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Diversity Management muss in den Köpfen beginnen

08Apr2013
3 min
Diversity Management

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Menschen sind verschiedenartig, kein Individuum stimmt mit dem nächsten überein. Die Unterschiede beziehen sich auf das Alter, die soziale Herkunft, das Geschlecht, die Kultur und Sprache, die Religion, die sexuelle Orientierung, Behinderungen und andere Eigenschaften. In der Vergangenheit und bis auf den heutigen Tag waren solche Unterschiede sehr oft ein Auslöser für Konflikte oder gar Kriege. Gegenwärtig zeichnet sich allerdings in der Gesellschaft und in der Wirtschaft unter dem Stichwort Diversity ein Perspektivenwechsel ab.

Das bedeutet: Verschiedenheit muss nicht darauf hinauslaufen, dass die Menschen sich das Leben gegenseitig schwer machen oder gar die Köpfe einschlagen – Unterschiede zwischen Menschen beinhalten vielmehr auch Chancen, die zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung und zu unternehmerischem Erfolg führen können.

Wandel im Kopf

Damit eine solche Entwicklung Fuß fassen kann, muss allerdings zuvor ein tiefgreifender Wandel in den Köpfen der Menschen stattfinden. Unterschiede zwischen Menschen waren und sind oft noch der Nährboden für Vorurteile, Stereotypisierungen und Stigmatisierungen. Nicht selten sind diese wiederum die Grundlage für Diskriminierungen und Ausgrenzungen. Wie sehr unsere Wahrnehmung anderer Personen durch bestimmte kognitive Muster geprägt ist, ist ein Allgemeinplatz der Psychologie. Wie stark und doch meist unbewusst solche Muster wirken, machen zahlreiche Studien deutlich, bei denen Versuchspersonen Aussagen über die Eignung von Personen treffen mussten. Die in solchen Studien vorgelegten identischen Lebensläufe wiesen nur im Hinblick auf das Geschlecht, die kulturelle Herkunft und das Alter Differenzen auf. Die Urteile der Befragten unterschieden sich dramatisch: Jüngere, Männer (vor allem bei mathematisch-technischen Berufen) und Personen aus dem eigenen Kulturkreis schnitten eindeutig besser ab.

Auch wenn solche Studien in Laborsituationen durchgeführt wurden, machen sie doch deutlich, dass die Bereitschaft von jedermann und damit auch von Führungskräften und Personalverantwortlichen meist nicht sehr groß ist, sich auf Verschiedenartigkeit oder eben Diversity wirklich einzulassen. Unsere Wahrnehmung wirkt wie ein Filter, der dazu führt, dass wirkliche und relevante Unterschiede etwa in einem Unternehmen gar nicht erst entstehen können. Dies führt in der Regel dazu, dass auch die Vorteile von Diversity nicht erfahren werden können – dazu bleibt dann das Unternehmen zu homogen.

Gelebte Kultur

Diversity Management setzt damit eine gelebte Kultur in Unternehmen voraus, die durch Offenheit und Toleranz gegenüber Verschiedenartigkeit gekennzeichnet ist. Diese Kultur muss sich tagtäglich in der Einstellung und im Handeln der Beschäftigten zeigen. Die Implementierung von Diversity Management wird wahrscheinlich scheitern, wenn sie nicht durch eine solche Kultur im Haus von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen wird. Dies bedeutet nicht, dass alle Differenzen zu akzeptieren sind. Unternehmenskulturen, die sich durch Vielfalt sowie Offenheit und Toleranz auszeichnen, sind immer auch Streitkulturen. Dies bedeutet: sie haben bestimmte, höher entwickelte Formen des Streitens kultiviert. Konflikte werden dann auch ausgetragen, fair und nach bestimmten Regeln, im Idealfall auf konstruktive Weise, so dass jede Seite am Ende einen Gewinn verbuchen kann.

Diversity bietet so vor allem und in erster Linie die Chance für gegenseitiges Voneinander-Lernen. Dass dies auch mit dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens in Verbindung steht, liegt in Zeiten, in denen der Erwerb von und der Umgang mit Wissen zentrale Erfolgsfaktoren darstellen, eigentlich auf der Hand.

HRwebGastautor: Prof. Dr. Ralph Sichler, Diplom-Psychologe, ist Leiter des Fachbereichs Management-, Organisations- und Personalberatung an der Fachhochschule Wiener Neustadt sowie Professor für Sozial- und Angewandte Psychologie an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. Er beschäftigt sich u. a. mit dem modernen Arbeitsleben, Team- und Organisationsentwicklung, Führung, Personalmanagement und Kulturwissenschaften. Er ist Mitglied des Vorstands der Gesellschaft für Kulturpsychologie.


Tipp:

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Diversity Management muss in den Köpfen beginnen

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