Event-Bericht: PoP 2015 – Power of People
Business Circle, 23+24apr2015
Das Thema ist nicht neu, auch nicht für den jährlich stattfindenden HR-Kongress des Business Circle: wie kann & soll HR als Gestalter auftreten? Das Thema muss aber nicht neu sein, um top-aktuell zu bleiben. In diesen 2 Tagen rauschen wir in Windeseile und tw extrem in die Tiefe gehend durch HR-Gestaltungs-Bereiche:
Vorträge
Digitale Revolution – Arbeitswelt 4.0 – Neuerfindung von HR
Thomas Sattelberger (ehem. Vorstand Deutsche Telekom)
Sattelberger stellt in den Raum, ob Europa nicht fähig / nicht gewillt ist, neuen Technologien zu folgen und somit rückständig einen entscheidenden Schritt hintennach zu bleiben. Bspw. europäische Anlagenbauer sind in Afrika nicht vertreten, dort ist – aufgrund preislicher und technischer individueller Passung für den Zielmarkt – beinah ausschließlich China präsent. Europa wird demnach ein Sandwich zwischen dem Technologiefortschritt der USA und der Maschinen-Innovation und Maschinen-Präsenz Chinas. Beide Welten sehen sich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert:
- Herausforderung der Technikwelt (USA): Wie werde ich anders?
- Herausforderung der Maschinenwelt (China): Wie werde ich schneller, höher, weiter?
Sattelberger spricht nicht in „hätte – könnte – müsste“, sondern findet sehr klare, selbstbewusste Worte: Personal hat heute die historische Chance der Neugestaltung der Arbeitswelt vor dem Hintergrund der Digitalisierung.
Einige der wichtigsten Innovationen entstehen nicht durch neue Technologien, sondern durch andere Arten zusammenzuarbeiten und Arbeit zu organisieren (Tom Malone, MIT)
So geht’s: Wenn in einer Branche kein stein auf dem anderen bleibt … Herausforderungen für HR aus Sicht eines CEOs
Andreas Brandstetter(CEO, Uniqa Insurance Group)
Brandstetter sagt, er arbeitet in der langweiligsten und änderungsresistentesten Branche überhaupt. Doch heute, nach 18 Jahren im Unternehmen findet er es super-geil & super-cool.
2010/2011 wurde er CEO und erstelle einen Plan bis 2020. Zentral in diesem Plan war „Lebensfreude“. Für Mitarbeiter und Kunden. Das ist – vorsichtig ausgedrückt – schwer in Einklang zu bringen mit Profit-Steigerung.
Sehr sympathisch, menschlich und tatsächlich authentisch spricht er von Motivation & Engagement, von Zweifel und beschränkter Einflussmöglichkeiten bis hinunter zum einzelnen Mitarbeiter in den Filialen. Und er spricht über neue Versicherungs-Anbieter wie Amazon oder Google.
Genialer Vortrag, danke Herr Brandstetter.
Die Rolle von HR bei der digitalen Transformation von Unternehmen
Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani (Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft)
Bewirkt das Dauerfeuer an Innovationen (inkl. Kostensenkung, Geschwindigkeitsbeschleunigung, etc) das Ende der Zukunft?
Seit der industriellen Revolution erfinden wir nun eine neue Art der Arbeit: selbstgesteuertes, selbstregulierendes Arbeiten – kognitives Surplus (die Crouwd bringt Arbeitsleistung / Produkte / Dienstleistungen ein wie zB Einträge bei Wikipedia, Rezensionen bei Amazon, Software-Entwicklung, App-Entwicklung, etc.)
Vor der Tür steht „People Analystics“ (Big Brother versus Sieg der Vernunft)
Das Manifest
Jede PoP lässt einen besonderen Event in der Tennishalle stattfinden. Diesmal bereiten wir ein Manifest vor: in Kleingruppen werden Fragestellungen zum Thema „Wie kommen wir zu empowerten Mitarbeitern?“ bearbeitet. Im Detail: In wie fern müssen sich die Rahmenbedingungen bzgl. Bildung, Arbeitsrecht & Unternehmen ändern.
