Wie können erfahrene Expatriates davon überzeugt werden, dass auch sie in einem interkulturellen Training noch etwas lernen können? Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten, wenn Sie es mit erfahrenen Expatriates zu tun haben, für die dennoch eine interkulturelle Weiterbildung vorgesehen ist.
Nichts ist schwieriger als erfahrene Expatriates zu einem interkulturellen Training zu überreden. Die Frage, ob sie vor ihrer vierten oder fünften Entsendung ein interkulturelles Training in Anspruch nehmen möchten, verneinen sie meistens lächelnd: Nein, das bräuchten sie wirklich nicht mehr. Was könnten sie denn noch Neues lernen…?
Das ist leider ein Trugschluss. Langjährige Berufserfahrung im Ausland schützt nicht vor Vorurteilen oder ethnozentrischem Denken. Blinde Flecken in Wahrnehmung und Urteilen sind Fallstricke, denen auch erfahrene Expatriates leicht anheimfallen und so im ethnozentrischen Denken steckenbleiben. Die Entwicklung interkultureller Kompetenz geschieht nicht von allein.
Empathie, Ambiguitätstoleranz, Perspektivenwechsel oder Praktizieren des interkulturellen Dialogs, um nur einige Aspekte zu nennen, sind Kompetenzen, die nicht nur mit den Jahren aufgebaut werden, sondern in einer Lernumgebung immer wieder bewusst praktiziert und mit neuem Input fundiert werden sollten. Darüber hinaus ist es sehr nützlich, fundamentalen Unterschieden in Denkweisen und Gesellschaftsstrukturen auf den Grund zu gehen, um so Erklärungen für kulturell unterschiedliche Verhaltensweisen zu finden und schließlich in der Zusammenarbeit sinnvolle Synergien zu schaffen.
Was brauchen nun erfahrene Expatriates, damit ein interkulturelles Training für sie ein Gewinn ist?
Dazu ein Beispiel
Ein Kunde, der schon seit 15 Jahren als Expatriate in unterschiedlichen Ländern lebt, lehnte zunächst das Angebot von seiner HR Managerin für ein interkulturelles Training ab, da er meinte, aufgrund seiner Erfahrungen könne er nicht mehr viel Neues lernen. Er ließ sich dann dennoch auf das Training ein, da ihn die Inhalte neugierig machten. Im Feedback zum Training räumte er erstaunt ein, dass er neue Einsichten gewonnen hätte. Er erzählte: „Ich wurde überrascht. Ich habe mich noch nie mit meinem kulturellen Bewusstsein aktiv auseinandergesetzt oder darüber nachgedacht, bei welchem meiner Werte ich keinen Kompromiss machen will. Vor allem waren mir die grundsätzlich unterschiedlichen Ausgangspositionen im Denken und Handeln zwischen Asien und Europa nicht bewusst. Ich kann nun Zusammenhänge zwischen hierarchischen Strukturen, Kindererziehung und Verantwortungsbewusstsein herstellen. Ich kann jetzt Verhaltensweisen erklären, die ich bislang nur respektiert und hingenommen hatte. Jetzt habe ich eine Erklärung dafür. Mein Zugang bis jetzt war Learning-by-Doing. Durch meine langjährige Arbeitspraxis erweiterte ich mein Kulturwissen. Ich kann von mir sagen, dass ich immer ein gutes Gefühl für die Menschen hatte. Aber jetzt verstehe ich Hintergründe, Strukturen, Denkmuster. Ich muss zugeben, dass meine Erfahrung und meine langjährige Arbeitspraxis gepaart mit den Inhalten dieses interkulturellen Trainings eine ideale Kombination sind. Ich denke, dass ich bei meinem nächsten Auslandsaufenthalt noch mehr profitieren und mich auch rascher anpassen kann, weil ich grundlegende Kenntnisse erwarb. Aber auch mein Blickwinkel hat sich geändert. Ich sehe nun unterschiedliche Wertehaltungen nebeneinander. Ich habe aufgehört, sie zu bewerten, das ist eine ganz neue Perspektive für mich, die ich als sehr wertvoll erachte. Interkulturelle Kompetenz wird einem wahrlich nicht in die Wiege gelegt!“
Interkulturelle Trainings für „Fortgeschrittene“ behandeln auf einer Metaebene Wertehaltungen, sozio-historische und sozio-ökonomische Zusammenhänge, Gesellschaftsstrukturen und Denkmuster in einem globalen Kontext. Im Training stehen Selbstreflexion, Erkennen von globalen kulturellen Zusammenhängen, eigene Denk- und Handlungsmuster sowie kulturell unterschiedliche Organisationsstrukturen im Mittelpunkt. Ziel ist es, in einer guten Zusammenarbeit Synergien zu finden. Meinem Kunden gelang es, lokale kulturelle Erscheinungsformen in einen globalen Gesamtzusammenhang zu stellen und dadurch den Perspektivenwechsel vorzunehmen – ein Zeichen hoher interkultureller Kompetenz. Letztlich, so schrieb er mir nach einigen Wochen an seinem neuen Dienstort in einem asiatischen Land, führte er den so genannten kulturellen Dialog mit seinen Mitarbeitern ein – ein Tool, bei dem kulturelle Unterschiede auf einer Metaebene betrachtet und erklärt werden.
Auch wenn Expatriates über viel Erfahrung verfügen – die Entwicklung interkultureller Kompetenz ist ein lebenslanger Lernprozess. Interkulturelle Trainings für Fortgeschrittene unterstützen Ihre Mitarbeiter bei diesem Lernprozess.
Tipps für interkulturelle Trainings für Fortgeschrittene:
- Überreden Sie auch sehr erfahrene Expatriates, an für sie maßgeschneiderte interkulturellen Trainings teilzunehmen
- Vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern, dass die Entwicklung interkultureller Kompetenz ein lebenslanger Lernprozess auf der Grundlage von Praxis und Theorie ist
- Stellen Sie die Entwicklung von interkultureller Kompetenz in den Rahmen der Kompetenzentwicklung von Führungskräften
- Stellen Sie sicher, dass die Inhalte interkultureller Trainings für erfahrene Expatriates entsprechend anspruchsvoll sind
- Bieten Sie interkulturelle Weiterbildungen mit unterschiedlichen Inhalten und Zielsetzungen an – für unerfahrene, mäßig erfahrene und sehr erfahrene Expatriates
- Ermöglichen Sie regelmäßigen Austausch von erfahrenen Expatriates mit interkulturellen Experten
Interkulturelle Trainings für Fortgeschrittene