Die Nachfrage nach Interim Managern in Unternehmen nimmt zu. Ob zur Besetzung von Projekten oder zur klassischen Vakanzüberbrückung, Interim Manager werden gerne eingesetzt, um flexibel und professionell Abhilfe bei fehlenden Kapazitäten oder Kompetenzen zu schaffen.
Was ist Interim Management?
Interim Management oder Management auf Zeit wird „als […] der befristete Einsatz externer Führungskräfte zur Überbrückung von Vakanzen sowie die Übernahme temporärer Managementaufgaben“ definiert (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. (DDIM)). Interim Manager werden dann eingesetzt, wenn innerhalb des Unternehmens nicht die entsprechenden Skills oder Kapazitäten zur Lösung der Unternehmensprobleme zur Verfügung stehen.
Häufig werden Interim Manager in Geschäftsführungspositionen oder im oberen Management (COO, CIO, CFO, Leiter Buchhaltung etc.) eingesetzt. Dennoch wird auch ein Großteil der Interim Mandate mit Fachspezialisten besetzt. Unternehmen wägen hierbei ab, ob der interne Aufbau der sehr spezifischen Fähigkeiten sinnvoll ist oder ob dieser durch einen Externen wahrgenommen werden sollte. Bei der SEPA-Einführung haben sich bspw. viele Unternehmen entschieden das Know-how nicht intern aufzubauen, sondern im Rahmen eines Projektes extern zu beschaffen. Der Aufbau von Landesgesellschaften, Optimierung von Call-Center Prozessen, Insourcing von der Lohn- und Gehaltsabrechnung und Outplacement von Mitarbeitern nach Restrukturierungen sind Themen, die gerne aufgrund fehlender Skills an professionelle Interim Manager abgegeben werden.
Trotz dieser in der Praxis verbreiteten Einsatzgebiete wird Interim Management irrtümlicherweise in vielen Fällen mit klassischer Vakanzüberbrückung pauschalisiert. Fällt eine Schlüsselfigur in einem Unternehmen aus, so muss für diese selbstverständlich zügig und professionell eine Vertretung gefunden werden. In diesem Fall ist es ratsam, sich für eine interimistische Lösung zu entscheiden, denn die kommissarische Übernahme wichtiger Führungsfunktionen durch den Vorgesetzten oder Vertreter impliziert eine Doppelbelastung oder einen Wegfall niedrig-priorisierter Teilaufgaben. Mittelfristig ist dies zum Scheitern verurteilt.
Wann werden Interim Manager eingesetzt?
Die Anlässe für den Einsatz eines Interim Managers wurden aus der Praxis in vier Bereiche aufgeteilt:
- Außergewöhnliche und spezielle Unternehmensumstände, wie z.B. Sanierung, Unternehmenskauf- oder verkauf, Post-Merger Integration, Restrukturierung etc.
- Strategische Projekte und Programm-Management, wie z.B. Implementierung von Lean / Change Management, Sach-/Gemeinkostenoptimierung, Reduzierung der Einkaufskosten etc.
- Personalrekrutierungsprobleme, wie z.B. Ergänzung des eigenen Know-hows, Vakanzüberbrückung, Elternzeitvertretungen etc.
- Coaching (insbesondere von senioren Führungskräften zur vereinfachten Integration) in die „nächste Generation“ und zur Unterstützung interner Führungskräfte in kritischen Situationen
Besonders bei der Bewältigung etwaiger spezifischer Unternehmenskrisen oder im Rahmen von Optimierungsprojekten ist eine Festanstellung nicht zielführend und nicht flexibel genug. Die Alternative, eine Unternehmensberatung einzuschalten ist meist zu teuer und die Anlaufphase zu zeitintensiv. Außerdem geht es in vielen Fällen um eine inhaltlich maßgeschneiderte Ressource, die flexibel abgerufen werden kann.
Hat das Interim Management Nachteile?
Interim Management ist keine dauerhafte Lösung. In Führungsfunktionen ist es notwendig, im Anschluss an ein Interim Projekt eine dauerhafte Besetzung zu finden. Es kann dennoch gerade eine gute Alternative sein, brisante Aufgabenstellungen von einem Externen angehen zu lassen, der anschließend den Nachfolger sukzessive einarbeitet.
