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HRweb vor Ort | Konferenz Corporate Culture Day 2019: Orchestrating Culture mit einem Reigen an Maßnahmen

14Okt2019
5 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Zur Konferenz Corporate Culture Day 2019 lädt Business Circle nach Mauerbach. Es gibt einen PMI für die kulturelle Reise durch den Konferenztag. Es ist nicht der BMI (Body Maß Index) des Moderators Jörg Blunder (Coca-Cola European Partners), sondern seine drei Schritte auf dem Weg zu einem wirkungsvollen Kulturwandel.

Obwohl ja auch das Thema Kulturwandel an sich im Laufe der Konferenz in Frage gestellt wird, aber das ist ja gerade das Spannende. PMI also. Purpose – beginne immer mit einem „Weshalb“, einem „Wo wollen wir hin?“. Als nächstes, welches kollektive Mindset brauchen wir dazu im Unternehmen und wie lassen wir das entstehen? Und schließlich das I für Implementation: Welche Maßnahmen bringen Kulturwandel zum Leben? Soviel zum Reiseplan.

 

Event-Eckdaten:
Corporate Culture Day | Wien | Veranstalter: Business Circle | 7okt2019

 

Corporate Culture Day: Kultur-Einblicke in Farben und Tönen

Wir starten. Frisch angereist aus New York bringt uns der gebürtige Steirer und Musiker Johannes Flecker durch seine Begeisterung mit „Orchestrating Purpose“ zum Texten und Singen. „Mit Musik lässt sich besser ausdrücken, was uns bewegt, welche Gefühle und Gedanken in einer Organisationskultur vorhanden sind“, erzählt Flecker.

Als nächstes kommt Farbe in die Kultur: Simon Sagmeister (The Culture Institute, Zürich) hat ein Tool entwickelt, das die konstituierenden Elemente einer Kultur in unterschiedlich großen, färbigen Waben darstellt. So kann man auf einem Blick anschaulich und intuitiv erkennen, wie sich z.B. die „klassischen Player“ im Automobilbusiness und die „neuen Player“ aus Silicon Valley unterscheiden. Im einen Fall wird Innovation über bessere Lösungen, Erfahrung und Perfektion gespeist, im anderen Fall über Vision, neu denken und Entschlossenheit. Erkennen, hinterfragen statt kopieren ist die Devise dabei.

„Was bewegt uns in Unternehmen?“ fragt er dann ins Publikum. „Alte Schule“ ist Antrieb durch Angst (Druck) und Nutzen (extrinsisch, Prämie, Goodies). Der neue Weg ist im Menschen die Freude und den Sinn anzusprechen, zwei sehr starke intrinisische Motivatoren. D.h. der Zweck liegt im Handeln, man tut es gerne (Freude) und bei schwierigen Phasen gibt dann der Sinn die nötige Kraft zum Weitertun.

Mindset: So geht´s!

Magdalena Rogl (Microsoft Deutschland) illustriert anschaulich, wie wichtig die Haltung von lebenslangem Lernen im Wandel ist. Sie selbst hat als alleinerziehende Mutter von Kinderpflegerin auf Social Media Expertin umgesattelt. Und nichts geht verloren – sie nutzt die „neuen“ und „alten“ Fähigkeiten um die Mitarbeitenden als Markenbotschafter (durch Nutzung der sozialen Netzwerke) zu gewinnen und ihnen Mut und Vertrauen zu schenken. „Mindset ist uns viel wichtiger als das konkrete Wissen und die Ausbildung,“ sagt sie. Das wird stark getragen durch den neuen CEO von Microsoft, Satya Nadella: „Don´t be a know-it-all, be a learn-it-all“.

Angelika von der Assen (Axpo Holding AG, Zürich) stellt ihren Weg für eine agilere Kultur in dem größten Schweizer Energieunternehmen dar: Mindfulness. Mindfulness/Achtsamkeit bedeutet aufmerksam zu sein auf das, was im gegenwärtigen Moment passiert und das in einer Haltung der Neugier und des Wohlwollens. „Das passt doch perfekt zu den Ansprüchen der Agilität! Es ist praktisch dasselbe: Offenheit, Fokus, Respekt, Mut…“ erzählt sie mit einem Lachen. Sie selbst hat sich als eine der ersten in der Schweiz im Programm von Google „Search inside yourself“ ausbilden lassen und Achtsamkeit hat ihr Leben sehr verbessert und bereichert.

Aber wie bringt man das jetzt ins Unternehmen? Z.B. durch ein zielgruppenorientiertes Naming, ein völliges Entkleiden vom spirituellen Kontext, wissenschaftliche Fakten: „Inner Engineering“ nennen sie das Programm mit 10 Modulen á 90 Minuten. „Und bitte nicht über das betriebliche Gesundheitsmanagement!“ rät sie. Die Teilnehmer waren begeistert und bald haben sie selbst regelmäßige Meditationsgruppen im Unternehmen ins Leben gerufen.

