Alphatiere in der Wirtschaft kennen wir alle. Vorstände, Geschäftsführer oder auch Betriebsrats-Vorsitzende – jene Typen, die in einem Unternehmen mitten drin statt nur dabei sind. Ausgestattet mit einem starken Gestaltungswillen, einem ausgeprägten Selbstbewusstsein und einem feinem Gespür fürs richtige Netzwerk.
In ihren einflussreichen Positionen prägen diese Personen ihre Unternehmen oft über viele Jahre. Und doch kommt auch für sie einmal der Zeitpunkt, an dem es heißt: Time to say goodbye. Spätestens dann, wenn der Pensionsstichtag erreicht wird. Dieses Abschiednehmen fällt häufig schwer und kann kritisch werden – für die Organisation und für ihre Macher.
Nachfolgeplanung – Das Meisterstück der Alphatiere
Auch wenn in der heutigen Zeit regelmäßige Wechsel in Top-Positionen weit verbreitet sind, gibt es immer noch viele Unternehmen, die seit Jahrzehnten vom selben Vorstand oder Geschäftsführer geleitet werden. Weil die Performance passt, die Entscheidungsträger bestens vernetzt sind oder die Eigentümer ganz bewusst auf Kontinuität in der Unternehmensleitung setzen.
Wer so lange fest im Sattel sitzt, dem kann es leicht passieren, dass er die Zeichen der Zeit nicht erkennt. Vor allem dann, wenn es um das eigene Pensionsalter geht. Immer wieder ist daher zu beobachten, dass Top-Performer im Management nur ein Projekt in ihrer beruflichen Laufbahn nicht auf die Reihe kriegen: Die eigene Nachfolgeplanung, zeitgerecht und auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt, in die Wege zu leiten.
Sich selbst zum richtigen Zeitpunkt aus dem Spiel zu nehmen – das ist die Königsdisziplin in der obersten Hierarchie-Ebene. Und genau hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Wer das Unternehmensinteresse über das eigene stellt, wird diesen Schritt auch schaffen. Wer sich selbst für unersetzlich hält und nicht loslassen kann, dem werden letztendlich die Eigentümer vor vollendete Tatsachen stellen.
Was sehr schade ist. Denn der letzte bleibende Eindruck wird dann ein negativer sein, der die vielen Erfolge in den Jahren davor in den Schatten stellt. Und was hinzu kommt: Ein so erlebter Abgang macht den Ausstieg aus dem Berufsleben für Alphatiere besonders bitter.
The Day after – Die Alphatiere als Pensionisten
Viele Menschen träumen ein Leben lang vom Ruhestand. Für diesen Lebensabschnitt wird all das geplant, was sich während der Berufstätigkeit nicht ausgegangen ist. Für viele Manager ist das Pensionisten-Leben jedoch eine echte Herausforderung. Diese Hochleistungsmenschen laufen leicht Gefahr in eine Sinnkrise zu verfallen.
Der Verlust von Macht und Kontrolle sowie der fehlende gesellschaftliche Status können sehr leicht zur Sorge führen, auf einmal nicht mehr gebraucht zu werden. Oder auch zur Angst, nichts mit der neu gewonnen Zeit anfangen zu können. Wer diesen Anerkennungsverlust nicht kompensieren kann, der leidet schnell unter einem sinkenden Selbstwertgefühl.
Um erst gar nicht in diese Abwärtsspirale zu kommen, macht es für Alphatiere Sinn, sich in ihren letzten Berufsjahren nicht nur mit der eigenen Nachfolgeplanung zu beschäftigen. Genauso wichtig ist es, sich intensiv auf die Zeit danach vorzubereiten. Der letzte Arbeitstag rückt schneller näher als man glaubt und dann ist er da: Der 1. Tag als Pensionist.
Bis dahin sollte man vor allem folgende Fragen für sich geklärt haben:
- Was macht meine Identität aus, wenn Beruf und gesellschaftlicher Status wegfallen?
- Was lasse ich zurück und welche neuen Möglichkeiten ergeben sich?
- Welche nachberuflichen Perspektiven machen für mich Sinn?
- Worin liegen meine Interessen außerhalb des Jobs?
- Welche Auswirkung hat eine Pensionierung auf meine Partnerschaft und/oder auf mein soziales Umfeld? Und was heißt das für mich?
Manager, die zeitgerecht beginnen, sich mit einem Leben als Senior auseinander zu setzen, haben die besten Karten nach der Karriere neu durchzustarten. Und werden auch den Übergabeprozess im Unternehmen souverän gestalten.
Alphatiere brauchen Unterstützung beim Loslassen
Wenn sich langjährige Entscheidungsträger in den Ruhestand verabschieden führt das oft zu Unruhe und Unsicherheit in einem Unternehmen. Aber auch für den ausscheidenden Manager ist das eine heikle Phase. Es macht daher Sinn, diesen Exit-Prozess von einem Coach begleiten zu lassen.
Sollte es gelingen, dass durch diese Unterstützung das Alphatier leichter loslassen kann, haben letztendlich alle etwas davon: Das Unternehmen, weil dann das Übergabe-Prozedere mit Sicherheit einfacher über die Bühne geht. Und auch der ausscheidende Manager: Weil er gut vorbereitet in seinen nächsten Lebensabschnitt eintritt.
Begleitende On-Boarding-Prozesse für neu eintretende Mitarbeiter gibt es bereits in vielen Unternehmen. Ein Ausstiegs-Coaching für langjährige Entscheidungsträger zur Vorbereitung auf deren Ruhestand rechnet sich ebenfalls.
„Lerne loszulassen. Das ist der Schlüssel zum Glück.“
(Buddah)
Time to say goodbye | Wenn sich Alphatiere zur Ruhe setzen