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Ich arbeite mal weniger – Andere Gründe für Teilzeit

19Sep2013
4 min
Teilzeit statt Vollzeit

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Kaum ein Arbeitsthema wird so kontroversiell diskutiert wie das der Teilzeitarbeit. Sogar politisch ist man sich, was das weniger arbeiten betrifft, ganz und gar nicht einig. Während die einen Teilzeit als Pensionsfalle verteufeln, sehen andere einen großen Fortschritt hin zu mehr Flexibilität und einer höheren Work-Life-Balance. Zwar noch immer ein Frauenthema ist Teilzeit aber auch immer öfter Wunsch der Arbeitnehmer – aus ganz anderen Gründen als dem der Kindererziehung.

Teilzeit im Trend

Allen Verteufelungen zum Trotz steht eines fest: Teilzeit ist im Trend. Während im 2. Quartal diesen Jahres die Vollzeitstellen um fast 47.000 zurückgegangen sind, sind die Teilzeitstellen um über 21.000 gestiegen (Quelle: Statistik Austria). In Summe sind derzeit rund 26,5% der unselbständig Erwerbstätigen in Teilzeit beschäftigt. Bei den Frauen sind es allerdings über 46%, bei den Männern in Summe nicht einmal 10%.

Teilzeit zu arbeiten, geht also immer noch vielfach mit dem Elternsein einher und die Elternteilzeitregelung, die Jungeltern hohen Schutz am Arbeitsmarkt bietet, tut hier ihr übriges, damit diese Quote weiter steigt. Und dennoch gibt es immer mehr Fälle, in denen eine Teilzeitbeschäftigung nicht aus Gründen der Kindererziehung gewählt wird, sondern aus vielen anderen. Und wenn es einfach darum geht, weniger zu arbeiten.

Es gibt noch so viel anderes zu tun

Andrea S., 26, arbeitet Teilzeit in der IT Abteilung einer Bank. Sie hat keine Kindern, sondern sie wollte es so. Es gibt eben auch neben der Arbeit noch einiges zu tun. Andrea spielt Klarinette und probt dafür zwei Mal in der Woche mit ihrem Orchester. Dazu kommt der große Garten ihrer Eltern, den sie mit Leidenschaft betreut. Und dann wären da noch Freunde. Viele Freunde. Und auch die Kosten Zeit.

Am Anfang war es seltsam, danach zu fragen, aber ihr Arbeitgeber hat Verständnis gezeigt und es ihr ermöglicht, nur mehr 25 Stunden pro Woche in die Arbeit zu kommen. Zunächst haben die Kollegen mit Witzen reagiert, etwa „Du gehst schon wieder heim?“. Mittlerweile aber hat sich das Ganze geregelt und alle sehen, dass Andrea genauso viel leistet wie ihre Kollegen.

Fälle wie dieser sind keine Seltenheit mehr in der heutigen Zeit. Zunehmend mehr – vor allem junge Menschen – gehen bewusst den Weg, weniger arbeiten zu wollen. Für die Wirtschaft heißt das – in einer Zeit der Personalknappheit – sich Lösungen und Modelle einfallen zu lassen, um das zu ermöglichen. Besonders hochtalentierte Mitarbeiter zu halten, sollte oberstes Ziel sein. Dem neuen Verständnis von Arbeit mit Respekt zu begegnen, ist daher Gebot der Stunde.

Väter im Vormarsch

Nicht nur bei den Frauen, auch bei den Männern steigt die Zahl der Teilzeit-Arbeitenden langsam aber stetig an. Robert M. beispielsweise ist als Abteilungsleiter 6 Monate in Väterkarenz gegangen. Nach seiner Rückkehr hat er von seinem Recht auf Elternteilzeit Gebrauch gemacht und ist ab dann nur mehr 30 Stunden pro Woche arbeiten gegangen.

Auch dies ein Beispiel, dass Teilzeit auch für Männer ein immer beliebteres Thema wird. Die junge Generation lebt das Thema Vaterschaft anders. Und ähnlich wie in anderen Lebensbereichen steht auch hier im Vordergrund: Nur nichts verpassen! Schon gar nicht die Entwicklung des eigenen Kindes!

Die Unternehmen sind gefordert

Um dieser Entwicklung vorbereitet zu begegnen, ist es nötig, dass auch Unternehmen sich dem Thema Teilzeit zunehmend öffnen. Es ist nicht mehr das „notwendige Übel“, wenn jemand Mutter oder Vater wird, sondern viel mehr gilt es, an einer Kultur zu arbeiten, die flexibel genug im Denken und Handeln ist, um die unterschiedlichen Mitarbeiterbedürfnisse ausreichend zu berücksichtigen.

Dazu gehört das Überdenken der Stellen- und Arbeitsaufteilung, die Öffnung von neuen Stellen für Teilzeitkräfte, das Abschied nehmen von der Vorstellung, dass nur wer von früh bis spät anwesend ist, eine wertvolle Arbeitskraft ist und letztlich eine große Portion gutes Management, um diese neue Flexibilität auch ohne Reibungsverluste hin zu bekommen.

Talente mit Warnungen vor einer Pensionslücke abschrecken zu wollen, funktioniert übrigens reichlich selten. Auch Andrea S. ist sich dessen zwar bewusst, aber dennoch wild entschlossen, weiterhin auch ihren außerbetrieblichen Tätigkeiten mit vollem Eifer nachzugehen. „Wer weiß, wie viel Pension ich überhaupt mal bekomme. Da kann ich die Zeit jetzt jedenfalls genießen.“ ist ihr Argument und das teilt sie mit einer großen Mehrheit der Generation Y. Wo Menschen in Ketten gelegt werden, dort werden sie versuchen zu fliehen, sollte allen Unternehmen klar sein und sie mit Mut an die Flexibilisierung gehen, die so dringend notwendig ist.

Ich arbeite mal weniger – Andere Gründe für Teilzeit

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