In diesem Jahr kamen beim Transformation Camp 200 Transformationsbegeisterte, Change Agents, Organisationsentwicklerinnen und Personalentwickler, Führungskräfte, Lehrende und Studierende der FHWien der WKW wieder zusammen und hatten die Möglichkeit zu regem Austausch, intensiven Sessions, interessanten Begegnungen und vor allem zum gemeinsamen Lernen.
Event-Bericht: Transformation Camp
Event-Eckdaten: Transformation Camp | Veranstalter: FHWien der WKW | Wien
- Event-Bericht: 10+11apr2025
- Save the date: 16+17apr2026
Das Format
Un-Conference – die DNA des Transformation Camps
Auch dieses Jahr bildet die Kooperation zwischen dem Studienbereich Human Resources & Organisation an der FHWien der WKW und der Fifty1 die Basis für ein gelungenes Event.
Das Camp folgt dem bewährten Konzept der Un-Conference und genau darin liegt die besondere Stärke dieser Veranstaltung: Raum für Beteiligung, Offenheit und Eigeninitiative. Die Prinzipien der Un-Conference werden nicht nur verstanden, sondern aktiv gelebt. Ob vorbereitete Sessions oder spontane Beiträge, alles hat Platz.
Die Keynotes
Krishna Manda beim Transformation Camp
Krishna Manda von der Lenzing Group bearbeitet das Spannungsfeld zwischen Leistungskennzahlen und sozialer sowie ökologischer Nachhaltigkeit und nimmt uns unglaublich authentisch mit auf seine 15-jährige Führungsreise als Vizepräsident für Nachhaltigkeit bei Lenzing. Sein Erfolgsrezept in diesem „delicate dance“ ist ganz klar das Menschliche. Durch Verantwortungsübernahme, Haltung und Empathie sowie eine riesige Portion an Resilienz schafft er es, erfolgreich das Thema Nachhaltigkeit bei Lenzing tief in die Unternehmens-DNA und in zentrale Geschäftsmodelle zu verankern. Das gelingt ihm mit großer Reflexionsfähigkeit, enormem Durchhaltevermögen und innovativem Perspektivenwechsel.
Die drei R – Responsibility, Reframe with Empathy, Resilience – fassen diesen Leadership-Ansatz sehr treffend zusammen. Gerade beim Thema soziale und ökologische Nachhaltigkeit sind diese Führungsqualitäten entscheidend, um sowohl das Thema in einer Organisation voranzutreiben als auch das eigene Team und die gesamte Organisation auf der Reise mitzunehmen, denn: „People are not afraid of change – they are afraid of loss.“
Antoinette Weibel und Otti Vogt
Antoinette Weibel (Professorin an der Universität St.Gallen) und Otti Vogt (Gründer von Global Society for Good Leadership) nehmen uns mit auf eine radikale Transformationsvision von Organisationen und Arbeit. Die übergeordnete Frage nach der „Good Organisation“ öffnet den Diskurs für einen humanistischen Blick auf Organisationen und die Gesellschaft.
Dafür wird der Status-Quo kritisch reflektiert und aufgezeigt, dass solange wir in den Kategorien neoliberaler Denkmodelle operieren, CSR ein Feigenblatt bleibt, gut gemeint, aber systemisch wirkungslos. Ein echter Systemwandel ist damit nicht zu erwarten.
Um gemeinsam zu wachsen – „flourish together“ – und Exzellenz zu erreichen, müssen wir viele Grundannahmen, speziell im Zusammenhang mit unserer Vorstellung von Freiheit, umdenken und bereit für eine echte gesellschaftliche Transformation sein. Während wir in einem profitorientierten System die Frage nach der „Freiheit, etwas zu tun“ ins Zentrum stellen, ist es in einem stärker sozialen System die Frage nach der „Freiheit, zu sein“.
Antoinette Weibel und Otti Vogt gehen aber noch einen entscheidenden Schritt weiter und sehen die Weiterentwicklung in einem ganzheitlichen Ansatz – nämlich der „Freiheit, gemeinsam zu wachsen“.
