Sie, lieber Recruiter, müssen diese & jene Recruiting-Kanäle bespielen. Und folgende sollten Sie bereits in Angriff genommen werden! WELCHE aber sind „diese & jene & folgende“? Kommt drauf an. WORAUF bitte?
Im HRweb-Beitrag „PersonalSuche & JobSuche (Österreich). Sind die Such-Kanäle deckungsgleich?“ ging ich auf die Recruiting-Kanäle ein: welche werden von Recruitern + Jobsuchenden verwendet. Diese sind erstaunlich wenig deckungsgleich.
Fragen wir einfach die Profis – Personalberater und Jobbörse-Betreiber: welche Recruiting-Kanäle sollten Recruiter bereits heute satt bespielen (können), welche sind derzeit noch nice-to-have und sind bereits in den Startlöchern, um in naher Zukunft must-haves zu werden? Und: welche Recruiting-Kanäle bespielt ihr selbst, liebe Profis?
Experten-Interview
UNTERNEHMENS-SEITIG
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Welche Recruiting-Kanäle sind State oft the Art und sollten BEREITS HEUTE von unternehmensinternen Recruiting-Verantwortlichen UNBEDINGT bedient werden?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (PAVELKA-DENK Personalberatung): Onlinerecruiting ist heutzutage selbstverständlich. Da zählen Onlinejobplattformen wie karriere.at oder derstandard.at dazu. Tendenziell gibt es Entwicklungen, dass sich Recruitingplattformen vermehrt auf Branchen oder Jobs spezialisieren oder auch auf Regionen, wie die laendlejobs.at für den Westen Österreichs.
Printschaltungen sind fast out. Das Preisleistungsverhältnis passt nicht und zahlt sich nur mehr für höherwertige Positionen aus.
Mag. Agnes Gaspar (Job-World): Weit vorne im Trend liegen derzeit klassische oder auf bestimmte Branchen spezialisierte Online-Jobbörsen, die eigene Unternehmens-Website, Social-Media (XING, LinkedIn etc.), Online-Fachforen sowie persönliche Empfehlungen.
Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Karriereseite auf der eigenen Website, Print-Karriereteile von großen Tageszeitungen, bekannte Internet-Jobportale
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Printinserate, Online Jobplattformen, Social Media Plattformen, Firmennetzwerke (Intranet, strategische Partner, Schulen, Universitäten), Jobmessen/Berufsinformationsmessen, Kontaktnetzwerk der Mitarbeiter und Führungskräfte
Theresa Spirik, MSc, MA (Trenkwalder Personaldienste): Die Kunst des Recruitings besteht darin, zu wissen, in welchen Umgebungen die passenden Kandidaten zu finden sind und welche Kanäle sie überhaupt wahrnehmen. Eine hohe allgemeine Sichtbarkeit kann an der Wahrnehmung eines Nischenspezialisten völlig vorbeigehen. Umgekehrt ist es genauso wichtig ein deutliches Bild des Jobs und der Anforderungen zu haben. Je mehr ich über die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen weiß, desto präziser kann ich meine Suche darauf abstimmen. Auftragsklärung ist somit der erste State of the Art Recruiting Kanal.
Welche Recruiting-Kanäle sind derzeit noch NICE TO HAVE, sollten in den kommenden 2 Jahren jedoch unbedingt laufen?
Mag. Agnes Gaspar (Job-World): Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sollten E-Recruiting-Maßnahmen in den nächsten 2 Jahren noch stärker in den Fokus rücken. Denn High Potentials muss man dort abholen, wo sie sich aufhalten – in den Social Networks.
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (PAVELKA-DENK Personalberatung): Wir gehen davon aus, dass die Stellenmärkte der Socialnetworks wie Xing und facebook anziehen werden. Xing hat hier schon einiges gemacht und wird sicherlich in den nächsten Monaten mehr dazu beitragen, dass es für Österreich attraktiver wird.
Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Regionale Jobportale, Fachportale
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Auf professioneller Ebene werden Social Media Plattformen wie Linked In und Xing weiter an Bedeutung gewinnen.
Theresa Spirik, MSc, MA (Trenkwalder Personaldienste): Es gibt zurzeit viele Initiativen, die verstärkt auf die Anforderungen der kommenden Generation am Arbeitsmarkt einspielen. Eine tolle Idee ist zum Beispiel die Plattform selfiejobs.eu – eine App aus Schweden, die ähnlich wie die Dating App Tinder funktioniert. Man sieht sich Profile von Bewerber und Jobs an und entscheidet per „wischen“, ob das Angebot interessant ist. „Wischen“ beide Seiten in Richtung ok, wird der Kontakt hergestellt. Die Verantwortung für die Vorselektion wird so zwischen Recruiter und Bewerber aufgeteilt. Umso wichtiger ist es im Recruiting dann auch, kurz und knackig zu beschreiben wer und was gesucht wird.
Bieten Sie auch ein Service an, um Unternehmen mit diesem Fachwissen aktiv zu unterstützen?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (PAVELKA-DENK Personalberatung): Wir bieten Workshops an, bei denen zum Beispiel konkret die Recruiting-Strategien und -Kanäle überprüft werden. Hier wird abgeglichen was bereits getan wird, mit dem wie man es noch optimieren könnte.
Theresa Spirik, MSc, MA (Trenkwalder Personaldienste): Unsere Recruiting-Spezialisten genießen eine umfassende interne Ausbildung, die laufend weiterentwickelt wird. So garantieren wir, dass sowohl Kandidaten als auch Kunden mit Profis zu tun haben, die auf dem neuesten Stand sind. Das ist für uns selbstverständlich.
