Presencing – Führen von der Zukunft her
⇒ Veranstaltungs-Bericht II von Eva Selan
Prof. Otto Scharmer lehrt in Boston am MIT (USA). In Wien präsentierte er Presencing anhand der U-Theory am in einem spannenden Workshop. Hier auf HRweb finden Sie Veranstaltungsberichte und sie spiegeln 2 Sichtweisen dieses Tages wieder. Das Schöne ist: genau darum geht es bei Presencing: um das Verlassen des eigenen Blickwinkels. Lesen Sie selbst, wie 2 HRweb-Autorinnen diesen Tag erlebten:
- Veranstaltungs-Bericht I (Sabine Piotrowski): Presencing: Den Finger am blinden Fleck der Wirtschaft
- Veranstaltungs-Bericht II (Eva Selan): Otto Scharmer – fühlen was kommen kann [hier]
Weiterer HRweb-Artikel zum theoretischen Hintergrund: Presencing – Neue Lösungswege für neue Aufgaben von Eva Selan für HRweb, 13jan2011
Presencing – fühlen was kommen kann
Etwas Bekanntes endet, das Neue ist noch nicht da, noch nicht greifbar, alles ist im Umbruch. So fühlt sich Scharmer oft wenn er Unternehmen betrachtet. Zum Beispiel die Technologie bedingt eine völlig neue Arbeitsweise und Kommunikation (Stichwort Facebook & Co). Es finden so viele fundamentale Veränderungen statt, dass dieser ständige Wandel an sich beinah schon als alltäglich empfunden wird. Etwas muss zu Ende gehen und verabschiedet werden, um Neuem Platz zu machen.
Etwas endet, um Neues entstehen zu lassen
Scharmer wirft 2 Fragen in den Raum:
- Wo haben Sie die Erfahrung gemacht, dass etwas endet / stirbt?
- Wo haben Sie die Erfahrung gemacht, dass etwas neu entsteht?
Scharmer schafft es ausgezeichnet, trotz der großen Teilnehmerzahl, jeden Einzelnen zu aktivieren und rege Diskussionen in Kleingruppen entstehen zu lassen. In diesen Kleingruppen werden Antworten gefunden, die im Plenum geteilt werden.
Scharmer beginnt mit praktischen Beispielen, lädt die Teilnehmer ein, selbst Antworten zu finden, bevor er in die Theorie einsteigt.
Kernsätze
Kernsätze für mich waren an diesem Tag:
- Um den U-Prozess von Presencing durchwandern zu können, ist ein Verlassen der eigenen Muster notwendig, das Heraustreten aus dem eigenen Blickwinkel.
- Loslassen einer bekannten Welt. Kommenlassen einer noch unbekannten Welt. Das erfordert Mut. Und es erfordert ein Umfeld, das nicht wertet, das nicht zynisch ist.
- Die Distanz zum Ziel wird aufgehoben.
- Nicht nur Bestehendes / Gewesenes wird reflektiert, sondern diese Ebene wird schnell verlassen und dem Fühlen wird Raum gegeben. Fühlen was kommen kann.
- The wisdom in your hands is greater than the wisdom in your head will ever be. Die Intelligenz im Kopf ist begrenzt, da sie auf die Vergangenheit reflektiert. Daher ist sie eine Verlängerung der Vergangenheit. Es benötigt eine andere Intelligenz. Don’t think it, feel it!
Eine praktische Übung
Und genau hier setzt eine der letzten praktischen Übungen an:
In Paaren schildert jeder seinem „Coach“ ein Problem / Sachverhalt / Szenario / Situation die verändert werden soll. Nicht nur mit Hilfe von Worten, sondern mit Knetmasse in den Händen, die sukzessive Form annimmt. Anhand dieses Modells wird das individuelle Ausgangsszenario entlang vordefinierter Fragen Betrachtet. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ziel ist es, das Modell so zu verändern, dass es in der Zukunft passt. Das Ziel wird vor Augen geführt, Learnings daraus festgehalten.
So simpel diese Übung auch ist, so erstaunlich sind die Erkenntnisse.
Fazit
Generell war es ein spannender, erkenntnisreicher Tag, der viele neue Einblicke und Gedankenwege brachte!
Presencing: fühlen was kommen kann