Noch Ideen gefällig?

Reza Razavi hat vor drei Jahren bei BMW einen „Connected Culture Club“ gegründet. Mit der Bewegung für einen „joyful & human centered workplace“ sprechen sie Menschen über verschiedene Aktivitäten, wie Film („Stille Revolution“) oder Podiumsdiskussionen an. Ziel ist die Transformation (Erneuerung, Zukunft als Bezugspunkt), nicht nur der Change (Verbesserung, Vergangenheit als Bezugspunkt). Als geflügeltes Bild dient die Raupe, die sich in der Imagophase in ein völlig neues Lebewesen verwandelt.

Die Markengastronomiekette und Franchisegeber „L`Osteria“ hat sich ebenfalls auf die kulturelle Reise begeben und investiert maßgebliche Ressourcen in die Kulturentwicklung. „Wir haben mit Interviews zu aktuell gelebten Kultur begonnen, haben ein Leitbild entwickelt, eine Roadshow gemacht und ein internes Kulturteam unter der Leitung des CEO etabliert. Kultur ist Chefsache“, erzählt Mirko Silz. Mit ihm dabei sind zwölf junge Leute, die „WIR-Botschafter“ in den Restaurants und in den Headoffice-Abteilungen sind. Mit viel Esprit und Begeisterung „kochen“ sie uns vor, welche Eigenschaften ein Wir-Botschafter braucht. Ergänzende Maßnahmen sind ein freiwilliger „People Day“ im Jahr, eine HR-Abteilung die „People Relations“ heißt und eine APP für die Mitarbeitenden in den Restaurants, die mit Gamingeffekt Kultur-Know-how abfrägt.

Corporate Culture Day 2019

Foto oben: links Mirko Silz (L`Osteria) und seine WIR-BotschafterInnen

Oder lassen wir es doch einfach sein??

Corporate Culture Day 2019Szenenwechsel. Ein Mann mit einem T-Shirt „Robert. Der Distrust-Buster“ trägt einen bunten Plastikzaun auf die Bühne. „Das ist der Zaun in unserem Kopf“, sagt er. „Wenn ich ein Unternehmen berate schaffe ich am ersten Tag folgendes ab: Arbeitsverträge, Stempeluhren, Urlaubsregeln, Arbeit an Werten, Kulturentwicklung, verordnete Weiterbildung, Zielvereinbarungen und Jahresgespräche.“ Denn all das schaffe bloß Misstrauen. Menschen wollen und brauchen einfach nur Vertrauen und wollen in Ruhe wirksam sein: „Funktionslust“ bzw. der Überlebenstrieb – planen, machen, Ergebnis betrachten, nochmals machen oder besser machen…

Foto links: Moderator Jörg Blunder (Coca-cola European Partners) und Robert Ehlert (der Distrust Buster)

Was man einzig kennen und besprechen muss, sind die Lebensmotive und Ziele der Mitarbeitenden und dafür nimmt er sich in seinen Unternehmen viel Zeit. Robert Ehlert führt drei Unternehmen und berät viele weitere. Das System kennt immer die Lösung. Die Menschen sind immer die richtigen. Gemeinsam wird ein Entwicklungsplan gemacht: „Was willst du mit deiner Lebenszeit in diesem Unternehmen anfangen?“ Es gibt eine Vertrauensvereinbarung (dass die Entwicklung eintritt), für jeden eine Kreditkarte um Ideen sofort umsetzen zu können, transparente Zahlen im Intranet, das Wunschgehalt und keinerlei „stupid rules“. Statt Wertschätzung gibt es Anerkennung vom Herzen. „Ich hatte nur zwei Erfahrungen/Personen seit 1996, wo es schief gegangen ist“, sagt er.

„Raus aus dem Zaun der Mainstream-Begrenzungen, rein ins Vertrauen!“ gibt der Unternehmer (u.a. Ludwig Leuchten) den Teilnehmenden als Credo mit. Auf jeden Fall ein disruptiver Auftritt ;-), der zum Nachdenken anregt und auch auf Widerstand stößt. Apropos Leuchten und Licht: Ein inspirierender Abschluss der Konferenz ergibt sich durch Christoph Bader (Wertefabrik). Arbeit MIT und nicht an den Mitarbeitern schlägt er vor und warnt vor zu trivialen Leitbildern und Kultur-Sätzen.  „Von innen strahlen – authentisch, anziehend und mühelos – statt von außen zu glänzen wie eine Diskokugel, die die Inszenierung und Taktik braucht…!“

(c) Foto zum Corporate Culture Day: Silena S. Piotrowski

 

 

 

 

 

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