Seit den 1märz2017 gibt es in Österreich den Familienzeitbonus, vulgo „Papamonat“. Bei diesem Modell können Väter innerhalb der ersten 91 Tage nach Geburt eines Kindes zwischen 28 und 31 Tage am Stück zu Hause bleiben. Dafür gibt es rund € 700 aus dem Kinderbetreuungsgeldtopf. Das alles, wenn der Arbeitgeber dem Ansinnen zustimmt. Und obwohl das immer mehr Betriebe auch tun, sind die Inanspruchnahmen noch verhalten. Eine Bilanz und ein Vater, der erzählt.
Väter in der Familienarbeit entlasten die Frauen
Es ist seit Jahren erklärtes politisches Ziel, mehr Männer zur Übernahme von Aufgaben in der Familienarbeit zu bewegen. Und das ist auch gut so, zeigen doch Länder, in denen eine gleichere Aufteilung innerhalb der Partnerschaft bereits lang erlernte Realität ist, dass eine solche höhere Beteiligung der Papas zahlreiche wünschenswerte Effekte bringt. Unter anderem seien hier eine deutlich niedrigere Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern oder aber auch generell höhere Frauenerwerbsquoten genannt. Neben der tatsächlichen Entlastung im Alltag. Nachdem Studien gezeigt haben, dass eine frühe Beteiligung von Vätern auch die spätere Beteiligung positiv beeinflusst, wurde nach langem Verhandeln vor rund einem Jahr das Papamonat in Österreich eingeführt.
Familienzeitbonus | Papamonat: Inanspruchnahmen bislang noch verhalten
Die Monatsstatistik des Familienministeriums weist für jedes Monat die Anzahl der „Fälle“. Also die Anzahl der Personen, die im betreffenden Monat für zumindest einen Tag Familienzeitbonus in Anspruch genommen haben, aus. Zwischen März 2017 und Jänner 2018 waren es in Summe 2.360 Inanspruchnahmen des Familienzeitbonus. Aber Achtung, diese Zahl darf nicht mit Personen gleichgesetzt werden. Väter, die etwa von Mitte des einen Monats bis zur Mitte des anderen Monats den Familienzeitbonus beziehen, zählen hier in zwei Monaten. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl wohl bei der Hälfte oder etwas mehr liegt, also rund 1.500 Väter, die diese Option genutzt haben.
Hält man sich die Anzahl der Geburten (rund 80.000 im Jahr in Österreich) vor Augen, sind die Inanspruchnahmen also noch verhalten. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Möglichkeit der Familienzeit parallel zur medial viel aufmerksamer verfolgten Reformierung der Kinderbetreuungsgeldmodelle weniger Beachtung gefunden hat und zahlreiche Unternehmen sich lange nicht mit dieser Möglichkeit auseinandergesetzt haben.
Was die Väterkarenzen betrifft, zeigt sich heute in Österreich ein bereits recht erfreuliches Bild. Besonders bei Paaren, die das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeldmodell (12+2 Monate ea) wählen, gehen in den Urbanräumen in Ostösterreich bereits über 30% der Väter für zumindest diese 2 Monate in Väterkarenz. Bei den längeren Modellen betragen die Quoten zwischen 7 und 16%. Je länger, desto weniger hoch der Anteil der Väter in Karenz. Vor der Einführung des einkommensabhängigen Modells waren es jedoch überhaupt nur 6-8% jährlich.
Gute Vorbereitung und Offenheit ist alles – ein Vater erzählt
Unternehmen sollten sich damit auseinandersetzen, ob sie das Papamonat unterstützen. Denn tun sie dies nicht, kann es schnell zu Ungleichbehandlung kommen. Die REWE Gruppe etwa hat bereits bei der Einführung des Familienzeitbonus eine Erklärung mit dem Betriebsrat unterzeichnet, in der sich alle Handelsfirmen (BILLA, Merkur, PENNY, BIPA und ADEG) verpflichten, Anträge auf Papamonat zu unterstützen (siehe auch HRweb-Artikelüber das Papamonat 2017 „Ab heute gilt’s: Der Papamonat ist da! Ein erstes Best-Practice Beispiel„). In der BILLA AG etwa haben seit März letzten Jahres 9 Väter einen Papamonat in Anspruch genommen.
Einer davon ist BILLA Vertriebsmanager Fabian Spicker. Er hat nach der Geburt seines Sohnes ein Monat bei Frau und Kind zu Hause verbracht. Und wurde dabei von seinem Arbeitgeber und den Kollegen in seinem Vorhaben spürbar unterstützt:
„Meine Vorgesetzten haben mich voll unterstützt, dafür möchte ich mich sehr gerne recht herzlich bedanken, ohne ihre Zustimmung wäre das nicht möglich gewesen. Mir ist klar, dass es nicht selbstverständlich ist, dass mir in meiner Position eine Familienzeit genehmigt wurde. Meine Kollegen haben das sehr positiv aufgenommen. Sie übernahmen teilweise meine Vertretung und haben durch meine Familienzeit etwas mehr Arbeit bekommen. Dennoch freuten sie sich mit mir, dass ich diese wertvolle Zeit mit meiner Frau und unserem Sohn verbringen konnte.“, so Spicker. Das Monat war für ihn eine bereichernde Erfahrung. „Ich wollte meine Frau nach der Geburt bestmöglich unterstützen und die ersten Lebenswochen unbedingt gemeinsam mit unserem Sohn verbringen. In dieser Zeit habe ich Erfahrungen gemacht, die ich nie wieder vergessen werde. Wir haben die vier Wochen zum ersten Mal als junge Familie erlebt und gemeinsam die ersten Herausforderungen gemeistert.“
Fazit | Familienzeitbonus Papamonat
Das Papamonat ermöglicht Vätern eine unwiederbringliche, eindrückliche Erfahrung. Gut vorbereitet ist dies für nahezu jeden Betrieb handhabbar und zusätzlich ein echtes Attraktivitätsplus bei potenziellen und bestehenden Mitarbeitern. Auch bei der Väterkarenz hat es lange gedauert, bis sich diese gut etabliert hat. Den Ansprüchen jüngerer Generationen nach zu urteilen, sollte dies bei der Familienzeit diesmal nicht allzu lange dauern. Fabian Spicker hat diesbezüglich nur eine Botschaft für werdende Väter: „Wenn möglich, unbedingt machen!“. Und das sollte sinngemäß auch für die Unternehmen gelten.
1 Jahr Familienzeitbonus (Papamonat) – eine Zwischenbilanz