Der Kostenfaktor wird häufig von Unternehmen genannt, die sich gegen eine Interim Management Lösung entscheiden. Der Tagessatz liegt in Deutschland durchschnittlich bei 1.000 €, wobei dieser natürlich je nach Aufgabe und Führungsebene variiert.
Noch vor 5 Jahren standen Themen wie „internes Know-how könnte extern verwendet werden“ oder „das Vertrauensverhältnis zu dem externen Manager kann nicht so stark sein wie zu einem Internen“ zur Diskussion. Das Mind-set hat sich hier stark gewandelt. Viele Unternehmen haben bereits Projekte mit externen Beratungen oder positive Erfahrungen mit der Zeitarbeit gemacht, sodass sie keine Scheu mehr vor externen Mitarbeitern in ihrem Hause haben. Auch das Thema Wissensmanagement steht kaum noch zur Debatte. Besonders in der Projektarbeit werden interne Mitarbeiter von dem externen Interim Manager „aufqualifiziert“, um nach dem Interim Mandat selbständig die Aufgaben umzusetzen.
Welche Vorteile hat das Interim Management?
Der größte Vorteil für Unternehmen ist die Flexibilität. In dringenden Fällen, z.B. bei einem plötzlichen Ausfall eines Key Players im Unternehmen, kann innerhalb von wenigen Tagen ein geeigneter Kandidat einspringen. Parallel zu dem Einsatz des Interim Managers kann natürlich nach dem idealen Kandidaten für die Festanstellung rekrutiert werden.
Auch die Geschäftsvolatilität kann durch den Einsatz von guten Interim Managern z.B. im Jahresendgeschäft (HR und Finance) ausgeglichen werden. Nicht alle Interim Einsätze sind Vollzeit-Mandate, sondern können flexibel an den Bedarf angepasst werden.
Ein weiterer Vorteil ist die hohe Professionalität und Qualität der Interim Manager. Die meisten selbständigen Interim Manager stammen aus renommierten Unternehmensberatungen und / oder hochkarätigen Linienfunktionen. Sie kennen viele problematische Situationen aus ihrer bisherigen Karriere und können diese meist besser lösen als interne Mitarbeiter, die im internen Unternehmensnetzwerk stark integriert und durch dieses beeinflusst sind.
Interim Manager können auch ein strategischer Erfolgsfaktor sein. Der Interim Manager setzt gerne neue Impulse, z.B. in der Führung. Der Wandel der Führungsphilosophien in etablierten Unternehmen wird nicht immer von allen Führungskräften gleichermaßen getragen. Der Interim Manager kann die Führungsfunktion kurzfristig übernehmen und Änderungen in der Mannschaft einführen, aber auch im Coaching der jeweiligen Führungskraft eine Verhaltens- und Führungsstil-veränderung bewirken.
Jedes Unternehmen wägt sorgfältig das Für und Wider zum Thema Interim Management ab. Ratsam ist es aber in jedem Fall die Alternative Interim Management zumindest in Erwägung zu ziehen.
Gastautorin:
Dr. Ivonne Feldermann ist Managing Partner bei der Aurum Interim GmbH mit Sitz in Düsseldorf (www.aurum-interim.de). Sie besetzt Führungs-, Fach- und Spezialisten-Funktionen interimistisch in den Support-Prozessen HR, Legal, Facility Management, IT etc. in mittelständischen aber auch internationalen Unternehmen. Vor Ihrer Zeit bei Aurum, arbeitete sie viele Jahre als Projektleiterin bei Porsche Consulting. Sie konnte nicht nur in der Automobilindustrie Erfahrung sammeln, sondern auch im Maschinen- und Anlagenbau, Handel, Banken und Versicherungen und FMCG. i.feldermann@aurum-interim.de
Mehr zum Thema finden Sie auf Ivonne Feldermanns Blog: www.interim-human-resources.de
Interim Management – die Nachfrage nach Management auf Zeit steigt