Nach der Arbeit ist in der Arbeit ist vor der Arbeit
Gesunde, motivierte Mitarbeiter sind Erfolgsträger. Kranke Mitarbeiter machen auch ihr Umfeld, ihre Firma krank. Diese altbekannte Weisheit geht im täglichen „Überforderungsprofil“ so manchen Mitarbeiters, aber auch mancher Führungskräfte, verloren. Der Teufelskreis aus Überforderung, Müdigkeit und Unzufriedenheit hat begonnen. Es ist Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und Work-Life-Balance auch tatsächlich umzusetzen.
Globalisierung, technischer Fortschritt und Multimedia haben in den letzten 20 Jahren die Arbeitswelt radikal verändert. Geographische Distanzen und Zeitunterscheide spielen kaum mehr eine Rolle. Technisch gesehen können wir heute permanent erreichbar sein – Internet, Email und Skype machen es möglich. Mitarbeiter glauben in der Folge, permanent für ihre Firma erreichbar sein zu müssen und viele Firmen erwarten diese Arbeitshaltung auch – per Handy, per mail, Standby für Web-Konferenzen. All-Inclusive Verträge geben sowohl Führungskräften wie auch Mitarbeitern das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen.
Permanenter Leistungsdruck wird zur Zeitbombe
Dieses ständige „in Bereitschaft und im Einsatz sein“ macht auf Dauer müde, gestresst, kann zu psychischen wie physischen Erkrankungen und im schlimmsten Fall zum Burn-Out führen. Mitarbeiter fallen dann gänzlich aus. Doch auch arbeitende aber erschöpfte, demotivierte, nur mehr funktionierende Mitarbeiter sind ein Gefahrenpotential für das Unternehmen. Die Leistungsfähigkeit sinkt rapide, die Krankenstände steigen und dies hat Auswirkungen auf das gesamte Betriebsklima. Permanenter Leistungsdruck, oftmals gepaart mit dem Gefühl sich am Arbeitsplatz nicht entfalten zu können, bietet die Wurzeln für Mobbing und dem Schwelen von Konflikten – das Betriebsklima droht zu einer Zeitbombe zu werden.
Die Nachteile für das Unternehmen liegen auf der Hand. Es handelt sich dabei nicht nur um die messbaren Kosten für Krankenstände und andere Arbeitsausfälle. Auch mangelnde Produktivität und ein erhöhtes Fehlerrisiko durch überlastete Mitarbeiter stellen einen wesentlichen Kostenfaktor dar. Weiters lassen Unternehmen auch wertvolle Wettbewerbsvorteile brach liegen, wenn sie das mögliche Potential von zufriedenen, loyalen Mitarbeitern, die sich in ihrer Arbeit entfalten können, nicht nutzen.
Vielfacher Nutzen von Work-Life-Balance
Vorausschauende Unternehmen haben bereits erkannt, dass gesunde Mitarbeiter finanzielle Vorteile bringen, sie sind motiviert, leistungsfähiger und sind seltener im Krankenstand. In der heutigen, schnelllebigen Zeit, mit ständig wachsenden internationalen und vernetzten Arbeitsmärken und steigenden Anforderungen an Unternehmen und deren Mitarbeiter, ist es eine gesellschaftspolitische Anforderung geworden, die Balance zwischen Arbeit und Privatleben in den Fokus zu stellen.
Unternehmen erkennen mehr und mehr den Nutzen, Mitarbeiter bei der Work-Life-Balance zu unterstützen. Nicht nur große Konzerne (zB:. Nike und Google) bieten ihren „verkabelten“, dauergestressten Mitarbeitern Mindfulness-Konzepte (Kurse und Trainings welche Entspannungstechniken vermitteln – Yoga, Medationen, etc.) an. Sogar die europäische Gesundheitsagentur beginnt im April 2014 eine Kampagne gegen arbeitsbedingten Stress und psychosoziale Risiken unter dem Motto „Healthy workplaces campaign“ (www.healthy-workplaces.eu). Die Autorin könnte sich vorstellen, dass für „Wohlfühl-Unternehmen“ sogar Förderungen beantragt werden könnten!
