Teambuilding ist meist beliebt – in Trainings & Seminaren aber auch mal zwischendurch eingestreut in Meetings, etc. Aaaaber da gibt’s auch eine Kehrseite. Sehen wir mal genauer hin:
Interview
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Immer häufiger werden actionreiche Übungen mit einem erheblichen Gefahrenpotential bei Teambuildings eingesetzt: Ist das Potential für Gruppen dabei so viel größer, verlangen Kunden nach immer mehr Action oder ist es eher ein Trend der Anbieter, um sich von anderen abzuheben?
Mag. David Kupfer, MSc (Wildniszone): Der Trend ist mir durchaus bekannt und bewusst, jedoch versuchen wir uns klar davon abzugrenzen. Ich sehe das Mehr an Potential definitiv nicht – es handelt sich klar nur um ein Mehr an Verletzungsrisiko. Es passiert zwar immer wieder, dass Kunden bei uns nach actionreicheren Programmen fragen, jedoch ist nach einem Gespräch meist die Einsicht da, dass auch „softere“ Programme die Ziele gleichermaßen erfüllen ohne Gefahr zu laufen, Teilnehmer an ihre psychischen bzw. physischen Grenzen zu bringen oder gar Verletzungen zu provozieren. Ich sehe diese Entwicklung also eindeutig als Trend auf der Anbieterseite, um sich von anderen abzuheben – letzten Endes muss der Kunde selbst entscheiden, was er will.
Weshalb scheitern Teambuildings immer wieder?
Günther Marincelj (GfP): Nun dafür gibt es natürlich mehrere Gründe, aber ich würde sagen am häufigsten liegt es daran, dass Teambuildings als punktuelle Maßnahme gedacht werden. Das Team verbringt 1-2 Tage mit einem Teambuilding und dann habe ich als Führungskraft wieder meine Ruhe damit. Dabei ist eine Teamentwicklung ein kontinuierlicher Prozess und aus meiner Sicht ist es eine ganz klare Führungsaufgabe diesen bewusst zu begleiten. Häufig werden Teambuildings auch dann durchgeführt, wenn es in einem Team nicht rund läuft, manchmal bereits Konflikte schwelen oder das Team nicht so will wie es soll. Ich erlebe auch häufig, dass Gruppen in ein Teambuilding geschickt werden, die im eigentlichen Sinne gar kein Team sind, sondern eher eine organisatorische Einheit, auch in diesem Fall sind Tembuildings oftmals nicht sehr erfolgreich.
Bei welchen Themenstellungen im Bereich Team sind gruppendynamische Übungen besonders hilfreich? Bei welchen eher weniger?
Mag. Petra Koinig (ITO): Alle Herausforderungen in Zusammenhang mit Kooperation, Konfliktlösemechanismen oder Kommunikationsmustern im Team eignen sich hervorragend für diese Methodik. Kooperationsspiele geben einem Team die Möglichkeit, deren typische Gruppendynamiken zu erleben: Streitigkeiten um die Vorgehensweise, Konkurrenzdenken, Mitläufer oder destruktive Spieler. Das Spiel dient nur als Katalysator, um diese Dynamiken wahrnehmbar, erlebbar zu machen, gemeinsam zu reflektieren und daraus tragfähige Lösungen für den zukünftigen Teamalltag abzuleiten. Weniger eignet sich ein gruppendynamisches Setting bei hoch eskalierten Konfliktthemen einzelner Teammitglieder (Z.B. Mobbing).
Sind Teambuilding Seminare ein nachhaltiges Allheilmittel?
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Nein, das sind sie definitiv nicht. Teambuilding Seminare sollten auch nicht die Lösung für nicht oder falsch gelebte Führung sein (was wir sehr oft wahrnehmen). Sie können ein Team dabei unterstützen, schneller in die Performing Phase des Teamprozesses zu kommen oder Probleme in einem geschützten Rahmen zu lösen. Ich strebe immer danach, dass ein Teambuilding-Seminar immer auch mit einem Maßnahmenkatalog abgeschlossen wird – also: was vereinbaren wir für die Zukunft. Gut ist es auch, wenn man nach ca. 1-2 Monaten einen Follow-Up Tag macht, um das Team bei der Umsetzung und Reflexion zu unterstützen.
Wie stehen Sie folgender Aussage gegenüber: Übungen zum Teambuilding heißt, man spielt den ganzen Tag und hat Spaß, man lernt aber nichts. Oder?
Anna-Maria Muck, MSc (next level consulting): FALSCH!. Vermeintlich „inhaltslose“ Spiele, wie beispielsweise das 1-2-3 Spiel, sollten lediglich für einen kurzen Energizer genutzt werden, und nicht länger als 15 Minuten dauern. Diese haben auch das Ziel, kurz das Motivationstief zu überbrücken und wieder Energie zu sammeln. Das Erfolgsrezept ist also kurz für Abwechslung und Energie zu sorgen.
Der Einsatz von Spielen ist sehr vielfältig und kraftvoll. Sie sind Werkzeuge, um Inhalte zu wiederholen und den Transfer zu stärken, andererseits können durch Ansätze wie „real game“ oder „online game“ auch auf eine spielerische Art und Weise Simulationen geschaffen werden, um sein eigenes Verhalten in bestimmen Situationen zu erproben und zu reflektieren – und das spielerische Lernen kann man auch in der online Welt einfach umsetzen. Spielen heißt also nicht gleich spielen.
Die Interview-Partner [Kehrseite von Teambuilding]:
Anna-Maria Muck, MSc next level consulting Mag. Petra Koinig ITO Individuum Team Organisation GmbH Günther Marincelj GfP – Gesellschaft für Personalentwicklung Corinna Ladinig, MBA CTC Academy OG Mag. David Kupfer, MSc Wildniszone |