Jobvideos sind der neueste Schrei wenn es um Online-Stellen-Inserate geht. Gerade Personalberater sind gefragt, in den neuesten Recruiting-Trends fit zu sein. Was halten sie von Kosten-Nutzen, Treffsicherheit und Authentizität von Jobvideos?
Experten-Interview
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Los geht’s:
In welchem Verhältnis steht für Sie als Personalberater der Aufwand in Relation zum Return on Investment wenn es um Jobvideos geht?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Den Return on Investment ist groß – vor allem vor dem Gesichtspunkt, den richtigen Mitarbeiter gefunden zu haben – schnell und effizient. Bei uns sind Jobvideos kein großer Aufwand – innerhalb von 1 Tag kann das Video erstellt und geschnitten werden. Die Kosten sind ab EUR 1.650,- dafür überschaubar und in Verbindung mit den Social Medias können die Videos extrem schnell verbreitet und die richtige Zielgruppe angesprochen werden.
Elisabeth Weghuber (Secretary Search): Der Aufwand, ein Job-Video zu produzieren ist selbstverständlich um einiges höher als jener der Erstellung eines Inserates. Es gilt somit abzuwägen, bei der Ausschreibung welcher Positionen ein Job-Video einen Mehrwert stiftet und in welchen Fällen ein Inserat ausreicht, um die Anforderungen und Besonderheiten des Job-Profils adäquat zu kommunizieren. Bei komplexen Job-Profilen kann die Produktion eines Videos aber durchaus sinnvoll sein und zum Rücklauf an qualitativ hochwertigen und passenden Bewerbungen beitragen. Eine Möglichkeit den Aufwand eines professionell gestalteten Videos im Verhältnis zum Rücklauf zu senken, ist ein Video für eine ganze Gruppe an vakanten Positionen zu produzieren, wie beispielsweise ein Video zum Thema Lehrlingsausbildung im eigenen Betrieb.
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Jobvideos liegen im Trend. Die Investition lohnt sich. whatchado ist beispielsweise eine neue, sehr lebendige und innovative Plattform für das Employer Branding mittels Jobvideos und ein neuer Social Media Kanal.
Dienen Jobvideos dazu, dass sich eher die „richtigen“ Personen bewerben, oder erhöht es die Anzahl der Bewerber, da sich mehr Personen angesprochen fühlen?
Julia Labenz (Trenkwalder): Für uns sind Jobvideos ein Instrument, um die richtigen Bewerber anzusprechen. Der Betrachter bekommt ein Gefühl dafür, ob der Job, das Unternehmen und die Kollegen zu ihm passen bzw. seinen Vorstellungen entsprechen. Ganz anders als durch das Lesen einer Jobbeschreibung, die nur die Fakten aufzählt.
Mark Frost (Hays Österreich): Letztendlich ist der Nutzen von Jobvideos wahrscheinlich beides. Durch authentische, kompakte Videos, die einen realistischen Einblick in die zukünftigen Tätigkeiten und das Arbeitsumfeld geben, ist es durch aus wahrscheinlich, dass sich die Zahl der „richtigen“ Bewerber erhöht. Sicher ist jedoch, dass ein schlecht gemachtes Video sowohl die eine als auch die andere Wirkung verfehlen wird, z.B. wenn es so schlecht gemacht ist, dass es als Negativ-Beispiel Aufmerksamkeit erregt. Oder aber auch, wenn es in erster Linie als Unterhaltung und nicht als ein Aufruf zur Bewerbung wahrgenommen wird.
Inwieweit vermuten Sie, dass bei Jobvideos die tatsächlichen Tätigkeiten, Aufgaben, Zusammenarbeit mit Vorgesetzten wahrheitsgetreu dargestellt werden?
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Wie wahrheitsgetreu oder detailgenau eine Tätigkeit oder Aufgabe dargestellt wird, ist oft gar nicht ausschlaggebend. Interessanter ist es meiner Meinung nach, inwieweit die dargestellten Werte, Ziele und die Kultur eines Unternehmens mit den eigenen Wertvorstellungen übereinstimmen.
Elisabeth Weghuber (Secretary Search): Job-Videos stellen eine Werbemaßnahme dar. Ziel solcher Videos ist es, potentielle Bewerber für das Unternehmen zu interessieren und zu begeistern. M.a.W. ist es wenig zweckdienlich, in solchen Videos Unwahrheiten zu verbreiten. Vielmehr gilt es – wie auch in Jobinseraten – die Charakteristika eines Jobs bzw. eines Arbeitgebers zielgruppenspezifisch zu kommunizieren. Wie auch in Inseraten finden sich in Job-Videos werbliche Formulierungen und eine Betonung attraktiver Aspekte des Jobs. Im Unterschied zum klassischen Inserat bietet das Job-Video allerdings mehr Gestaltungsspielraum, was die Möglichkeiten zur positiven Darstellung von Unternehmen und Arbeitsplatz steigert.