Der „ARC“-Bogen der Transformation beschreibt diesen Prozess und verdeutlicht, dass diese Transformation nur gemeinschaftlich gemeistert werden kann – und dafür viele unserer Grundannahmen (über Besitz, Produktion, Organisation, Arbeit, Gemeinschaft) sowie unsere Sinnbezüge grundlegend umgedacht und innovativ neu gedacht werden müssen.
Das Zielbild ist überzeugend: ein Gesellschaftssystem, das Gerechtigkeit garantiert, ein Wirtschaftssystem, das das gesellschaftliche Ganze verwaltet, Organisationen, die nach Exzellenz streben, und Individuen, die ihre Berufung finden.
Theresa Havlicek und Tom Strasser-Neuhofer
Theresa Havlicek und Tom Strasser-Neuhofer (von Fifty1) gehen in ihrer humorvollen Keynote der Frage „AI or Die? – Wie Organisationen im Chaos versinken – oder durch KI aufblühen“ nach. Sie arbeiten heraus, wie sehr uns KI zu Supercharged Generalisten und Generalistinnen macht. Plötzlich schaffen wir es wie aus Zauberhand unsere eigentliche Tätigkeit viel schneller zu erledigen und auch vor- und eventuell nachgelagerte Tätigkeiten zu übernehmen. Übertragen auf eine Transformation wird auch diese von beiden humoristisch dargestellt zu einer supercharged Transformation. Sie warnen davor bestehende Komplexität durch technische Lösungen einfach nur zu beschleunigen. Denn, KI beschleunigt bestehende Strukturen. Sind diese chaotisch, ist auch das Ergebnis ein supercharged Chaos. Der Appell: KI kann uns unterstützen, aber nur, wenn wir parallel auch die Strukturen und Prozesse hinterfragen und transformieren.
Tune Performance
Neben den inhaltlichen Keynotes begeistert alle Teilnehmenden eine ganz besondere musikalische Erfahrung: die gemeinsame Tune-Performance und Beatboxing-Nummer mit Gerald Huber-Weiderbauer (Band-Mitglied von Bauchklang). Aus vielen einzelnen Tönen, Stimmen und Klängen entsteht ein gemeinschaftliches Klangerlebnis, in dem wir uns als Teil eines großen Ganzen wahrnehmen. Ein Transformationserlebnis im Kleinen – das uns auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie Transformation im Großen gelingen kann: durch Zusammenspiel, Resonanz und das Einbringen individueller Beiträge in ein gemeinsames Ganzes.
Sessions & Themenschwerpunkte
Dieses Jahr steht den Teilnehmenden zudem eine beeindruckende Auswahl an Sessions zur Verfügung: 41 unterschiedliche Sessions verteilt auf 6 Session-Slots bieten Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsames Lernen.
Einziger Wermutstropfen – wie schon im Vorjahr: Ich kann leider nicht an allen Sessions teilnehmen.
Die Top-Themen beim Transformation Camp dieses Jahr waren:
- Case-Studies zu Unternehmenskulturentwicklung
- Spannungsfeld Kultur vs. Strategie
- System Change
- Selbstorganisation
- Spezialist:innenteams
- Führung, Vertrauen in Führung, Alle führen – aber wohin?
- Künstliche Intelligenz – Organisation – Mensch
- Nachhaltigkeit
- Diversity, Equity & Inclusion
- Disability Inclusion
- Mentale Gesundheit
- Kooperation und Community
- Open Source
- Fehlerkultur und F*** up Nights
- Transformation leben
- Widerstände abbauen
- Transformationsbegleitung und Diagnostik
- Vertrauen in Führung und KI
- Der Mensch im Zentrum der Veränderung
- Die Bedürfnisse der GenZ
- Organisationen und Demokratie
- Die Rolle von HR im Wandel
- Was wir vom Bienenvolk lernen können
Schlusswort
Die Vielfalt der Themen, der inspirierende Austausch mit so vielen spannenden Menschen – all das wird noch lange nachwirken.
Wir freuen uns bereits auf das Transformation Camp 2026: Save-the-date: 16+17apr2026.
Fotos: © Leadersnet / A. Felten
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