Welche sind die top-gefragtesten Inhalte, wenn es um HR-Ausbildungen geht? Sind es v.a. knallharte Fakten oder doch lieber kuschelweiche Skills?
Auch wenn ich bereits vor meinem Experten-Interview vermute, dass ich hinsichtilch hard versus soft ein „sowohl als auch“ erhalten werde, stelle ich die Frage dennoch und erhalte detaillierte und begründete Antworten. Danke dafür!
Experten-Interview
Welche Inhalte sind in Ihren HR-Ausbildungen derzeit besonders nachgefragt?
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ): Wir merken, dass der Trend nach Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen mit Abschlussdiplom weiter anhält. Teilnehmende wollen nicht nur ihre Kompetenzen erweitern, sondern auch das neu erworbene Wissen durch eine Prüfung bzw. unternehmensrelevante Fallarbeit unter Beweis stellen. Aktuell besonders stark von Personalisten nachgefragt sind der Lehrgang Personalentwicklung, Lehrgang Personalcontrolling und Lehrgang Compensation & Benefits. Die Nachfrage nach unseren ÖPWZ-Arbeitsrechtsseminaren ist ungebrochen. Deshalb bauen wir diese weiterhin aus.
Mag. Victoria Schmied (ÜBERALL scene development): Wir sehen einen starken Trend Richtung Workshops und Inhalten, die von Personen mit HR-Funktion für Personen mit HR-Funktion gemacht werden. Dabei steht vor allem das Lernen aus bereits erfolgreich umgesetzten Projekten, Kampagnen, Maßnahmen und Strategien im Vordergrund. Inhalte die keine reinen Statistiken oder theoretische Ergebnisse liefern, sondern tatsächlich bereits umgesetzt und damit greifbare Erfolge. Wobei nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge, Fehler die gemacht und Probleme die bewältigt werden mussten. Generell ist ein produktives Feedback- und Fehlerkultur eine unglaublich wertvolle Ressource die, die HR-Community noch mehr und aktiver nutzen sollte.
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger (FHWien der WKW): Je nach Bereich sind es unterschiedliche Schwerpunkte:
- Im Bereich Human Resource Management: Arbeitsrecht im Kontext neuer Arbeitswelten, Rekruting & E-Rekruting, International Human Resource Management.
- Personalentwicklung: Development Center, E-Training & E- Didaktik, New Workplace Learning
- Organisationsentwicklung: Transformations- & Veränderungsmanagement, Strategisches Management & Wirtschaftsethik bzw. Nachhaltigkeit, Agilität und neue Arbeitswelten, systemische Organisationsberatung.
Mag. Brigitte Rudow, MBA (SMBS-University of Salzburg Business School): Employer Branding, Personnel Requirements and HR-Life Cicle: From Onboarding to Offboarding, Trends in Recruiting and Training, Digitalisierung, New Social Media & Recruiting, Leadership & HR-Management, Strategisches HR-Management, People Management, Personalentwicklung, Sozialrecht aus Praxis-Sicht, Benefits, alternative Arbeitszeitmodelle, umfassendes betriebswirtschaftliches Know-how.
Liegt der Fokus Ihrer Teilnehmer tendenziell eher auf HR-Hard Facts oder eher auf Soft Skills / Persönlichkeitsentwicklung?
Mag. Angelika Brändle (Fachhochschule des BFI Wien): „In HR-Practice, soft skills make HR-Hard Facts come alive.“ Aus meiner Sicht ist daher eine ausgewogene Kombination aus Fachwissen und Soft Skills eine gute Voraussetzung, um die Theorie mit der Praxis zu verbinden und neu Erlerntes erfolgreich in den Berufsalltag einfließen zu lassen.
Die dynamische Entwicklung der Arbeitswelt und die verstärkte Kollaboration über Organisations- und Ländergrenzen hinweg bringt frischen Wind für unterschiedliche HR-Rollen. In diesem Rahmen stellen sich auch unsere Studierenden die Frage: Welche Soft Skills sind denn zentral für die (neue) Arbeitswelt?
Gerade im schnellen, dynamischen und komplexen Umfeld spielen die „Klassiker“ der Soft Skills nach wie vor eine große Rolle. Kommunikation, Kollaboration in Teams, interkulturelle Kompetenzen, sowie Führung und etwas neuere Tendenzen wie virtuelle Formen der Zusammenarbeit tragen wesentlich zu einem erfolgreichen Miteinander bei und sind zentral dafür ob es uns am Arbeitsplatz gefällt.
Bei der Aktualisierung unseres Masterprogramms „Strategic HR Management in Europe“ haben wir auch genau diese Bereiche verstärkt: Im Rahmen der Lehrveranstaltungen „Self Reflection & Inquiry“, „Employee Communication & Participation“, „Leadership & Motivation“, „Coaching and Consulting HR Stakeholders“ kommen HR-Hard Facts nicht zu kurz, der Schwerpunkt liegt aber klar auf der „soften Seite“.
Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA (Donau-Universität Krems): Es ist der gute Mix, der es ausmacht. Die HR-Hard Facts bilden die essenzielle Basis, um technisch für die täglichen Herausforderungen des HR gerüstet zu sein. Besonders wichtig ist es in unserem Lehrgang, sich die Medienkompetenzen zu erwerben, die für den Einsatz digitaler Tools im HRM unbedingt erforderlich sind. Durch das Anwenden diverser Tools während des Studiums erwerben die Studierenden diese Kompetenzen sozusagen als Nebeneffekt. Fundierte Kenntnisse in Projektmanagement und Bildungscontrolling sehen die Studierenden ebenso als unbedingt notwendiges Rüstzeug für Ihre Karriere im HRM an. Nahezu allen Studierenden ist es jedoch ein großes Anliegen, entscheidende Veränderungen in der Unternehmenskultur mitgestalten zu können – und dafür braucht es eben ein hohes Maß an Soft Skills.
Die Gesprächspartner
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger FHWien der WKW GmbH Mag. Armand Kaáli-Nagy ÖPWZ Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum Mag. Brigitte Rudow, MBA SMBS-University of Salzburg Business School Mag. Victoria Schmied ÜBERALL scene development Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA Donau-Universität Krems Mag. Angelika Brändle Lektorin & Fachbereichsleiterin Arbeitsgestaltung und HR Management, Strategic Human Resource Management in Europe Fachhochschule des BFI Wien |