Feedback ist wichtig um zu lernen. Feedback ist ein Katalysator um zu lernen. Ohne Feedback kein Lernen. Diese ohne andere Sätze liest und hört man häufig. Aber warum eigentlich ist Feedback so wichtig? Und wie lernt man eigentlich aus Feedback?
Feedback wird allgemein als ein sehr wichtiger Teilaspekt von Lernprozessen beschrieben. Aber nur selten wird argumentiert oder erläutert warum Feedback so wichtig ist. Dabei ist ein grundsätzliches Verständnis der Wirkungsebenen extrem hilfreich. Um sich selbst zu entwickeln oder auch im bspw. in Coachingprozessen andere dabei zu unterstützen
Lernen aus Feedback
Viele (frühe) Konzepte von „Lernen“ gehen von dem sehr individualistischem Zusatzerwerb von Kompetenzen, Wissen und Fertigkeiten durch Training und Schulung aus. Eines jener Modelle die diese simple Sichtweise wesentlich erweitern ist jenes der unterschiedlichen Lernschleifen (learning loops), das oft auf Arbeiten der Autoren Argyris und Schön aus den 70er Jahren zurückgeführt wird.
Die Grundannahme, die dem Modell zugrunde liegt, ist simpel: Wir tun was wir tun in einem bestimmten Kontext oder Handlungsrahmen. Wir tun was wir tun aufbauend auf Grundannahmen über das was richtig oder falsch ist. Wir tun was wir tun auf Basis der Kompetenzen die wir erlernt haben, die unsere Handlungen bestimmen. Und wir erhalten nach unserem Handeln Ergebnisse.
Diese Ergebnisse werden uns durch Feedback sichtbar gemacht und erlauben uns zu hinterfragen und zu reflektieren ob das was wir erreicht haben auch das ist, was wir erreichen wollten. Es findet eine Lernschleife statt, die auf drei Ebenen erfolgen kann.
Lernschleife 1: Das System optimieren
Die erste und einfachste Lernschleife ist jene in der man nicht das „System“ hinterfragt, sondern versucht das System zu optimieren. Wenn wir Rückmeldung erhalten, dass die Präsentation die wir gehalten haben nicht optimal war und verändern beim nächsten Mal darauf aufbauend etwas. Wir bringen andere Argumente, wir bringen andere Grafiken, wir reden lauter oder leiser, wir feilen an unseren Präsentationskompetenzen, etc. Oder kurz um: Wir wollen die Dinge richtig tun!
Lernschleife 2: Das System hinterfragen
In der zweiten Lernschleife gehen wir tiefer. Wir hinterfragen die eigenen Grundannahmen, die zu unseren Handlungen geführt haben. Wir nehmen das Feedback nicht nur auf einer unmittelbaren Handlungsebene war, wir hinterfragen uns selbst. Wenn wir Rückmeldung erhalten, dass wir zu Mikromanagement neigen könnten wir daraufhin hinterfragen, welche Glaubenssätze dahinter liegen. „Ich kann es am besten.“, „Ich bin am schnellsten.“ oder „Wenn ich es gleich selber mache ist es auch garantiert so wie ich es will.“ sind ggf. innere Glaubenssätze die der Antreiber für Mikromanagement oder fehlende Delegation sind. Ändere ich diese Grundannahmen, ändert sich auch mein Verhalten. Oder kurz: der Fokus liegt darauf die richtigen Dinge zu tun!
Lernschleife 3: Das System verändern
Die dritte Lernschleife geht nochmals tiefer. Auf ihr ist Lernen transformational. Wir hinterfragen und ändern nicht nur unsere Grundannahmen, wir hinterfragen unsere Sichtweise auf das gesamte System. Wir versuchen nicht nur einen falschen Glaubenssatz in einen richtigen zu verändern – wir hinterfragen was überhaupt „richtig“ bedeutet und was für einen selbst „das Richtige“ ist. Wir lernen auf einer Meta-Ebene und sehen nicht nur die Situation sondern den gesamten Kontext. Wenn ich in beruflichen Situationen immer wieder gewisse Belastungen erlebe, dann kann ich auch mein Wunschbild von Beruf (und Leben allgemein) hinterfragen. Der Fokus liegt darauf „richtig“ für sich selbst zu definieren. Das ist Transformation.
Ein Beispiel
Ein schnelles Beispiel aus meiner eigenen Biographie als Selbstständiger. Sie kennen ja den Witz, oder? Warum heißt es eigentlich „Selbstständiger“? Weil man „selbst“+“ständig“ arbeitet.
Die drei Lernschleifen auf Menschen denen es ähnlich geht angewendet die am Thema Work-Life-Balance arbeiten wollen:
- Auf einer ersten Lernschleife könnte man hinterfragen wie man sich die arbeit organisatorisch am besten gestaltet. Man sucht nach den besten Tricks zur Effizienzsteigerung. Man sucht nach „Life Hacks“. Man sucht nach Tools und Apps die einem helfen. Man versucht schneller, effizienter oder besser zu werden. Wir bleiben im Hamsterrad, aber lernen effektiver zu laufen.
- Auf einer zweiten Lernschleife könnte man hinterfragen was einen daran hindert in der Vielzahl an Aufgaben die richtigen Prioritäten zu setzen. Man könnte hinterfragen warum man gefühlt zu viel arbeitet. Man könnte sich Glaubenssätze stellen wie „Nur harte Arbeit ist ehrliche Arbeit“ oder „Als Unternehmer bin ich für alles selber verantwortlich“ oder „Es gibt keinen der es so gut kann wie ich selber“. Man könnte dadurch lernen das Wichtige vom Dringlichen zu unterscheiden. Wir lernen das Hamsterrad – wenn wir wollen – anzuhalten, es nicht als Hamsterrad zu sehen oder bewußter, langsamer oder-wie-auch-immer-anders zu laufen.
- Auf einer dritten Lernschleife könnte man daran arbeiten zu erkennen, dass man drei Rollen „Unternehmer – Manager – Fachkraft“ in seinem Berufsleben erfüllen muss, und welche Spielregeln für diese drei Rollen gelten. Man könnte hinterfragen ob man bereit ist seinen alten Beruf als „Fachkraft“ aufzugeben und den neuen Beruf des „Unternehmers“ zu erlernen. Denn ein Unternehmer arbeitet am Unternehmen, Fachkräfte arbeiten im Unternehmen. Man könnte darüber hinaus hinterfragen was „Arbeit“ für das eigene Leben bedeutet und wie man sein eigenes Traumleben designen kann und welchen Anteil am eigenen Lebensglück der Arbeitsanteil haben soll. Man verlässt das Hamsterrad. Man sucht sich ein neues Hamsterrad. Oder baut sich aus zwei Hamsterrädern ein Hamsterfahrrad.
Drei Lernschleifen zum Erfolg
Ich habe mal den Satz gelesen: „Man lernt nicht durch Erfahrung. Man lernt indem man seine Erfahrungen reflektiert.“ Ein Satz der wohl Wahres in sich trägt. Und den fundamentalen Wert von Feedback und darauf aufbauender Reflexion betont. Viel Erfolg dabei!
Mit drei Lernschleifen zum Erfolg