Wir alle suchen für unsere offenen Lehrstellen jene Bewerber, die immer stärker Richtung höhere Schulen streben. Also verstärken wir die Bemühungen in der Zielgruppe. Diese Woche war ich im Kino und sehr beeindruckt von einem tollen Werbespot des Diskonters Hofer. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, ob dieser Spot die Entscheider erreicht. Und wie hoch der Streuverlust ist, vor allem in Relation zu den wahrscheinlich enormen Kosten. Oder ginge das auch anders?
Uns fehlt für Lehrstellen immer mehr jene Bewerbergruppe, die ich „gebildete Mittelschicht“ nennen würde. Das sind für mich jene Jugendlichen, die oft ihre Bildungskarriere in weiterführenden Schulen fortsetzen. Hier ist der Prozentsatz an Eltern groß, die selbst zum Mittelstand und darüber hinaus gehören. Bei Gesprächen mit solchen Eltern in meinem persönlichen Umfeld bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig hier über die Möglichkeiten und die Chancen einer modernen Lehrlingsausbildung bekannt ist. Immer öfter sagen mir Mütter und Väter aus dieser Klientel: „Warum sagt einem das niemand, weder in der Schule noch sonst wo.“ Die Informationsquellen dieser Eltern sind sehr oft sogenannte Qualitätsmedien. Da sind viele der „klassischen“ Ö1 Hörer darunter, Leser von Zeitungen wie „Die Presse“, „Standard“ oder „Kurier“. Das sind also keineswegs ungebildete oder bildungsferne Menschen, sondern genau das Gegenteil. Und meist sind es auch genau diese Eltern, die sich um das Wohlergehen ihrer Kinder Gedanken machen.
Erreichen wir die Richtigen?
Gleichzeitig zielt der Großteil unserer Werbemaßnahmen auf die breite Masse ab. Ohne das wertend zu meinen, sind quantitative Schaltungen in Medien mit hoher Quantität der beste Weg, um die angesprochene Schicht zu erreichen? Oder anders formuliert, müssen wir einfach nur genug Menschen ansprechen um die richtigen Bewerber zu bekommen? Auch, wenn diese vielen Menschen vielleicht zu einem hohen Prozentsatz gar nicht unsere Wunschzielgruppe repräsentieren? Denn irgendwo muss es ja einen Grund dafür geben, dass ich von fast allen Betrieben höre, dass die Qualität der Bewerber immer schlechter wird. Und dass sich jene, die sich früher beworben haben, einfach nicht mehr für eine Lehre interessieren.
Hohe Ziele sind erlaubt
Oft trauen wir uns gar nicht auszusprechen, wer unsere wirkliche Wunschzielgruppe ist. Weil die ist ja nach landläufiger Meinung nicht an Lehrlingsausbildung interessiert. Was aber zu einem großen Teil, siehe oben, daran liegt das sie nicht informiert werden. Ich freue mich daher ganz besonders, dass die großen Qualitätsmedien immer stärker auf das Thema Lehre und duale Ausbildung aufspringen. Die Presse startet gerade eine zehnteilige Serie, der Kurier berichtet laufend und auch im Standard ist das Thema Lehre immer präsenter. Ich bin mir sicher, dass über laufende Berichterstattung in Medien, die von der Zielgruppe „Mittelschicht“ und höher konsumiert werden, die Wahrnehmung über eine Lehrlingsausbildung verbessert wird. Präsenz bei diesen Eltern trägt langfristig sicher dazu bei, Entscheidungen über den Lebensweg der Kinder neu zu überdenken. Wenn dann auch noch die Massenwerbung greift und dazu noch die Jugendlichen selbst über Portale wie whatchado oder playmit.com auf Lehrberufe und –betriebe aufmerksam werden, können Angebot und Nachfrage zueinander finden. Und von den Entscheidern, den Eltern, auch akzeptiert werden. Weil eine Lehre eine gleichrangige Möglichkeit ist um sicherzustellen, dass es den Kindern einmal besser geht.
Lehrlings-Recruiting à la Gießkanne | Wer Qualität sucht, darf nicht nur die Masse ansprechen