Folgende behuteten Damen und Herren führten durch die Themen:
Die Vielzahl der Ideen, die auf den Pinnwänden landeten, wurden jeweils in 8 Quintessenzen zusammengefasst, aus denen am 2. Tag das gesamte Auditorium die Spitzenreiter wählten. Und diese wurden – in Form eines Manifests – auf der Bühne an Herrn Bundesminister Rudolf Hundstorfer übergeben.
Bundesminister Rudolf Hundstorfer diskutierte die Forderungen erstaunlich nahbar & locker.
Die Ergebnisse des Manifests haben wir natürlich ebenfalls für Sie, hier das passende Foto gleich dazu:
(Foto v.l.n.r.: Sören Buschmann (Strametz & Partner), Christoph Wolf (CMS Reich-Rohrwig Hainz), Rudolf Hundstorfer (BMASK), Gastgeberin Romy Faisst (Business Circle), Bernd Allmer (Helvetia Versicherung) und Bernhard Reisner (Miba) bei der Manifest-Übergabe im Rahmen des Jahresforums für die Personalwirtschaft (PoP) in Rust am Neusiedler See. Bildquelle: Business Circle)
Podiumsdiskussion
Wie reagieren Unternehmens-Verantwortliche auf die Challenges von HR? Es diskutieren Elke Berger (UniCredit), Ing. Hannes Erler (Swarovski), Ali Mahlodji (watchado) & Mag. Dr. Markus Tomaschitz; MBA (AVL List).
Drums
Mit flotten Drum-Beats am Ende des ersten Tages stimmen wir uns ein auf einen netzwerkenden, weinreichen, bespanferkelten & freundschaft-knüpfenden Abend.
Parallel-Sessions
13 Sessions in 4 Runden. Nein, ich gehe hier nicht auf die einzelnen Veranstaltungen ein. Kann ich auch nicht, denn diese herrliche Auswahl-Möglichkeit der Sessions bedingen notgedrungen, dass ich an 9 Sessions nicht teilnehmen kann. Ja, Parallel-Sessions machen Sinn und ermöglichen Cherry-Picking, doch jedes Mal wieder muss ich mich gegen zu viele Spannende Themen entscheiden.
Die Sessions diesmal teilen sich in die Schwerpunkte HR in Business, Leadership, Recruiting, HR-Support und Arbeitsrecht. Ich persönlich streife durch unterschiedliche Schwerpunkte mit völlig unterschiedlichen Interaktions-Levels.
PoP goes Digital
Dieses Mal wird bereits im Vorfeld eine App ausgesendet, als technik-affine, am-puls-der-Zeit seiende Journalsitin tauche ich sofort ein in die Tiefen der App und … bin schnell am Ende, da sie im ersten Moment noch wenig Neues bringt – Teilnehmerliste und Programm haben wir ja bereits.
Im Laufe der Konferenz stellt es sich als erstaunlich praktisch heraus, das Programm jederzeit in diesem handlichen Format griffbereit zu haben.
Vortragende gleich via App bewerten (was eher theoretisch ist, da es wenige in Anspruch nehmen) und Life-Abstimmungen sind möglich. Ja, diese App bietet einen Mehrwert und sollte – wenn’s nach meinem Geschmack geht – noch mehr eingesetzt werden, noch userfreundlicher aufgebaut sein, noch aktiver in die Konferenz eingewoben sein.
Fazit
Es war mittlerweile meine 8. PoP in Folge und ich könnte eigentlich von meine letztjährigen Fazits copy-pasten. Nein, ich mach’s für Sie neu: die PoP lebt von Fachinhalten & Großteils hervorragenden Vortragenden. Und den entscheidenden Mehrwert erhält die PoP aufgrund der Teilnehmer, aufgrund der Netzwerkmöglichkeiten (unterstützt durch interaktive Sessions, Pausen-Gespräche und die Abend-Veranstaltung), aufgrund der professionellen und gleichzeitig sehr lockeren Stimmung.
Alles in allem ergibt es eine geniale Veranstaltung, die ich gerne kommendes Jahr wieder besuche. Wenn Sie möchten, reservieren Sie sich schon mal folgendes Datum für die PoP 2016: 14+15apr2016
PoP 2015: HR in der Gestalterrolle