HRweb vor Ort | 5. Lehrlingsforum, Business Cirlce, 29+30nov2017, Wien
Am 29. + 30. November 2017 fand bereits zum fünften Mal das Lehrlingsforum unter dem Titel „Gemeinsam die Zukunft der Lehre gestalten“ in Wien statt. Dazu lud Business Circle Personalisten, Lehrlingsverantwortliche und Interessierte sowie Vertreter aus Wirtschaft und Politik wieder zu einem abwechslungsreichen Programm.
Autorin des 1. Tages: Catrin MAYERHOFER-TRAJKOVSKI
Tag 1
Key-Note-Speaker von Watchadoo, Praxisbeispiele, Roundtables und viel Einbeziehung von Lehrlingen
Das diesjährige Lehrlingsforum zeichnete sich durch eine neue und sehr geräumige Location in Wien aus. Auch scheint die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen wieder gestiegen zu sein.
Zu Beginn führte der Key-Note-Speaker Ali Mahlodji, CEO von whatchado, eine wirklich aufrüttelnde Präsentation, wie Jugendliche von heute ticken und wie wichtig es ist, diese so anzunehmen wie sie sind.
In der darauffolgenden Einheit ging es um die Erhöhung der Attraktivierung der Lehre, wo es speziell um mögliche Auslandspraktika und Lehre mit Matura ging. Hier wurde das Unternehmen Novartis als „Best Practise“ Beispiel angeführt. Ebenso wurde der Verein FIA vorgestellt, der jährlich über 600 Lehrlinge mit Praktika ins Ausland vermittelt.
Der Nachmittag wurde durch sechs Roundtables aufgelockert, wo es darum ging, sich die Lehre im Jahre 2030 vorzustellen. Die Ergebnisse der Teilnehmer wurde durch Herrn Dr. Löffler vom Institut ÖIBF dann in der nachfolgenden Präsentation bestätigt bzw. widerlegt.
Fazit des 1. Tages
Im Lehrlingsbereich tut sich viel. Dies spiegelt sich auch im diesjährigen Lehrlingsforum wieder. Sehr gut hat mir die Einbindung von Lehrlingen bei fast jedem Vortrag gefallen, da es ja schließlich auch um diese geht. Trotz der vielen teilnehmenden Unternehmen, fehlten mir jedoch Vertreter bzw. Lehrlingsausbildner von KMUs, die trotz der guten Verlinkung von Förderungen für Schulungen von Lehrlingsausbildnern auf der Homepage von Business Circle, leider nicht anwesend waren.
Autor des 2. Tages: Robert FRASCH (RobertFrasch.com)
Tag 2
Digitalisierung, Round Tables und ein unangenehmer Spiegl
Digitalisierung ist in fast allen Branchen das Schlagwort der Stunde, somit macht es natürlich auch vor der Lehrlingsausbildung nicht halt. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Aber bevor man diese Frage beantworten kann braucht es erst einmal Klarheit, wovon man überhaupt spricht wenn man Digitalisierung sagt. Einen guten Einblick lieferte Stephan Waba vom Bundesministerium für Bildung der im ersten Vortrag für den erkrankten Harald Meyer eingesprungen ist. Es geht nicht nur darum, die Lehrlinge und Systeme fit für die digitale Zukunft zu machen sondern zunächst vor allem um die Lehrer.
Dazu muss man auf einem solchen Forum natürlich auch die Rolle der Ausbilder betrachten. Die Podiumsdiskussion zum Reality Check der digitalen Ausstattung an Berufsschulen zeigte rasch, dass die Komplexität der Thematik noch ein große Herausforderung darstellt. In den vielfachen Wortmeldungen aus dem Publikum ging es in erster Linie um die Verwendung von Mobiltelefonen und ob diese nun störend oder bereichernd wären. So gut wie gar nicht nachgefragt wurde, welche Veränderungen insgesamt durch die Digitalisierung zu erwarten sind und wie sich Ausbilder darauf vorbereiten müssten. Allein beim Recruiting wäre es wohl sinnvoll, wenn man die Auswahlkriterien an neue Herausforderungen anpassen würde.
Markus Stelzmann von Tele Haase und zwei seiner Lehrlinge brachten am Vormittag spannende Einblicke in die Organisation der Zukunft. In der ein Geschäftsführer wie Markus sich selbst als Regisseur bezeichnet und auch versteht und in dem Lehrlinge Verantwortung und Selbstbestimmung erhalten, die überhaupt nicht zu den gängigen Klischees über Lehrlinge passen möchten. Gängige Klischees aufzubrechen passte auch gut zum Projekt von Fronius gemeinsam mit dem Ars Electronica Center Linz. Wenn die Grenzen von Wirtschaft und Kunst bewusst überschritten werden entstehen Ansätze, die neben dem Wettbewerbsvorsprung auch hohe Motivation für innovative Jugendliche darstellen.
In den schon bewährten Round Tables spannte sich der Bogen vom Speed Dating 10.000 Chancen über die Ausbildung der Lehrlingsausbilder bei BIPA bis zu neuen Wegen im Recruiting mittels whatchado oder talentify. Dieses Format gibt die Gelegenheit im direkten Austausch Fragen zu stellen und auch untereinander aktiv zu diskutieren.
Fazit der Lehrlinge
Die zwei Tage der Konferenz boten einen sehr guten Querschnitt über Hintergründe, neue Wege und einen Blick in die Zukunft. Die Zusammenfassung der während der gesamten Konferenz anwesenden Lehrlinge war dann wohl für die Teilnehmer die größte Überraschung. Denn alle 3 empfanden vieles von dem, was über Lehrlinge und Jugendliche geredet wurde als verletzend. Pauschalierungen und Verallgemeinerungen, Stichwort Handy, speziell bei Themen die von den Erwachsenen selbst nicht vorgelebt werden. Die 3 fanden aus ihrem Blickwinkel, dass selbst bei diesen engagierten Teilnehmern zu wenig Wertschätzung gegenüber Lehrlingen zu spüren ist. Auch Themen wie „Frauen in die Technik“ kann man ihrer Meinung nach nicht einfach anordnen sondern man sollte sich auch fragen, ob Frauen wirklich in die Technik wollen. Oder warum vielleicht nicht. Aber vor allem wünschten sich alle 3, dass weniger geredet und mehr getan wird. Viele der Forderungen und Themen kennen auch sie als Jugendliche schon länger, aber konkret umgesetzt wurde noch wenig.
Fazit
Damit endeten 2 hervorragende organisierte und von Karin Bauer (derStandard) wie immer sympathisch und kompetent moderiert, mit einem klaren Auftrag an alle Ausbilder und Experten. Setzen wir gemeinsam mehr von jenen Themen um, die wir bei solchen Tagen besprechen. Dann werden wir die Jugendlichen für die Lehre gewinnen, denn die haben mehr Interesse an ihrer Zukunft, als wir manchmal erwarten würden.
HRweb vor Ort | Lehrlingsforum 2017 „Gemeinsam das Lehrlingswesen stärken“