Wenn Champignons in Kellern gezüchtet werden, aber HR lieber Trüffel sucht, dann ist PoP-Zeit – mit überraschenden Impulsen für Führung und Kultur.
Event-Bericht
Event-Eckdaten: PoP – Power of People | Veranstalter: Business Circle | Stegersbach
- Event-Bericht: 10+11apr20225
- www.businesscircle.at
HR als Pionier für neue Brücken
Frisch angereist am Nachmittag vor der 22. Power of People gehe ich im weißen Falkensteiner-Bademantel am Seminarbereich vorbei in Richtung Spa und wundere mich. Geschäftiges Treiben in dem lichtdurchfluteten Foyer, ein DJ legt Musik auf. Die PoP hat sich innovativ verjüngt und es ist gerade der NEXTGen Fusion Day im Gange – mit HR Talents und Experte & Expertinnen unter 38 Jahren auf der Bühne. Dementsprechend fröhlich und locker geht es bereits am ersten Abend zu, bei einem Kennenlernen und Dinner-Buffet in der Bar.
Am nächsten Morgen eröffnet Kathrin Kuess (Business Circle) mit Karin Bauer (Der Standard) strahlend das „führende Jahresforum der österreichischen HR-Welt“. Mit dabei ist auch ihre vor elf Wochen geborene Tochter. „Das geht NUR mit einem großartigen Team und viel mehr Loslassen,“ sagt sie lächelnd.


Fesselnd humorvolle Keynotes zu Führungsglaubenssätze, Champignons & Trüffeln
Daniel Vonier (Bestseller-Autor, Führungsgestalter & Organisationsentwickler) zeigt Auswege aus der, wie er sagt, selbstverschuldeten Führungslosigkeit. Mehr als 70% der Menschen, die ein Unternehmen verlassen, tun es wegen ihrer Führungskraft. „Don’t hate the players, hate the game. Oder besser: Change the game, the rules, the system.“ Was uns bisher zurückhält sind unsere Glaubenssätze über Führung, wie z.B.“ Führung ist eine heroische Einzelleistung“ oder „Hierarchie reduziert Komplexität“.
Er zielt ab auf Veränderung der Verhältnisse, die das Verhalten steuern. Oder bildhaft: auf Einführung von effizienten und sicheren Kreisverkehren statt herkömmlicher Ampelsysteme, die nur passive Verkehrsteilnehmer erzeugen. Die Erwartungen und Rollenanforderungen an eine Führungskraft sind einfach zu groß – es braucht mehr Qualifizierung des Systems.
Wir wollen keine Champignonzüchter mehr!
Annette Scheckmann (Vorständin der Strabag) – herrlich originell und humorvoll in ihrem Auftreten – plädiert dafür, dass sich in Zeiten, wo es 10-15 Bewerber pro Position gibt (und nicht 200- 300 wie in den 80er Jahren), Mitarbeitende sich wie Trüffel fühlen dürfen und nicht wie Champignons, die in Massen in Kellern gezüchtet werden. „Das Problem ist, da sitzen überall noch Champignonzüchter in den Führungspositionen! Wir brauchen heute eine andere Brücke, nämlich Emotionen! Eine Führungspersönlichkeit muss Menschen wirklich lieben und die Individualität und Werthaftigkeit zu schätzen wissen. Wir brauchen ‚Trüffelschweine‘!“ lacht sie.



Fülle und Weite – hier gibt es beides
Eine unglaubliche Dichte und Fülle an Impuls-Angeboten wechseln sich ab mit Netzwerk-Pausen an der frischen Frühlingsluft, mit herrlichem Blick über die Hügelwelt, dem Endless-Pool und blühenden Obstbäumen.
Drei thematische und emotionale Highlights:
- Michelle Euzet (Diversity Top Voice) sagt: „Ich bin nicht dogmatisch, es muss nicht Diversity heißen, wir können es gerne „Top Performance Teams“ nennen, wenn das die Leute schneller abholt. Diversitiy braucht weder Dogma noch Hype, sondern einfach Management! Jede und jeder soll sich voll einbringen können, darum geht’s.“
- Daniel Mühlbauer alias Data Dan zeigt Optionen für KI im HR Lifecycle und meint: „Was, wenn es bei KI nicht um die Technik geht – als Problem – sondern um uns Menschen und unsere Erwartungen an KI?“ Probiert einfach mal aus mit synthetischen Daten, ist seine Empfehlung – die Tools sind schon da.
- Krishna Manda (Lenzing) zeigt die lohnenden und inhärenten Überschneidungen zwischen ESG und HR. ESG-Engagement kann der HR helfen z.B. indem Talents angezogen werden, die wegen dem Purpose kommen. „Wenn die AI in Zukunft 80% der operativen Arbeit von HR übernehmen wird, dann stellt sich die Frage, wie wir uns heute schon in Richtung Kultur und Strategie als neuen Fokus bewegen können?“
In den parallel stattfindenden Praxis-Workshops & in den Panels geht es um das Lohntransparenzgesetz, um Retention, um Engagement Journeys, Führungskräfteentwicklung, Daten, Kosten, Standortfragen.
Good vibes – bei der PoP Party & beim „Aufblühen“
Der Abend naht, mit dem ausgezeichnetem Dinner, einer feurigen Überraschung und der fast schon legendären POP-Party. Doch zuvor nimmt mich Kathrin Kuess noch beiseite und fragt, ob ich für einen erkrankten Vortragenden am nächsten Tag einspringen möchte. Die Energie ist hier so gut, dass ich spontan ja sage und vor dem Abendessen für den nächsten Tag einen Erlebnisworkshop entwerfe: „Positive Culture. Aufblühen in herausfordernden Zeiten – eine Glückswerkstatt für die PoP“.


Querdirigiert? Eine Einheit aus Vielfalt
Christian Gansch (Dirigent & Musikproduzent) nimmt uns in seiner exzentrischen und pointierten Art mit auf eine fesselnde und musikalische Reise in den Führungs- & Performance-Alltag von weltberühmten Orchestern: Das Recruiting z.B. ist ein aufwändiger und vollständig demokratischer Prozess. „Das sind alles echte Persönlichkeiten aus rund zwanzig Nationen, Exzentriker aus verschiedenen Milieus, manche mag man nicht – aber alle spielen synchron!“
Der Dirigent ist übrigens nur eine Schaltzentrale mit Vorbildfunktion, zuständig für die Atmosphäre und Vorausdenken. Die tatsächliche Führung findet in jeder der fünfzehn Abteilungen statt z.B. von der ersten Geige, durch ihr Spiel und mit der Bewegung ihres Instruments. „Ja, wir streiten auch, aber vor jedem Konzert gibt es ein 100%iges Commitment füreinander und jeder unterstützt jeden.“


Fazit
Gestritten wird auf der POP nicht, es fühlt sich im Gegenteil nach Familie an, die Stimmung ist sehr herzlich. Kontoverse Diskussionen und neue Perspektiven hingegen sind sehr willkommen. Erfüllt und inspiriert reise ich ab, nachdem ich noch kurz im PERMAkultur-Garten des Falkensteiner vorbeigeschaut habe. „Aufeinander hören, miteinander handeln, voneinander lernen!“ klingt mir noch in den Ohren.
Fotos: © Thomas Magyar, Business Circle
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