Julia Labenz (Trenkwalder): In unseren Jobvideos erzählen unsere Mitarbeiter authentisch und ehrlich von ihrem Werdegang, ihrem Job, ihren Aufgaben, dem Unternehmensklima und dem Kollegenzusammenhalt. Für dieses Projekt haben sich 30 interne Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, damit unsere Bewerber einen umfassenden Eindruck von allen Jobs und Positionen in unserem Unternehmen bekommen. So können sich unterschiedlichste Persönlichkeiten und Charaktere wiedererkennen und mit unserem Unternehmen identifizieren.
Worin sehen Sie derzeit die größten Bedenken / Hemmnisse für Unternehmen gegen Job-Videos?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Es herrschen Vorurteile, dass Videos aufwendig zu produzieren seien oder es kommen Fragen auf, wie ein solches Jobvideo gestaltet werden könnte oder was sie dann mit dem Jobvideo tun sollten, um auch wirklich die richtigen Mitarbeiter am Arbeitsmarkt anzusprechen.
Grundsätzlich ist die Gestaltung und der Aufbau einem Inserat sehr ähnlich. Auch dort muss anfänglich klar sein, wer angesprochen werden soll, wie die „selling-points“ für eine Position beschrieben werden und was von dem zukünftigen Mitarbeiter erwartet wird. Dann geht’s in den Dreh und die Produktion – was übrigens wesentlich lustiger und spaßiger ist, als ein Inserat zu schreiben.
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Unternehmen sind heutzutage mit permanenter Veränderung konfrontiert. Das heißt, Organisationen, Strukturen, Aufgaben und Jobprofile verändern sich laufend und werden komplexer. Die Aktualität eines Jobvideos kann daher schnell überholt sein.
Mario Trusgnach (Adecco): Ein Hemmschuh für die positive Entwicklung von Jobvideos könnte der zeitliche und kostenmäßige Aufwand für die Produktion sein. Ein solides Jobvideo muss durchdacht sein, ein gutes Drehbuch haben, filmtechnisch sauber umgesetzt werden und auch die technische Integration im Internet gegeben sein.
Bieten der Großteil der Job-Börsen bereits die Möglichkeit, in den Stellenanzeigen Job-Videos zu integrieren?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Meiner Erfahrung nach kann man in allen Jobbörsen einen Link zu einem Video setzen. Nach und nach ziehen, wie zum Beispiel, careesma.at, derstandard.at oder laendlejobs.at nach. Dort können eigene Videos in den Onlineinseraten integriert und geschaltet werden. Auf einer Plattform wie karriere.at oder monster.at ist die Videointegration bis dato leider nur über deren Anbieter möglich – hier werden die Videos in kleineren Icons neben den Inseraten dargestellt.
Elisabeth Weghuber (Secretary Search): Manche Plattformen bieten die Möglichkeit, allgemeine Personalmarketing-Videos zu platzieren, die z.B. das Unternehmen als Arbeitgeber vorstellen. Immer mehr Unternehmen binden solche Videos auch in ihre Social Media Auftritte ein. Außerdem gibt es spezialisierte Plattformen, wie z.B. watchado.net. Hier stellen Menschen ihre Jobs und Professionen vor. Unternehmen können hier einzelne Positionen von den jeweiligen MitarbeiterInnen vorstellen lassen und Inserate vakanter Positionen direkt unter dem Video platzieren.
Julia Labenz (Trenkwalder): Es bieten noch nicht viele Job-Börsen die Möglichkeit, direkt bei den Stellenanzeigen Jobvideos zu integrieren. Daher nutzen wir verstärkt unsere Homepage als Plattform, um Jobvideos einzubinden. Außerdem haben wir eine Kooperation mit watchado gestartet, in deren Rahmen unsere Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Positionen und Bereichen in ihrem Job erzählen. Diese Videos werden wir – falls sie nicht direkt auf Jobplattformen einbettbar sind – in Form von Links verbreiten.
Die Gesprächspartner
Was halten Personalberater von Jobvideos?
Elisabeth Weghuber Secretary Search Personalberatung Ges.m.b.H Julia Labenz Trenkwalder Personaldienste GmbH Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk PAVELKA-DENK Personalberatung Mag. Barbara Schopper Schulmeister Management Consulting Mark Frost Hays Österreich GmbH Personnel Services Mario Trusgnach Adecco Personalbereitstellungs GmbH |