicht das Richtige ist, aber wir wissen nicht, wohin der Weg uns sonst führen sollte. Vorbehalte gegenüber Veränderungen sind oft groß.

Es ist allerdings nie zu spät, man ist auch nie zu alt eine Richtungsänderung vorzunehmen.

Ein paar Stunden oder Tage Auszeit vom „Funktionieren“ ist alles. Den Fokus auf sich selbst gerichtet … im Hier und Jetzt … Was werden Sie verändern?

Palotay

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Gastautorin: Mag. Manuela Palotay ist zertifizierte Arbeitspsychologin und als Unternehmerin in den Bereichen Persönlichkeitscoaching, Wirtschaftspsychologie, Sportpsychologie und Diagnostik tätig. office@pmplus.atwww.pmplus.at

Sind wir auf dem richtigen Weg?

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