Die Generation Y möchte Spaß haben an der Arbeit. Tja, DARAUF wären die Generationen davor wohl nie gekommen! Doch diese davor-Generationen fügten sich dann doch in das vorgelebte Arbeitsleben ein. Was macht die Generation Y anders? Warum hört man plötzlich hin? Wie sehen deren Vorstellungen tatsächlich aus?
Experten-Interview
Meine Experten-Runde heute besteht aus Personalberatern, die täglich mit unterschiedlichen Generationen und deren Vorstellungen agieren, ich bin gespannt, wie sie die Generation Y sehen!
Mag. Klaus Lercher, MBA (Trenkwalder Personaldienste): Wir können bei unseren Bewerbern feststellen, dass die neue Generation an Arbeitnehmern eine ausgewogene Work-Life-Balance anstrebt. Spaß bei der Arbeit, etwas bewegen und bewirken können sowie Mentoring durch Vorgesetzte sind Punkte auf die kein Mitarbeiter mehr verzichten möchte. Wenn diese Kriterien erfüllt werden, machen viele Mitarbeiter auch Kompromisse und Abstriche in Bezug auf Gehalt und auch des Dienstorts.
Mag. Agnes Gaspar (Job World): Die Generation Y „tickt“ anders und hat höhere Ansprüche an ihr Arbeitsleben als die Generationen zuvor. An erster Stelle stehen der Wunsch nach ausgeglichener Work-Life-Balance und individueller Selbstverwirklichung. Finanzielle und immaterielle Anreize (wie z. B. Dienstwagen) ziehen bei den Ypsilonern nicht mehr. Eine angemessene Vergütung steht zwar nach wie vor ganz oben am Wunschzettel der Generation Y, jedoch verzichtet sie gerne auf mehr Gehalt, wenn andere Rahmenbedingungen wie beispielsweise Spaß, Sinn, Abwechslung und Herausforderung in der Arbeit nicht mehr passen oder eine adäquate Balance zwischen Familie, Job und Freizeit durch Mehrarbeit gefährdet ist. Young Professionals und High Potentials der Generation Y stellen somit das Recruiting vor immense Herausforderungen. Denn im War of Talents reicht eine TOP-Vergütung nicht mehr aus um Bewerber zu „ködern“. Vielmehr ist der Aufbau einer attraktive Arbeitgebermarke (Employer Branding) wichtiger als je zuvor.
Mag. Flora Kuras (Deloitte Consulting): Die Generationenbrille ist eine wichtige, denn erst der Kontext ermöglicht die richtige Interpretation. Das gilt aber nicht nur für die Generation Y – da wir verstärkt auf Führungsebene suchen, kommen wir z.B. oft in Kontakt mit den sogenannten „Baby Boomers“. Auch sie haben – im Schnitt – sehr eigene Meinungen und Einstellungen in Bezug auf die neue Arbeitswelt. Und auch viele von ihnen haben inzwischen den Anspruch, in ihrem Leben nicht mehr „nur“ zu arbeiten. Die Generation Y hat es vorgezeigt; es geht hier aber inzwischen um mehr als nur eine Zielgruppe – sondern um eine Grundsatzfrage: nämlich wie ein Unternehmen in der „New World of Work“ eine zielgruppenorientiert ansprechende Umgebung für lustvolles Arbeiten schafft. Und ja, dieser Frage begegnen wir natürlich regelmäßig in unseren Gesprächen mit Kandidaten.
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Nicht nur viele Studien sondern auch unsere Kontakte mit Bewerbern der Generation Y bestätigen, dass Lebensqualität und balanciertes Arbeiten an Bedeutung gewinnen. Unsere Kunden, insbesondere viele Wirtschaftstreuhänder, haben sich schon weitgehend auf die Generation Y eingestellt, bieten flexibles Arbeiten, Teilzeit und berufsbegleitendes Studieren an. Das schien noch vor einigen Jahren undenkbar, ist aber heute notwendig, um Young Potentials zu gewinnen.
Die Generation Y erwartet eine höhere Flexibilität vom Arbeitgeber (zugunsten von Work-Life-Balance und dergleichen) und bietet diese Flexibilität auch! Keine Generation davor wäre so bereitwillig dazu fähig, Teilzeitjobs mit selbständiger Tätigkeit zu kombinieren, lieber 30 Stunden zu arbeiten und weniger zu verdienen und dafür an der Work-Life-Schraube in Richtung Life zu drehen, mit ausgeprägter Arbeitserfahrung nochmals ein Studium draufzusetzen, etc.
Eine Generation, die es nicht leicht hat, doch versucht, das Leben so aktiv wie möglich zu gestalten und das tw auch mit frecher Selbstverständlichkeit einzufordern.
Nicht vergessen sollte man in all dieser Generation-Y-Diskussion jedoch, dass es hier – wie in jeder anderen Generation davor auch – Menschen gibt, die nicht zielstrebig, enthusiastisch, willensstark, energisch, bla bla bla sind. Einige möchten einfach nur arbeiten, sie erwarten nicht, dass sie durch ihren Job das große Glück ereilt. Nicht jeder Generation-Y-Mitarbeiter passt in die Schublade mit dem Mascherl „Genaration Y“. Viel eher könnten die Schubladen Aufschriften tragen wie „High-Potentials“ bis „unauffällige Mitläufer“.
Die Gesprächspartner
Die Generation Y. Was erwartet sie vom Arbeitsmarkt? Und was bietet sie?
Mag. Klaus Lercher, MBA Trenkwalder Personaldienste GmbH Mag. Flora Kuras Deloitte Recruiting GmbH Mag. Barbara Schopper Schulmeister Management Consulting GmbH & Co KG Mag. Agnes Gaspar Job-World KG |