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Die Beratung punkto passender Recruitingkanäle und Suchstrategien in Bezug auf spezifische Profile ist selbstverständlich Teil der Beratungsleistungen für unsere Kunden.
Mag. Roland Surböck (Jobmedien): Soweit möglich, gerne – eine umfassende Expertise haben aber dazu sicher die großen Personalagenturen
PERSONALBERATER/JOBBÖRSE-SEITIG
Welche Recruiting-Kanäle verwenden SIE?
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Bewerberevidenz in der Datenbank, gezielte Recherche und Direktansprache potenzieller Kandidaten, strategische Kooperationspartner (Weiterbildungsinstitute, Universitäten), Kontaktnetzwerk der Berater, Printinserate, Online Jobplattformen, Social Media Plattformen
Theresa Spirik, MSc, MA (Trenkwalder Personaldienste): Je nach Branche und Kundenanfrage wird der entsprechende Kanal anvisiert. Natürlich ist die Auswahl sehr stark von der gesuchten Position abhängig. Durch unseren großen Talentepool haben wir das passende Match meistens in unmittelbarer Nähe.
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (PAVELKA-DENK Personalberatung): Wir arbeiten auf drei Säulen:
- Direktansprache: Dies ist ein sehr erfolgreicher Suchweg, der es ermöglicht, gezielt zukünftige Mitarbeiter zu finden und für das eigene Unternehmen zu begeistern. Die Direktansprache hat sich über die Jahre zu einer hoch spezialisierten Suchmethode entwickelt. Sie sollte nur von erfahrenen und professionellen Beratern durchgeführt werden.
- Social Media Recruiting: SMR ist ein aufwendiger, aber effektiver Prozess. Voraussetzung dafür ist die laufende Pflege der Kontakte in den Social Networks. Diese Suchmethode bringt jedem Kunden einen erheblichen Vorteil durch den Netzwerkeffekt, die vakanten Positionen mit den richtigen Mitarbeitern zu besetzen.
- Medienschaltungen: Die klassische Suche mittels Inserat ist nach wie vor die beste Methode, aktiv wechselbereiten Menschen zu signalisieren, dass ein Unternehmen eine vakante Position besetzen möchte. In Ergänzung zum altbewährten Inserat werden potenzielle Mitarbeiter über Jobvideos und Fotos angesprochen. Bilder und Stimmen sagen mehr aus als jedes geschriebene Wort.
Mag. Agnes Gaspar (Job-World): Je nach Anforderungsprofil wählen wir zielgruppenspezifische Recruiting-Kanäle aus, um so potentielle Bewerber optimal anzusprechen. Recruiting im Social Media-Umfeld ist z. B. nur dann sinnvoll, wenn sich die Zielgruppe in diesem Kanal bewegt. Zum Einsatz kommen bei uns häufig: Online-Jobportale, interne/externe Mitarbeiterempfehlungen, unsere Karriere-Website, Social-Media-Recruiting sowie diverse Bewerberdatenbanken.
ZUKUNFTS-WEISEND
Haben Sie einen Zukunfts-Ausblick für mich?
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Vermutlich werden Meta-Job-Plattformen in Zukunft wichtiger werden, diese erleichtern Jobsuchenden die Auswahl der Jobangebote bzw. müssen sie nicht mehrere relevante Plattformen durchsuchen. Auf professioneller Ebene werden Social Media Plattformen wie Linked In und Xing weiter an Bedeutung gewinnen.
Wie bleibe ich am neuesten Stand von State of the Art und Nice to have Kanälen?
Theresa Spirik, MSc, MA (Trenkwalder Personaldienste): Es ist wichtig sich laufend über Neuerungen zu informieren. Als Abonnent von HR-Newslettern aus unterschiedlichen Bereichen, kann man gut verfolgen was sich in der Branche tut. Andererseits ist es auch empfehlenswert, sich in die Fachliteratur der jeweiligen Branche zu vertiefen. Jeder Trend bringt Spezialisten mit sich. Je besser ich deren Sprache spreche und verstehe, desto eher kann ich sie auch adressieren.
Fazit & ein Blick auf Print-Medien
Mich erstaunt hier, wie unterschiedlich die Gewichtung von Printmedien gesehen wird – vom 1. Platz in der Auflistung bis hin zu „Printschaltungen sind fast out“. Selbstverständlich hängt es ab von … vielen Faktoren und u.a. von der ausgeschriebenen Stelle. Doch danach wurde hier nicht gefragt und darauf gehen die Antworten nicht ein. Auch wurde keine dezitierte Reihung erfragt, sondern die Frage ist bewusst offen und soll den Gedankengang der Antwortenden widerspiegeln.
Mein Fazit daraus: die Wahrnehmung dieses Recruiting-Kanals unterscheidet sich hier ganz grundlegend. Phaszinierend!
In der Antwort bzgl. „welche Recruiting-Kanäle verwenden Sie“ kommen Print-Medien allerdings generell nicht mehr vor und auch hinsichtlich „Recruiting-Kanäle der Zukunft“ finden sie keine Erwähnung.
FEEDBACK-SEITIG
Wie sehen Sie die aktuelle Recruiting-Kanäle-Thematik? Wohin entwickeln Sie sich derzeit & in welche Richtung werden Sie künftig Ihre Recruiting-Schwerpunkte legen?
Die Gesprächspartner
Treffsichere Recruiting-Kanäle: Must-Haves & Nice-To-Haves für Recruiter
PAVELKA-DENK Personalberatung Theresa Spirik, MSc, MA Trenkwalder Personaldienste GmbH Mag. Roland Surböck JOBMEDIEN GmbH Mag. Barbara Schopper Schulmeister Management Consulting GmbH & Co KG Mag. Agnes Gaspar JOB-WORLD KG |