Unternehmen UND Mitarbeiter müssen aktiv werden, um Work-Life-Balance gezielt umzusetzen
Realistischerweise kann diese Ausgewogenheit von Arbeit und Privatem nicht zwingend vom Unternehmen vorgegeben werden. Es liegt natürlich auch in der Verantwortung jeder Führungskraft und jeden Mitarbeiters, für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu sorgen. Der Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben stellt hier zweifelsfrei eine wesentliche Grundlage dar. Work-Life-Balance ist in seiner Gesamtheit aber eine Ausgewogenheit ALLER Lebensbereiche, also nicht nur Job und Familie, sondern auch Freunde, Hobbys, Gesundheit, Finanzen, Werte bis hin zu Visionen.
In unserer Online- und Social Network Zeit ist Privatleben nicht zwingend mit Freizeit im Sinne von Erholung und Regeneration gleichzusetzten – wir laufen Gefahr, Multitasking-Erholung zu betreiben. Die Voraussetzungen, um eine ausgewogene Work-Life-Balance zu schaffen, sind so individuell wie die Menschen selbst. Es tickt nicht jeder Mensch gleich und während der eine regelmäßige Pausen und Regenerationsphasen braucht um gut arbeiten zu können, laufen andere erst ab einem gewissen Stresspegel zu Hochform und Produktivität auf.
Es liegt daher in der Verantwortung jedes Menschen, selbst auf sich zu achten und so gut mit sich umzugehen, dass er gesund und produktiv bleibt. Viele Firmen merken allerdings, dass es klug ist und sich vielfach bezahlt macht, die Mitarbeiter bei der Balance von Arbeit und Privatem zu motivieren und zu unterstützen.
Maßnahmenplan zum „Wohlfühlunternehmen“
Was tun nun erfolgreiche Unternehmen konkret um für eine gesunde Betriebskultur und folglich hohe Produktivität zu sorgen?
Die am meisten beobachtete und erfolgreichste Strategie ist es wohl, gemeinsam mit erfahrenen, wirtschaftsaffinen Trainern und Coaches die Notwendigkeiten im konkreten Betrieb zu evaluieren.
Daraus ergeben sich Maßnahmen wie Seminare und Coachings, in denen Mitarbeitern das Grundwissen um einen ausgewogenen Energiehaushalt vermittelt wird und vor allem Werkzeuge angeboten werden, um dies auch im Alltag umzusetzen. Dies kann Bereiche umfassen wie gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannungstechniken und auch Zeitmanagement. Manche Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern auch konkrete Entspannungsangebote direkt am Arbeitsplatz an – Massagen, Yoga, Bewegungseinheiten, Rückzugsräume für Power-Napping und dergleichen.
Das entscheidende Ziel ist jedoch, Voraussetzungen für ein gutes Betriebsklima zu schaffen. Welche Bausteine hierzu welchen Beitrag leisten, ist wohl nur situationsbedingt zu beurteilen. Zumeist geht es um Themen wie Konfliktkultur, innerbetriebliche Kommunikation und auch die Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter. Dies kann durch temporäre Unterstützung von Trainern und Coaches mit Spezialisierung im jeweiligen Thema erfolgen, wie auch durch auf Dauer angelegte Coachingpools im Betrieb, an welche sich Führungskräfte und Mitarbeiter wenden können.
Solche Investitionen für den Wohlfühlgrad des Unternehmens rentieren sich vielfach. Gesunde, motivierte, loyale Mitarbeiter bringen ihre Potentiale in den Betrieb ein, dies führt zu indirekter Rentabilität, weniger Personalfluktuation und in der Folge zu mehr Ertrag.
Gastautorin: Mag. Marianne Waechter-Handler ist Gesellschafterin der IMPULSE Beratung OG, und begleitet als Coach, Mediatorin und Lebensberaterin Unternehmen und Einzelpersonen in Themen wie Work-Life-Balance, Lebensfreude, Konfliktmanagement und Mediation. Seit mehr als 20 Jahren ist sie auch als selbständige Steuerberaterin tätig und vereint Kompetenz und Erfahrung im wirtschaftlich, rechtlichen Bereich wie auch in Persönlichkeitsentwicklung. www.impulse-beratung.com
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