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Konflikte umschiffen? | Warum Workarounds zu Frustrationen führen

4Feb.2025
3 min
Konflikt Workaround

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Konflikte sind ein natürlicher Bestandteil des Arbeitsalltags. Doch anstatt sie anzupacken, greifen viele Unternehmen zu einem vermeintlich bequemen Ausweg: dem Workaround.

Wenn organisatorische oder strukturelle Anpassungen das eigentliche Problem umschiffen sollen, wird aus einer schnellen Lösung ein langfristiges Problem.

Dieser Beitrag verdeutlicht, warum Workarounds im Konfliktfall nicht die Antwort sind und warum Führungskräfte konsequent handeln müssen, um nachhaltige Lösungen zu schaffen.

Wenn Konflikte in der Sackgasse enden

Konflikte sind unangenehm. Für alle Beteiligten bedeuten sie emotionalen Stress, potenziell schwierige Gespräche und in manchen Fällen sogar Angst vor Eskalationen. Dabei ist klar: Wo Menschen zusammenarbeiten, entstehen Spannungen. Unterschiedliche Perspektiven, Arbeitsweisen oder Kommunikationsstile sorgen regelmäßig für Reibung.

Doch anstatt Unterschiedlichkeiten produktiv zu nutzen, begegnen viele Führungskräfte solchen Situationen mit einer verhängnisvollen Tendenz: Sie umgehen das Problem. Jemand zeigt immer wieder unkollegiales Verhalten? Dann wird diese Person vielleicht aus dem Team genommen und in eine andere Abteilung versetzt. Ein Konflikt zwischen zwei Teams bremst Projekte aus? Dann werden Prozesse geändert, um die Teams voneinander zu trennen.

Diese Reaktion scheint auf den ersten Blick pragmatisch und konfliktmindernd. Schließlich wird die unmittelbare Spannungsquelle „aus dem Weg geräumt“. Doch dieser Ansatz hat einen hohen Preis, denn die zugrunde liegenden Probleme bleiben ungelöst.

Der schleichende Schaden von Workarounds

Workarounds entstehen aus der besten Absicht: Probleme sollen schnell entschärft werden, damit der Betrieb reibungslos weiterläuft. Aber diese Strategie funktioniert nur scheinbar. Der eigentliche Konflikt wird nicht nur ignoriert, sondern kann sich weiter verschärfen.

Ein typisches Beispiel: Eine Person, die sich unkooperativ oder unangemessen verhält, wird nicht auf dieses Verhalten angesprochen. Stattdessen verändert man deren Aufgaben oder verschiebt deren Verantwortungsbereiche. Diese Maßnahme wirkt kurzfristig – doch die Botschaft, die dabei mitschwingt, ist fatal: Fehlverhalten hat keine Konsequenzen. Das kann Nachahmende ermutigen und die Frustration im Team steigern.

Noch gravierender ist der organisatorische Schaden, den Workarounds mit sich bringen. Um Konflikte zu umgehen, werden häufig Prozesse geändert, die ursprünglich funktional und effizient waren. Statt eines direkten Kommunikationswegs gibt es plötzlich mehrere Zwischenschritte. Statt klarer Zuständigkeiten werden Verantwortlichkeiten aufgeteilt, um Spannungen zu vermeiden. Das Ergebnis? Steigende Ineffizienzen, Missverständnisse und Unzufriedenheit bei allen Beteiligten.

Neben den operativen Problemen leiden auch die Unternehmenskultur und das Vertrauen in die Führung. Mitarbeitende nehmen sehr genau wahr, wenn Konflikte nicht offen angesprochen werden. Sie fragen sich: „Warum wird nichts dagegen unternommen?“ oder „Wird mein Anliegen genauso ignoriert, wenn ich einmal Hilfe brauche?“

Das Gefühl, dass Probleme systematisch unter den Teppich gekehrt werden, führt zu einer Kultur des Schweigens und der Resignation.

Konsequenz statt Umgehung

Anstatt Konflikte zu umschiffen, sollten Führungskräfte den direkten Weg wählen. Das bedeutet, sich den Ursachen der Probleme zu stellen, anstatt nur die Symptome zu behandeln. Klare Kommunikation und das Einfordern von Verhaltensänderungen bei allen Beteiligten sind dabei entscheidend.

Führungskräfte tun gut daran, den Konflikt genau zu analysieren: Was sind die Kernursachen? Liegt es an Kommunikationsproblemen, Rollenkonflikten oder persönlichen Differenzen? Sobald diese identifiziert sind, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, wie z. B. Mediation, Feedbackgespräche oder Schulungen.

Ebenso wichtig ist es, klare Konsequenzen aufzuzeigen, wenn Fehlverhalten nicht geändert wird. Das mag zunächst schwierig erscheinen, doch es fördert langfristig eine Kultur, in der Respekt und Verantwortungsbewusstsein Priorität haben. Führungskräfte, die Konflikte konsequent lösen, senden ein wichtiges Signal: Probleme werden nicht ignoriert, und alle tragen Verantwortung für ein produktives Miteinander.

Fazit

Workarounds mögen verlockend sein, doch sie sind keine nachhaltige Strategie. Langfristig führen sie zu Frustration, Ineffizienz und einer toxischen Unternehmenskultur.

Führungskräfte sollten den Mut haben, Konflikte direkt anzusprechen und konsequent auf Veränderungen hinzuwirken. Denn nur so entsteht ein Arbeitsumfeld, das nicht von Umgehungen geprägt ist, sondern von Offenheit, Vertrauen und Effizienz.

Hören Sie auf, Probleme zu umschiffen. Packen Sie den Stier an den Hörnern!


„Den Kopf in den Sand zu stecken, verbessert die Aussicht nicht.“
(Anais Nin, Schriftstellerin)

Konflikte umschiffen? | Warum Workarounds zu Frustrationen führen
Bild von Freepik

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